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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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passieren wird, wenn er versucht, Jonathon mit solchen Verbündeten den Thron zu entreißen? Das Volk wird sich gegen ihn auflehnen. Es herrscht immer noch zu viel Verbitterung seit der Haun-Invasion. Außerdem …« Sie hielt inne. »Außerdem ist da noch Vaters Erfindung, Razi. Dieser Apparat. Diese Blutmaschine.«
    Wynter konnte kaum noch erkennen, wie Razi die Hand hob und sich damit über die Augen strich. Leise regte sich Christopher auf seiner Schlafmatte.
    »Wisst ihr etwas darüber?«, fragte sie.
    »Nein«, gab Razi zurück. »Nur, dass mein Vater sie zu fürchten scheint. Und mein Bruder muss sie irgendwie in seine Gewalt gebracht haben.«
    »Vater … Vater ging bei der bloßen Vorstellung, sie könnte benutzt werden, in die Knie, Razi. Was es auch sein mag,
allein bei der Erwähnung verzweifelte er. Offenbar haben unsere Väter den Apparat früher einmal benutzt, gegen Ende der Haun-Invasion.«
    »Genau«, wisperte Razi. »Unmittelbar bevor das Verlorene Hundert aus dem Königreich vertrieben wurde.« Er warf Christopher einen Seitenblick zu. »Erinnerst du dich noch, dass ich dir vom Verlorenen Hundert erzählt habe, Chris? Adel und Kaufleute der Haunardier, die gemeinsam mit dem Rest ihres Volkes zu Kriegsende verbannt wurden?«
    Im trüben Licht zuckte Christopher mit den Schultern, als hätte er es vergessen oder damals nicht richtig aufgepasst.
    »Soweit ich es verstanden habe, einigten sich unsere Väter sofort nach ihrer ersten Benutzung darauf, diese Maschine zu verstecken«, erzählte Wynter. »Warum, weiß ich nicht.«
    »Und jetzt benutzt dein Bruder sie, um der Krone zu drohen«, befand Christopher. »Sieht aus, als wäre dein Vater doch nicht so wahnsinnig, wie es den Anschein hatte, Razi.«
    »Grundgütiger«, stöhnte Razi. Als er sich gegen seinen Sattel lehnte und die Hände aufs Gesicht legte, hörte man ein Rascheln. »Meine verfluchte Familie.«
    Auf der Schwärze ihrer verschränkten Beine sahen Wynters Hände aus wie geisterhafte Seesterne. Kurz rang sie innerlich mit sich, dann fragte sie ruhig: »Hast du die Kavallerie gesehen, Razi? Hast du ihre Fahnen gesehen?«
    Bedeutungsschwere Stille entstand.
    »Razi?«
    »Ja«, antwortete er endlich. »Ich habe sie gesehen.«
    »Was meinst du, ist …«
    »Wynter?« Seine Stimme klang unendlich müde. »Könnten … könnten wir das auf morgen verschieben?«
    Wieder folgte drückendes Schweigen.

    »Ich übernehme die erste Wache«, erklärte Christopher schließlich und klatschte sich mit der Hand leicht auf den Oberschenkel. Er wickelte sich in seinen Umhang und lehnte sich aufrecht an den Sattel.
    »Ist gut«, seufzte Razi. »Danke, Chris. Weck mich, wenn der Mond im Zenit steht, dann löse ich dich ab.«
    »Weck ihn, wenn der Mond sein erstes Drittel erreicht hat, Christopher. Ich übernehme dann die Wache nach Razi.«
    »Gar nichts wirst du …«, protestierte Razi, doch Christopher fiel ihm ins Wort.
    »Ist gut. Nach mir kommt Razi und dann du. Es wird uns guttun, mehr Schlaf zu bekommen.«
    Razi hob den Kopf und bedachte sie beide mit einem, wie Wynter zu erkennen glaubte, finsteren Blick. »Zum Teufel«, knurrte er. »Ich sollte euch wegen Gehorsamsverweigerung auspeitschen lassen!« Damit drehte er ihnen den Rücken zu und ließ sich missmutig auf seinen Sattel fallen.
    Wynter grinste Christopher an. Er beobachtete sie, doch sie konnte seine Miene in der Dunkelheit nicht deuten.
    »Schlaf jetzt«, sagte er ruhig.
    Plötzlich war sie ihm so dankbar, dass sie beinahe weinen musste. »Gute Nacht, Christopher. Ich bin froh, dass wir uns alle wiedergefunden haben.«
    Sie hörte ihn schlucken. »Ja. Und jetzt schlaf endlich. Bis morgen.«
     
     
    Wieder fand der Räuber sie. Sein Gelächter erfüllte die Finsternis. Dieses Mal riss sie ihm die Kehle auf, zerfetzte sein Fleisch mit Fängen, die zu besitzen sie nicht geahnt hatte. Als sie die Zähne in seinen Hals schlug und sein Blut – heiß, süß und köstlich – in ihren Mund floss, schrie etwas in ihr
verzweifelt auf. Doch es kümmerte sie nicht mehr. Sie hatte endlich nachgegeben, und nun gab es in ihrem Inneren nur noch Hass.
     
     
    »Wynter …« Eine sanfte Hand strich ihr leicht über das Haar auf der Stirn. »Wach auf, meine Süße. Ist schon gut.« Wynter schlug die Augen auf, und Christopher lächelte, sein Gesicht schwebte über ihr in der Dunkelheit. »Du hast im Schlaf gewimmert«, sagte er. »Hast du etwas Schlimmes gesehen?«
    Trotz seines freundlichen Gesichts

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