Moorehawke 02 - Geisterpfade
tölpelhaft, wie ihr beiden seid, und so furchtsam im Kampf. Seid bloß froh, dass ich Erbarmen mit euch hatte, und dankt euren Göttern, dass ich nicht eure ewige Unterwürfigkeit als Tribut fordere.«
Christopher lächelte sie schief an. »Was machst du überhaupt hier?«
Die Hand auf den Oberschenkel gepresst, betrachtete Razi Wynter einen Moment lang, dann stand er jäh auf. »Heben wir uns das alles für später auf«, sagte er. »Wir müssen hier weg.« Jammernd machte er sich auf den Weg den Abhang hinunter. »Eins sage ich dir, Wynter Moorehawke, wenn diese Wunde an meinem Sattel scheuert, dann werde ich dir das Fell gerben.«
»Willst du denn gar nicht nachsehen, wer diese Leute sind, Razi?« Wynter sprang auf die Füße. Sie musste sich beherrschen, ihn nicht am Arm zu fassen, so als hätte er das Bein ganz verloren und bräuchte sie als Stütze. Eigentlich hätte sie am liebsten beide Männer umarmt und gedrückt, bis ihnen die Köpfe platzten. Doch Razi humpelte schon von dannen, und Christopher blickte besorgt Richtung Feldlager. Er wirkte angespannt.
Razi bedeutete Wynter, ihm zu folgen. »Komm schon«, grunzte er. »Wir können uns das morgen genauer ansehen. Jetzt müssen wir erst mal hier weg.«
Wynter begriff, dass er versuchte, sie vor den Männern in dem Lager in Sicherheit zu bringen, und sofort wurde sie ungeduldig
mit ihm. Gleichzeitig kam ihr sein Bestreben so unglaublich komisch vor, dass sie grinsen musste. Würden sie sich denn niemals, niemals ändern?
»Razi!«, sagte sie lachend.
» Was denn?« Er drehte sich um und warf die Hände hoch, ohne seinen entschlossenen Rückzug aufzugeben.
»Mein Pferd steht da drüben!«
Zähneknirschend machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte in die entsprechende Richtung. Christopher gluckste in sich hinein, dann hörte sie seine leichten Schritte hinter sich.
Sie sammelten ihre Pferde ein und ritten eine gute halbe Stunde, ehe sie ihr Nachtlager aufschlugen. Es dämmerte nun rasch, also sprachen sie nicht bei der Arbeit.
Die beiden Männer hatten offenbar nicht vor, Zelte aufzubauen, und so packte Wynter ihres ebenfalls nicht aus. Die Nacht würde warm werden, daher würden eine Schlafmatte und ein Umhang zum Zudecken ausreichen. Sie verzichteten auch auf ein Feuer. Christopher bediente sich aus beiden Vorräten und weichte Pferdebrot in einem Topf ein. Außerdem fügte er noch Kräuter und getrockneten Fisch hinzu und raspelte einen Apfel hinein, während sich Wynter und Razi um die Pferde kümmerten.
Immer wieder beäugte Razi Wynter von der Seite. Sie lächelte dann, doch er biss nur die Zähne zusammen und wandte sich den Pferden zu. Allmählich spürte sie ihre innere Anspannung wachsen und bemühte sich, nicht wütend zu werden, bevor sie guten Grund dazu hatte.
Als die Tiere versorgt waren, hatte Christopher bereits ihre Schlafplätze vorbereitet. Die Matten waren auf der Lichtung zu einem Dreieck angeordnet, und in der Mitte, wo normalerweise ein Feuer brennen würde, stand der Topf.
»Erst waschen«, sagte er und zeigte auf eine Kupferschüssel mit Wasser, die er für sie bereitgestellt hatte.
Wynter wollte Razi den Vortritt lassen, doch er bedeutete ihr, schon anzufangen, während er sich entkleidete. Es war so köstlich, sich mit Wasser zu waschen, dass Wynter sich am liebsten ausgezogen hätte und kopfüber in die Schüssel gesprungen wäre. Doch sie begnügte sich damit, Gesicht, Hals und Arme bis zur Schulter hinauf zu schrubben, und trocknete sich ab, während sich Razi gründlich säuberte.
Danach blieb sie, das Oberhemd noch in der Hand, einen Moment lang regungslos stehen und schloss die Augen. Zum ersten Mal seit sechs Tagen fühlte sie sich sicher genug, um einfach nur zu atmen, die Welt zurücktreten zu lassen und zur Ruhe zu kommen. Ihr Körper war völlig ausgelaugt, ihr Kopf fühlte sich an wie Watte, und gewiss würde sie in dieser Nacht schlafen wie eine Tote.
Als sie die Augen wieder öffnete, fand sie die Blicke beider Männer auf sich gerichtet: Razi trocknete sich den Hals ab und funkelte sie zornig an, Christopher kauerte ausdruckslos neben dem Topf. Trotzig reckte Wynter das Kinn. »Ihr beiden müsst euch wohl auf eurem Weg nach Italien und in den Maghreb verirrt haben, will mir scheinen«, stellte sie fest. »Was für ein Glück, dass ihr euch getroffen habt. Was für ein ungeheurer Zufall, dass ihr beide hier gelandet seid.«
Christopher senkte den Blick und rührte wieder im Essen.
Razi zog
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