MoR 01 - Die Macht und die Liebe
Catulus Caesar. Er argumentierte rein formal - zwei Heere seien beteiligt gewesen, eins habest du als Konsul befehligt, das andere Catulus Caesar, der Prokonsul. Die Kriegsbeute sei enttäuschend mager ausgefallen, drei Triumphzüge seien im Verhältnis dazu geradezu lächerlich. Du könnest den Triumph für Aquae Sextiae nachholen, der vom Senat ja schon beschlossen sei, und Catulus Caesar werde den Triumph für Vercellae bekommen. Ein zweiter Triumph wegen Vercellae für Dich sei vollkommen überflüssig.
Lucius Appuleius Saturninus erhob sofort Protest dagegen, aber er wurde niedergebrüllt. Er ist privatus dieses Jahr hat kein Amt inne. So fühlten sich die patres conscripti eben nicht bemüßigt, ihm ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Der Senat beschloß schließlich zwei Triumphzüge: Deiner soll nur für Aquae Sextiae sein - die Schlacht vom letzten Jahr, also wenig aufsehenerregend. Der für Vercellae wird Catulus Caesar allein gelten - das wirklich große Ereignis, schließlich geht es um die Schlacht von diesem Jahr. Wenn sich dann der Triumphzug durch die Straßen von Rom windet, wird das Volk Catulus Caesar als großen Helden feiern. Niemand wird den Sieg über die Kimbern im italischen Gallien mit Deinem Namen in Verbindung bringen. Warum warst Du auch so blöd und hast ihm den Löwenanteil der Kriegsbeute und alle in der Schlacht eroberten Feldzeichen der Germanen überlassen? Das hat den Fall endgültig besiegelt. Wenn Du in leutseliger Stimmung bist und Deine angeborene Großzügigkeit zum Vorschein kommt, machst Du die schlimmsten Fehler, laß Dir das gesagt sein.
Ich glaube nicht, daß Du daran noch etwas ändern kannst - die Sache ist entschieden, es wurde offiziell abgestimmt, alles ist schriftlich in den Akten festgehalten. Ich bin ziemlich wütend über das Ganze. Die konservative Clique - wie Saturninus sie nennt - oder die Guten - wie Scaurus sie nennt - haben dieses Scharmützel für sich entschieden. Für den Sieg über die Germanen wirst Du nie die gebührende Anerkennung erhalten. Weißt Du noch, wie wir uns vor so vielen Jahren in Numantia über das Schlammbad lustig gemacht haben, das Metellus mit seinen schweinischen Freunden genommen hat? Wie wir ihm einen schweinischen Spitznamen verpaßt haben? Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, daß der Mann kein Schwein ist - er ist ein ausgewachsener cunnus . Und sein Sohn, das Ferkel, wird genauso ein ausgewachsener cunnus werden wie sein Vater
Genug davon, sonst trifft mich noch der Schlag. Zum Schluß dieses Schreibens kann ich Dir noch mitteilen, daß es in Sizilien gut aussieht. Manius Aquilius macht seine Sache ausgezeichnet, und Servilius der Augur steht jetzt natürlich schlecht da. Immerhin hat er Wort gehalten und Lucullus vor dem neuen Gerichtshof für Verratsfälle angeklagt. Lucullus wollte sich unbedingt selbst verteidigen - vor all diesen großkotzigen, ungehobelten Rittern hat er sich damit keinen Gefallen getan, denn er trat so kaltschnäuzig und hochmütig auf, wie er sich nun einmal immer gibt. Die Richter haben das natürlich auf sich bezogen! Und so war es ja auch gemeint. Noch so ein sturer Idiot, dieser Lucullus. Sie haben ihn verurteilt - ihm damno auf alle Ziegel geschrieben, glaube ich. Und die Strafe ist unglaublich hart ausgefallen! Er muß sein Exil mindestens tausend Meilen entfernt von Rom wählen, also bleiben ihm nur zwei Orte zur Auswahl, Antiocheia oder Alexandria. Er hat beschlossen, König Ptolemaios Alexander die Ehre zu geben und nicht Antiochus Grypos. Außerdem hat das Gericht sein gesamtes Vermögen konfisziert - Häuser Ländereien, Kapitalanlagen, Besitz in der Stadt.
Er hat nicht gewartet, bis sie ihn davonjagen. Er hat nicht einmal abgewartet, wieviel seine Besitztümer bringen, sondern er hat sein liederliches Weib ihrem Bruder Schweinebacke überantwortet - so ist der wenigstens auch ein bißchen gestraft! - und seinen ältesten Sohn, der jetzt sechzehn und damit in den Augen des Staates ein erwachsener Mann ist, sich selbst überlassen. Ist es nicht merkwürdig, daß er diesen hochbegabten Jungen nicht Schweinebacke anvertraut hat? Sein jüngerer Sohn, Marcus Terentius Varro Lucullus, vierzehn Jahre alt, wurde zur Adoption gegeben.
Beide Söhne haben geschworen, daß sie Servilius den Augur verklagen werden, sobald Varro Lucullus die Toga des Mannesalters anlegen darf. Das weiß ich von Scaurus. Der Abschied von ihrem Vater war herzzerreißend, wie Du Dir sicher vorstellen kannst. Scaurus
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