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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Freudenbekundungen bei verschiedenen Mitgliedern der Sippen Domitius Ahenobarbus und Servilius Caepio ausgelöst. Mir ist dabei aber aufgefallen, daß man bei Calpurnius Piso wie gewohnt so tut, als sei das alles gleichgültig. Das Schicksal mag gewisse ehrbare Senioren in die Arme von unreifen Mädchen führen, in der Regel aber führt es sie eher in die Arme des Todes. Unser literarischer Übervater Gaius Lucilius ist gestorben. Das tut mir wirklich leid. Als Mensch war er zwar ein entsetzlicher Langweiler, aber wie witzig konnte er auf dem Papier sein! Betrübt bin ich auch über den Tod Deiner alten syrischen Seherin Martha. Das ist sicherlich keine Neuigkeit für Dich, denn ich weiß, daß Julia es Dir schon mitgeteilt hat. Die alte Vettel wird mir fehlen. Schweinebacke schäumte immer so schön vor Wut, wenn er sie in ihrer grausigen roten Sänfte auf der Straße erblickte. Deine wunderbare liebe Julia sagt, Martha werde ihr auch fehlen. Übrigens hoffe ich, daß Dir bewußt ist, welchen Schatz Du mit Julia geheiratet hast. Nicht jede Frau würde über den Tod eines Gastes trauern, der einen Monat bleiben wollte und sich dann für immer einnistete. Besonders nicht über den Tod eines Gastes, der es für vornehm hielt, auf den Boden zu spucken und in den Fischteich zu pissen.
    Ich schließe mit einem Zitat, das von Dir selbst stammt. Wie konntest Du nur Gaius Marius? »Lang lebe Rom!« In der Tat! Was für eine Anmaßung!

Das zehnte bis elfte Jahr
(101 - 100 v. Chr. )
    Unter den Konsuln
GAIUS MARIUS (V) und MANIUS AQUILIUS
    Unter den Konsuln
GAIUS MARIUS (VI) und LUCIUS VALERIUS FLACCUS
    S ulla hatte recht: Die Kimbern wollten den Po gar nicht überschreiten. Friedlich wie eine Kuhherde auf einer riesigen saftigen Weide zogen sie über die weite Flußebene in der östlichen Hälfte der italischen Gallia Transpadana, umgeben von einer solchen Fülle von fruchtbaren Äckern und Weiden, daß sie den Ermahnungen ihres Königs keine Beachtung schenkten. Nur Boiorix war beunruhigt und erschüttert, als ihn die Nachricht von der Niederlage der Teutonen bei Aquae Sextiae erreichte. Als er dann auch noch erfuhr, daß die Tiguriner, Markomannen und Cherusker allen Mut verloren hatten und in ihre ursprüngliche Heimat zurückgekehrt waren, verzweifelte er. Sein großer Plan war an der Überlegenheit der römischen Waffen und der Untauglichkeit der germanischen Waffen gescheitert, und jetzt konnte er nicht einmal mehr sicher sein, daß er nicht die Kontrolle über sein eigenes Volk, die Kimbern, verlieren würde.
    Da sie zahlenmäßig die stärkste der drei Abteilungen waren, glaubte er zwar immer noch, daß sie Italien auch ohne die Hilfe der anderen Stämme erobern konnten - aber nur dann, wenn er ihnen endlich begreiflich machen könnte, daß ein Sieg nur im gemeinsamen Kampf aller bei strenger Selbstdisziplin jedes einzelnen zu erringen war.
    Den ganzen Winter über nach der Niederlage von Aquae Sextiae schwieg er, denn er wußte, daß er nichts erreichen würde, solange seine Leute nicht des Lagerplatzes überdrüssig waren oder den letzten Kornspeicher leergegessen hatten. Er rechnete mit der zweiten Möglichkeit: Die Kimbern waren keine Bauern, also würden ihnen über kurz oder lang Nahrungsmittel und Viehfutter ausgehen. Allerdings hatte Boiorix noch nie ein so fruchtbares Land gesehen, das schier unerschöpfliche Vorräte an Futter hervorbrachte. Kein Wunder, daß Rom so mächtig war, wenn solches Land zu seinem Herrschaftsgebiet gehörte! Anders als in Gallia Narbonensis gab es in Gallia Transpadana keine großen Waldflächen, statt dessen boten sorgfältig gepflegte Eichenhaine eine so reiche Ernte, daß viele tausend Schweine dort den Winter über Nahrung fanden. Das übrige Land wurde bestellt: Wo der Po den Boden zu sumpfig machte, pflanzte man Hirse, wo der Boden trocken genug war, wuchs Weizen; Kichererbsen, Linsen, Lupinen und Bohnen gediehen in jedem Boden. Selbst nachdem die Bauern im Frühjahr geflohen waren oder es nicht gewagt hatten, ihre Felder einzusäen, sprossen die Pflanzen, so viele Samenkörner schlummerten schon in diesem Boden.
    Boiorix durchschaute die geographische Beschaffenheit Italiens nicht, sonst hätte er sich wohl dafür entschieden, Gallia Transpadana zur neuen Heimat der Kimbern zu erklären. Rom hätte ihn möglicherweise gewähren lassen, da Gallia Transpadana kein lebenswichtiges Gebiet war und überwiegend Kelten dort siedelten. Die geographische Beschaffenheit Italiens

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