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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Entgegnung ab: Lautete die Erwiderung »Dann beleidigt mich nicht« , dann bedeutete das, der Rat war nicht willkommen. Hieß es hingegen in etwa »Gute Absichten sind niemals eine Beleidigung« , dann war man dazu aufgefordert, weiterzusprechen. Unsicher ging Wynter am Feuer in die Hocke und blinzelte durch den Rauch.

    »Ich bin nicht beleidigt, lucha «, versicherte Úlfnaor. »Ihr seid gut.«
    Dennoch zögerte Wynter noch, sie wusste, dass er sie nicht verstanden hatte. Razi achtete wie immer auf alles um ihn herum, und ohne vom Schachbrett aufzublicken, sagte er: »Meine Schwester würde gern etwas ansprechen, Úlfnaor. Aber sie möchte Euch durch die Frage nicht beleidigen.«
    Úlfnaor lächelte vergnügt. »Fragt mich, was Ihr wollt, lucha . Ich verspreche, dass ich nicht meine Hunde auf Euch hetze.«
    »Die Tiere, die Ihr gejagt und gefangen habt.« Sie machte eine Geste zu dem Mahl auf dem Kochfeuer, und Úlfnaor war plötzlich sehr aufmerksam. »Und das Holz, das Ihr zum Kochen gesammelt habt. Das ist nicht gestattet. Wenn die Kavallerie das sähe, würde sie …«
    »Wir brauchen eine Erlaubnis?«, fragte er traurig.
    Wynter nickte.
    »Selbst hier?« Er deutete auf den dichten Wald um sie herum.
    Erneut nickte sie, und Úlfnaor sah sich niedergeschlagen um. »Selbst hier«, wiederholte er.
    »Úlfnaor«, fragte Wynter behutsam weiter. »Ist es sehr schlimm geworden? Oben im Norden? Hat sich die Lage verschlechtert?« Auf seine wortlose Bestätigung hin schüttelte sie verzagt den Kopf. »Aber als ich von dort abreiste, vor etwa vier oder fünf Monaten, hatte Shirken … Nun, es hatte sich alles etwas beruhigt. Es hieß, es sollte ein Abkommen mit Eurem Volk getroffen werden, es ging die Rede von Wegerechten, von zeitlich unbegrenzten Jagd- und Sammelrechten …«
    Der Aoire schnaubte. »Ja«, sagte er. »Es wurde geredet .«
    »Aber es wurde kein Abkommen unterzeichnet?«

    »Als der Rote Falke ging, alles war dahin«, sagte Úlfnaor. »Shirkens Hass kehrte zurück in sein Herz, und von Neuem er wütet nun gegen die Seinen. Sein Zorn zischt, zischt, zischt wieder gegen Das Volk. Der Rote Falke«, fuhr er wehmütig fort. »Mein Volk sagt, er ist ein großer, ein guter Mann. Aber er wurde fortgerufen zu früh, und jetzt …« Er breitete seine Hände aus, dass die vielen Ringe blitzten. »Alle guten Dinge zerbrechen, bevor sie bereit sind. Und mein Volk, es leidet.«
    Der Rote Falke. Der Hohe Protektor Lorcan Moorehawke. Wynter hatte seinen nordländischen Beinamen, der seinem üppigen dunkelroten Haar geschuldet war, schon beinahe vergessen gehabt. Bei dieser unerwarteten Erwähnung senkte sie den Kopf, unwillkürlich standen ihr die Tränen in den Augen. Lorcan. Er hatte sich so bemüht, hatte sich mit aller Kraft eingesetzt, und doch schien der Großteil dessen, was er bewirkt hatte, bereits wieder im Schwinden begriffen zu sein, so flüchtig wie ein Wall aus Schnee. Konnte das Gute nie Bestand haben? Würde es immer nur genau das sein – ein Wall aus Schnee? Wütend rieb sie sich die Augen und starrte in die Ferne.
    »Ist schon gut, kleine Maus.« Úlfnaors Stimme klang sanft, seine große Hand tätschelte ihre Schulter. »Wir sehen, was wir hier können tun, ja? Vielleicht heißt das Land, das uns den Roten Falken geschickt hat, Das Volk willkommen? Warten wir ab, wie unsere Geschicke sich fügen, wenn An Domhan erst weiß, dass wir sind hier.« Besorgt rüttelte er an ihrem Knie, damit sie ihn ansah. »Was tun sie hier?«, fragte er. »Wenn man keine Erlaubnis hat für das Jagen und Sammeln? Was machen die Soldaten, wenn sie kommen?«
    Wynter schniefte und wischte sich das Gesicht ab. »Für Orte wie diesen hier …« Sie zeigte in den dichten Wald.
»Orte, die nicht zunftgebunden sind, gibt es üblicherweise eine Buße. Versteht Ihr? Geld. Und natürlich zwingt man Euch, eine zu kaufen – eine Erlaubnis, meine ich.«
    Úlfnaor sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, als versuchte er, eine verborgene Bedeutung in ihren Worten aufzuspüren. »Sie wollen nur Geld?«, fragte er nach.
    »Ja.«
    »Dann gewähren sie die Erlaubnis?« Eindringlich musterte er ihr Gesicht, um sich zu vergewissern, dass er richtig verstand.
    »Genau.«
    Da verzog sich zu Wynters Überraschung Úlfnaors blasses Gesicht zu einem ungläubigen Grinsen. Er wartete immer noch ab, als rechnete er mit einem Haken, doch dann drückte er ihr das Knie und brach in schallendes Gelächter aus.
    Verwirrt sah sich Wynter im Zelt um. Ashkr

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