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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gehört mir. Das war meine Mitgift, Lucius Decumius. Mein Mann ist nicht der älteste Sohn seines Vaters. Einstweilen wohnen wir hier in meiner insula , später werden wir sicher woanders leben.«
    »Gaius Marius ist wirklich dein Schwager?«
    »Von Kopf bis Fuß, jawohl.«
    Lucius Decumius seufzte schwer. »Mir gefällt es hier. Laß uns also verhandeln.«
    »Ich will, daß du verschwindest.«
    »Schau, Gnädigste, ein paar Rechte habe ich doch immerhin auch. Das hier ist eine Kreuzwegebruderschaft, Gnädigste, so steht es in den amtlichen Büchern des Stadtprätors, wir hüten den heiligen Schrein dieser Kreuzung. Rechtmäßig. Du glaubst vielleicht, bei all deinen Vettern gehört dir der Staat - aber wenn wir ausziehen, werden andere Gauner kommen, stimmt’s? Soll ich dir ein kleines Geheimnis verraten?« Er beugte sich wieder vor. »Alle Brüder der Kreuzwegevereine sind Wölfe!« Er reckte den Kopf empor und sah jetzt wie eine Schildkröte aus. »Du und ich, wir könnten eine Vereinbarung treffen. Wir halten den Ort hier sauber, klatschen frische Farbe an die Wände, laufen nach Einbruch der Dunkelheit nur noch auf Zehenspitzen, helfen alten Damen über Rinnsteine und Abflußgitter, unterlassen für immer unsere kleinen Geschäfte mit der Nachbarschaft - werden, alles in allem, zu tragenden Säulen der Gesellschaft! Wie hört sich das an?«
    Aurelia versuchte vergeblich, ein Lächeln zu unterdrücken. »Mit dir fahre ich besser, als wenn ich die Katze im Sack hier einziehen lasse, das willst du mir sagen, oder?«
    »Viel besser!« bestätigte Lucius Decumius freundlich.
    »Ich muß zugeben, daß es keine besonders angenehme Vorstellung ist, dieses ganze Theater noch einmal mit einer solchen Bande wie euch zu veranstalten. Also gut, Lucius Decumius, du bekommst eine Bewährungsfrist von sechs Monaten!« Aurelia erhob sich und ging zur Tür; Lucius Decumius begleitete sie. »Aber glaub bloß nicht einen Moment lang, ich hätte nicht den Mut, euch rauszuschmeißen und mir die neue Bande zu zähmen!« Mit diesen Worten trat sie hinaus auf die Straße.
    Lucius Decumius begleitete sie den Vicus Patricii entlang. Auf fast magische Weise traten die Menschen vor ihnen zur Seite. »Ich versichere dir, Gnädigste, wir werden Säulen der Gesellschaft sein.«
    »Aber wenn man sich einmal an ein gewisses Einkommen gewöhnt hat, ist es doch schwer, mit weniger auszukommen«, sagte Aurelia.
    »Keine Sorge, Gnädigste!« gab Lucius Decumius fröhlich zurück. »Rom ist eine große Stadt. Wir werden unsere Geschäfte auf andere Teile der Stadt verlagern, so daß du in keiner Weise belästigt wirst. Der Viminal, der Wall, die Fabrikviertel - es gibt genug Möglichkeiten. Zerbrich dir nicht deinen süßen Kopf über Lucius Decumius und seine Brüder von der heiligen Kreuzwegebruderschaft. Wir kommen schon zurecht.«
    »Das ist keine Antwort! Für mich ist das kein Unterschied, ob ihr hier die Nachbarschaft terrorisiert oder anderswo!«
    Lucius Decumius war ehrlich überrascht über soviel Beschränktheit. »Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß. So ist das Leben.«
    Sie waren vor Aurelias Haustür angekommen. Sie blieb stehen und sah ihn mitleidig an. »Tu, was du für richtig hältst, Lucius Decumius. Aber sorge dafür, daß ich nie herausfinde, wohin du deine Geschäfte, wie du das nennst, verlagert hast.«
    »Ich schwöre es, Gnädigste! Nur über meine Leiche!« Er streckte seinen Arm aus und klopfte an die Tür. Mit verdächtiger Geschwindigkeit öffnete der Verwalter selbst. »Hallo, Eutychus, dich habe ich schon seit ein paar Tagen nicht mehr in der Bruderschaft gesehen«, sagte Lucius Decumius höflich. »Wenn du deinen nächsten freien Tag hast, erwarte ich dich in der Taverne. Wir müssen Großputz machen und den Wänden ein bißchen Farbe verpassen, damit deine domina zufrieden ist. Wir wollen doch, daß die Schwägerin von Gaius Marius glücklich ist!«
    Eutychus sah gar nicht glücklich aus. »Ja, sicher«, sagte er.
    »So, du wolltest also für dich behalten, wer die Gnädigste ist, nicht wahr?« fragte Lucius Decumius samtweich.
    »Wie du im Laufe der Jahre bemerkt haben dürftest, Lucius Decumius, spreche ich niemals über meine Familie«, entgegnete Eutychus majestätisch.
    »Verfluchte Griechen, sie sind alle gleich«, Lucius Decumius tippte grüßend mit dem Zeigefinger an sein strähniges braunes Haar und verbeugte sich kurz zu Aurelia hin. »Ich wünsche dir einen guten Tag, Gnädigste. Es war nett,

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