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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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unten nach oben, wie ich es dir gezeigt habe. Weißt du noch?

    Also drückte Wynter, als sie schlitternd zum Stehen kam, den Arm gerade nach unten und presste die Klinge an den Oberschenkel, so, wie Lorcan es ihr beigebracht hatte. Dann wirbelte sie genau in dem Moment zu dem Verfolger herum, als der sich hoch in die Luft warf, um sich auf sie zu stürzen.
    Ehe sie wusste, wie ihr geschah, ging sie zu Boden und knallte so hart mit dem Rücken auf, dass ihr die Luft wegblieb. Das Gewicht des Mannes auf ihr drückte sie nieder. Einen Augenblick lang war sie wie gelähmt, und er nutzte die Gelegenheit, um sich rittlings auf sie zu setzen und ihr den Unterarm fest auf die Luftröhre zu pressen. Er war heiß und außer Atem, unglaublich stark, und er roch nach Schweiß und Pferd. Angst umklammerte Wynters Herz wie eine eisige Hand, all die Alpträume der vergangenen drei Nächte strömten über sie herein.
    Da riss sie den Dolch nach oben und drehte gleichzeitig den Kopf. Als die Klinge zwischen den Beinen des Mannes emporschnitt, blickte Wynter triumphierend in zwei braune Augen, in denen goldene Sprenkel glitzerten.
    Razi zuckte zusammen und stieß ein unterdrücktes Ächzen aus, als der Dolch in seinen Unterleib fuhr. Mit einem Aufschrei erstarrte Wynter. Sie hatte keine Ahnung, ob sie ihn verletzt hatte. Noch ehe sie jedoch irgendetwas unternehmen konnte, ertönte ein dumpfer Aufschlag über ihr, und als der zweite Mann über den toten Baum setzte und den Hügel hinabgerutscht kam, wurde Laub aufgewirbelt.
    Razi hob den Blick und krächzte ein heiseres »Nicht!«
    Kaum wagte Wynter zu hoffen. Sie wandte den Kopf, um das maskierte Gesicht des Mannes zu betrachten, der jetzt neben sie glitt, und flüsterte: »Christopher?«
    Christophers Messer war schon an ihre Kehle gedrückt, doch als er ihre Stimme erkannte, wandelte sich sein Zorn zu
Schrecken. Hastig riss er die Klinge weg. Einen Moment lang lag er ganz still, als traute er seinen Augen nicht. Dann zog er sanft das Tuch von ihrem Gesicht. Wynter konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sich seine klaren grauen Augen vor Freude verengten.
    »Razi«, sagte er. »Endlich hast du den Halunken erwischt, der meine Jacke gestohlen hat.«
    Razi, immer noch vollkommen erstarrt, schnaubte trocken. »O ja. Wobei es gut möglich ist, dass der Halunke mich erwischt hat. Wynter? Wärst du vielleicht so gütig …«
    Als sich Christopher nach vorn beugte, um einen Blick zwischen sie und Razi zu werfen, musste Wynter lachen. Theatralisch kniff er die Augen zusammen, als spähte er in einen finsteren Kaninchenbau, und zog dann eine Augenbraue hoch, als er sah, wo sich ihr Dolch befand. »Au weia …«, hauchte er. »Sag mal, Razi, könnten wir vielleicht Plätze tauschen? Ich liebe Frauen, die geschickt mit ihren Händen sind.«

Gesellschaft
    G ütiger …« Razis entgeisterte Stimme verlor sich in gemurmeltem Arabisch.
    Wynter legte sich die Hand auf den Mund, hin- und hergerissen zwischen Belustigung und Bedauern. Ihr Freund saß auf dem belaubten Abhang, die langen Beine von sich gestreckt, den Oberkörper gebeugt, während er den Schlitz untersuchte, den Wynters Dolch im Schritt seiner Hose hinterlassen hatte. Christopher kniete neben ihm. Wegen des nahe gelegenen Feldlagers sprachen sie im Flüsterton.
    »Du lieber Himmel.« Razi zog den kaputten Stoff auseinander und starrte fassungslos den langen, oberflächlichen Schnitt auf der Innenseite seines Schenkels an. »Wynter! Du hast mich beinahe entmannt!«
    Christopher stieß ein gurgelndes Geräusch aus, woraufhin sich Razi beleidigt zu ihm umdrehte und Christopher entschuldigend die Hände hob, angestrengt bemüht, ernst zu bleiben. »Verzeih, mein Freund! Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich kann nicht …« Wieder prustete er los und musste den Kopf abwenden, um angesichts Razis gekränkter Miene nicht völlig die Beherrschung zu verlieren. »Immerhin«, kicherte er, sich mühsam zusammenreißend, »wollten wir ja nicht nur ein bisschen Fangen spielen. Wir waren wild entschlossen, der armen Frau die Kehle aufzuschlitzen.«

    Diese Wahrheit verschlug allen dreien die Sprache, und das Lächeln, das sich auf Razis Gesicht geschlichen hatte, erstarb. Es war wirklich knapp gewesen. Eine falsche Bewegung mit Hand oder Dolch, und jeder von ihnen hätte einem geliebten Menschen schweren Schaden zufügen können.
    Wynter schluckte heftig. »Davon träumst du wohl, Christopher Garron«, sagte sie leise. »So

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