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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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was ihr heute Abend sehen werdet?«
    »Das fände ich wundervoll«, schaltete sich Wynter ein. »Ich würde sehr gern etwas darüber erfahren.«
    Christopher lächelte sie an. »Wirklich? Soll ich es jetzt gleich zeigen?«
    Sie nickte, Razi allerdings wirkte nicht ganz überzeugt.
    »Ich werde euch zeigen, so viel ich kann, bevor sie uns zum Essen holen.« Christopher humpelte in die Mitte des Zelts. »Ihr müsst euch keine Schritte im Einzelnen merken; von euch wird man nicht erwarten, dass ihr tanzt.«
    Wynter beugte sich zu Razi hinüber. »Mit den Wölfen können wir uns auseinandersetzen, Bruder«, raunte sie ihm ins Ohr. »Es ist nicht nötig, ihn zu zwingen, darüber zu sprechen.«
    Razi zog ein finsteres Gesicht und wandte seine Aufmerksamkeit schweigend ihrem Freund zu, der nun die langsamen Schritte des merronischen Tanzes vorführte und die einzelnen Gesten dazu erklärte.

     
     
    Zu Wynters Erstaunen fand das Abendmahl öffentlich statt. Als sie vor Ashkrs Zelt ankamen, war die vordere Seite des puballmór nach außen geöffnet und auf Pfähle gespannt, so dass die im Inneren Sitzenden in das Treiben draußen mit einbezogen werden konnten. Die gesamte Gesellschaft der Merroner war vor dem Zelt versammelt, saß auf Matten und Decken um viele kleinere Kochfeuer herum und plauderte. Drinnen waren Embla, Úlfnaor, Ashkr und Sólmundr.
    Razi blieb vor dem geöffneten Zelt stehen und verbeugte sich. Er wandte sich ausschließlich an Úlfnaor, woraufhin sich die Mienen der Edelleute beifällig erhellten. »Ich bedaure, dass wir ohne Gaben zu einer solch großzügigen Gesellschaft kommen«, sagte Razi förmlich. »Es beschämt mich, dass ich Eurer Freigebigkeit nichts hinzufügen kann.«
    Gnädig bedeutete Úlfnaor ihm durch ein Nicken, dass ihm vergeben sei.
    Nun erhob sich Embla, die Razi auf seinem Weg durch das Lager beobachtet hatte. »Eure Gesellschaft ist großzügig genug, Tabiyb«, sagte sie. »Sie erfreut uns mehr als jede Gabe.«
    Ashkr hatte sich auf dem Boden neben Sólmundrs Seite des Bettes ausgestreckt, eine halb gespielte Partie Schach vor sich. Jetzt gackerte er wie eine Henne in sich hinein, und Embla warf mit gutmütiger Nachsicht das Haar zurück.
    »Verzeiht meinem Bruder«, sagte sie mit katzenhafter Gelassenheit. »Sein Gehirn ist in seiner Hose.«
    Immer noch erheitert lächelte Ashkr die Gäste an. Sólmundr, der auf der Seite lag und den Kopf in den Arm gestützt hatte, lachte leise vor sich hin.
    Úlfnaor hingegen schüttelte väterlich tadelnd den Kopf über das kindische Benehmen der Edlen, dann stand er mit einer kleinen Schüssel in der Hand auf und bedeutete Christopher
und Wynter, dass er ihnen seinen Platz an Emblas Seite überließ. Sie verneigten sich, und der Aoire lief um sie herum zum Feuer, wo er sich neben Wari und Hallvor niederließ.
    Verblüfft stellte Wynter fest, dass der Hirte Teig aus seiner Schüssel nahm und daraus kleine Fladen formte. Machte er etwa Pfannkuchen? Der große und erhabene Aoire buk Pfannkuchen? Wynter konnte es nicht fassen. Diese Merroner waren einfach unglaublich – Wynter wurde nicht schlau aus ihnen.
    Als er den warmen, süßen Duft des frisch gebackenen Kastanienteigs schnupperte, blieb Christopher mitten im Eingang stehen und sah den Aoire mit wehmütiger Miene an.
    »Scón«, flüsterte er.
    Úlfnaor lächelte. »Es dauert nicht mehr lange. Dann wir essen.«
    Christopher hockte sich neben ihn ans Feuer und sah beim Kochen zu, und Wynter stellte sich hinter ihn. Der Geruch nach gebratenem Fisch und Geflügel war köstlich.
    Úlfnaors Hunde lagen gehorsam am Rande der Feuerstelle und folgten jeder seiner Bewegungen. Die restlichen Kriegshunde hatten sich um ihre Herren herum ausgebreitet und musterten die Neuankömmlinge mit großen braunen Augen. Eines der Tiere lag sogar auf den Decken neben Sólmundr, den riesigen Kopf auf sein Bein gebettet.
    »Tabiyb.« Embla streckte Razi die Hand entgegen und lud ihn ein, sich neben sie zu setzen.
    Er schielte zu Wynter und Christopher; Wynter grinste ihn neckend an, Christopher aber war völlig von den Kochvorgängen am Feuer gefesselt. Noch zögerte Razi, dann zog er unvermittelt den Kopf ein und duckte sich ins Zelt hinein. Embla nahm sein Gesicht zwischen die Hände und küsste
ihn auf den Mund, und er erwiderte ihren Kuss schamlos feurig, wobei seine Hand auf ihre Hüfte wanderte. Dicht aneinandergepresst verharrten sie so lange in dieser Haltung, bis Ashkr ein lautes ts, ts ausstieß,

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