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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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besser, weiterzureiten, oder doch klüger, umzukehren und herauszufinden, für wen die Fahnen wehten?
    Ohne eine bewusste Entscheidung zu treffen, ritt Wynter in die gleiche Richtung weiter. Und so fand sie sich gegen Mittag am Ufer des breiten Flusses wieder, der sie durch sein Tal bis zum Orange Cow Inn und von dort weiter zu Alberons Feldlager führen würde.
    Stirnrunzelnd blickte Wynter über das behäbige grüne Wasser, dann musste sie plötzlich lachen. Aha! Während ihr
Kopf sich nicht entscheiden konnte, hatte ihr Herz sie hierher geführt. Auf zu Alberon also.
    Sie lenkte Ozkar gen Osten und trat ihm sanft in die Flanken. Eine Stunde noch, mehr nicht – eine Stunde würde sie noch reiten und dann rasten. Sie holte eine Handvoll Nüsse aus dem Beutel an ihrem Reisegürtel und kaute bedächtig, während sie Ozkar vorantrieb.

Zwei auf einmal
    E rst fünf Stunden später stieg Wynter schließlich vom Pferd, und auch da nur, weil sie vor sich zwischen den Bäumen etwas gehört hatte. Der Tag neigte sich seinem trägen, goldenen Ende zu, und der Wald war durchbrochen von staubigen Lichtstrahlen. Lautlos blieb Wynter stehen, eine Hand auf Ozkars Hals, und horchte.
    Sie erkannte die unverwechselbaren Geräusche eines Lagers, das aufgeschlagen wurde; durch die stille Abendluft hörte man das Einhämmern von Pfählen, das Sägen und Hacken von Feuerholz, hin und wieder das Wiehern von Pferden. Der Geruch von Lagerfeuer wehte heran. Es musste sich um eine ziemlich große Gruppe handeln, mindestens zehn Mann, vielleicht mehr. Gütiger , dachte sie, in diesem Wald herrscht ja mehr Betrieb als auf einem Jahrmarkt. Alberon muss goldgeprägte Einladungen verschickt haben .
    Sie klopfte Ozkar auf die Schulter und kraulte ihn geistesabwesend zwischen den Ohren, während sie überlegte, was sie tun sollte. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass da vorn die Kavallerie war, die dort die Nacht verbringen wollte. Falls das so war – könnte Wynter nicht einfach mitten ins Lager reiten und fragen, wie ihr Auftrag lautete? Vor der Reiterei selbst fürchtete sie sich nicht – ihr Vater hatte dieser hehren Truppe große Achtung entgegengebracht. Was sie zögern
ließ, waren die drei königlichen Leibwachen. Wenn Jonathon tot war, wem gälte nun ihre Gefolgschaftstreue? Falls sie inzwischen irgendeiner Wynter nicht bekannten Splittergruppe die Treue geschworen hatten, wie würden sie es dann wohl aufnehmen, dass die Hohe Protektorin des Königs einfach so in ihr Lager spazierte und Auskunft verlangte?
    Andererseits: Sollte es doch Alberon sein, der gestorben war, und die Soldaten auf der Suche nach seinen Anhängern – welchen Eindruck würde es dann machen, wenn die Hohe Protektorin durch einen Wald ritt, in dem es vor mutmaßlichen Rebellen nur so wimmelte?
    Oder was, wenn es sich überhaupt nicht um die Kavallerie handelte, sondern um irgendwelche bis jetzt noch nicht in Erscheinung getretenen Figuren in Alberons verwickelten Händeln?
    Seufzend fuhr sich Wynter mit der Hand über das Gesicht. Konnte denn nichts einmal einfach sein? Also gut , beschloss sie. Ich gehe mir das Ganze mal anschauen, und dann sehe ich weiter .
    Es tat ihr leid, dass sie Ozkar gesattelt zurücklassen musste, doch sie versprach ihm hoch und heilig, dass sie nur rasch ihre Neugier befriedigen und dann einen Schlafplatz für sie beide suchen würde. Noch ein letztes Mal rieb sie ihn zärtlich zwischen den Augen, dann band sie ihn an ein langes Seil und rannte los.
    Schnell wurde Wynter klar, dass die Lagerstelle sehr klug gewählt war. Es wäre so gut wie unmöglich, unbemerkt nahe heranzukommen. Verdrossen verschnaufte sie, an eine breite Eiche gelehnt. Die Geräusche des Feldlagers waren jetzt viel deutlicher, und hin und wieder konnte sie vereinzelte Rufe in einer Sprache hören, die sehr nach Hadrisch klang. Das war nicht die Kavallerie.

    Eine Zeit lang lauschte sie, war jedoch immer noch zu weit entfernt, um etwas Vernünftiges herauszubekommen. Am südlichen Rand des Lagers stieg der Wald an, und Wynter huschte in einem kleinen Bogen hinter diese leichte Erhebung, in der Hoffnung, dort vielleicht einen Aussichtspunkt zu finden.
    Hinter der Anhöhe drückte sie sich flach auf den Boden und krabbelte in Deckung. Das Lager befand sich jenseits der Kuppe, und sie konnte die Männer jetzt ganz deutlich bei ihrer Arbeit sprechen hören. Ruhig spähte Wynter durch die Äste und hielt Ausschau nach Wachposten. Sie müsste sich sehr geschickt anstellen,

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