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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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hatte. Bei der Erinnerung stieg ihr die Hitze in die Wangen, und gleichzeitig bemerkte sie, dass Razi sie nicht zu ihrer Wache geweckt hatte. Schon wollte sie sich umdrehen und sich beschweren, da ertönte seine tiefe Stimme.
    »Ich will es aber«, sagte er.
    »Daran zweifle ich nicht«, gab Christopher sanft zurück. »Aber darum geht es nicht, also belass es dabei.«
    »Chris …«
    »Sie wird nicht gehen, und ich werde nicht versuchen, sie dazu zu überreden. Sie ist eine erwachsene Frau, Razi. Sie hat ihren eigenen Kopf.«
    »Sie ist fünfzehn Jahre alt«, rief Razi mit gedämpfter Stimme, um sie nicht zu wecken.
    »Du hast mit vierzehn schon ganz allein im Namen deines
Vaters Verhandlungen in Algier geführt.« Christopher rührte in einem Topf oder scheuerte eine Schüssel, und obwohl seine Stimme immer noch sanft klang, merkte man am lauter werdenden Schaben, dass seine Erregung wuchs.
    »Ich bin anders!«
    Das Kratzgeräusch verstummte. »Ach ja? Und warum? Etwa weil du diesen Pudding zwischen deinen Beinen hast?«
    »Christopher! Sei nicht geschmacklos!«
    »Sie ist eine erwachsene Frau …«
    »Wie du nicht müde wirst zu betonen.«
    Wynter bildete sich ein, bei Razi eine gewisse Erheiterung herauszuhören. Christopher nahm seine Tätigkeit wieder auf. Seine Stimme klang jetzt dumpf, als hätte er den Kopf gesenkt. »Sie ist stark und tapfer und schnell.«
    »Ja, aber …«
    »Sie hätte dich gestern kastriert, wenn sie nicht so gute Reflexe hätte.«
    »Chris …«
    »Sie war schon schnurstracks auf dem Weg zu deinem Bruder, während wir beiden völlig kopf- und ziellos durch den Wald geirrt sind!«
    »Schon gut, Christopher.« Inzwischen hatte sich eindeutig ein Lächeln in Razis Stimme geschlichen, und auch Wynters Mundwinkel zuckten – Christopher klang so ernsthaft.
    »Du kannst sie nicht ewig wie ein Kleinkind behandeln, sie ist …«
    »Eine erwachsene Frau. Das sagtest du bereits. Sie ist stark und mutig und schlau. Sie kann es mit zehn kräftigen Männern aufnehmen. Wie konnte ich das bisher nur übersehen? Mit Wynter an unserer Seite werden wir die Haunardier im Handstreich besiegen und diese fanatischen Comberer
zum Islam bekehren.« Jetzt lachte Razi laut, doch ohne jede Bosheit.
    Gutmütig murmelte Christopher vor sich hin: »Ach, lass mich doch in Ruhe.«
    Längere Zeit sagte keiner von beiden etwas, dann begann Razi weich: »Ich will doch nur, dass euch beiden nichts geschieht, Chris. Ihr habt mit diesem Kampf nichts zu schaffen, ich möchte …«
    »Beleidige mich nicht«, unterbrach Christopher ihn unverblümt. Wieder herrschte Schweigen, bis er fortfuhr: »Und jetzt drück dich nicht länger vor der Arbeit und geh die Wassersäcke auffüllen. Deine kleine Schwester wird dich umbringen, wenn sie bemerkt, dass du ihre Wache übernommen hast, und ich will alles erledigt haben, bevor du zu verkrüppelt zum Laufen bist.«
    »Du nimmst besser die Beine in die Hand, Razi Königssohn«, knurrte Wynter von ihrem Schlafplatz aus. »Denn sobald ich mich aus dieser Decke geschält habe, werde ich dir in den erlauchten Hintern treten.« Sie rollte sich herum und blitzte ihn zornig an.
    Doch Razi war schon unterwegs, die Wassersäcke über beide Schultern geschlungen. Rückwärts lief er los, die Arme herausfordernd ausgebreitet. »Fang mich doch, du Kriegerin! Na los!«
    Wynter setzte sich auf und verschränkte die Arme, Razi grinste.
    »Dachte ich’s mir doch!«, rief er und marschierte mit großen Schritten zum Fluss.
    Wynter betrachtete Christophers schlanken Rücken, während er drei Schalen eingeweichtes Pferdebrot austeilte. Wie sie selbst hatte er das Haar fest am Kopf zusammengebunden, um es vor Schmutz und Ungeziefer zu schützen, und sie
fand, dass sein Nacken sehr kräftig und ansprechend aussah. Unter dem dünnen Unterhemd konnte sie die festen, kräftigen Konturen seines Rückens und der Schultern erkennen. Die Empfindungen, die das in ihr hervorrief, ließen sie schlucken.
    »Christopher«, sagte sie. »Es tut mir leid, dass ich mich dir in deiner Freundlichkeit letzte Nacht so aufgedrängt habe.«
    Einen Moment lang blieb er vollkommen reglos, dann neigte er den Kopf leicht in ihre Richtung, so dass sie seinen Wangenknochen und die schwarzen Schatten der Wimpern erkennen konnte. »Bereust du es?«, fragte er leise.
    »Nein, das tue ich nicht.«
    Seine Schultern lockerten sich wieder, und er fuhr fort, das Frühstück zu verteilen. »Würdest du bitte das Bettzeug zusammenrollen? Wir

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