Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
sollte Glaucia kriegen, schlage ich vor.« Marius grinste.
    »Die curia hostilia , das ist eine glänzende Idee«, sagte Sulla und betrachtete weiter nachdenklich den jungen Caepio und Metellus das Ferkel.
    Scaurus schüttelte sich angewidert, dann nickte er entschlossen. »Du hast recht, Gaius Marius. Ich fürchte, wir müssen die curia hostilia nehmen.«
    »Gut!« sagte Marius. Er klopfte Sulla auf die Schulter, zum Zeichen, daß er gehen solle. Mit einem furchtbar schiefen Lächeln fügte er hinzu: »Ich kümmere mich um die Einzelheiten, Marcus Aemilius. Du kannst inzwischen deinen Freunden, den boni , erklären, warum wir unser hochverehrtes Senatsgebäude als Gefängnis benützen müssen.«
    »Welche Ehre, ich danke dir!« sagte Scaurus.
    »Nichts zu danken.«
    Als alle, auf die es ankam, außer Hörweite waren, blickte Marius Sulla neugierig an. »Was hast du vor?« fragte er.
    »Ich weiß nicht, ob ich dich einweihen soll«, sagte Sulla.
    »Sei vorsichtig, bitte. Ich möchte nicht, daß du wegen Verrat vor Gericht gezerrt wirst.«
    »Ich bin vorsichtig, Gaius Marius.«

    Am achten Tag des Dezember hatten Saturninus und seine Mitstreiter aufgegeben, am neunten berief Gaius Marius erneut die Versammlung der Zenturien ein, und die Kandidaten für die kurulischen Ämter stellten sich vor.
    Lucius Cornelius Sulla bemühte sich nicht auf die Saepta hinaus, er war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Unter anderem führte er lange Gespräche mit dem jungen Caepio und Metellus dem Ferkel, und er stattete Aurelia einen kurzen Besuch ab, obwohl er von Publius Rutilius Rufus gehört hatte, daß bei ihr alles in Ordnung war und daß Lucius Decumius seine Brüder aus der Taverne vom Forum Romanum ferngehalten hatte.
    Am zehnten Tag des Monats sollten die neuen Volkstribunen ihre Ämter antreten, doch zwei von ihnen, Saturninus und Equitius, waren in der curia hostilia eingesperrt. Alle fürchteten, daß die Menschenmassen wieder auftauchen könnten, denn die Vorgänge um die Volkstribunen schienen sie am meisten zu interessieren.
    Marius erlaubte zwar nicht, daß seine kleine Armee in voller Kriegsrüstung auf dem Forum Romanum erschien, aber er ließ die Basilica Porcia für die normalen Besucher, Händler und Bankiers, sperren und Waffen und Rüstungen dort lagern. Im untersten Stock, an der Seite, die an das Senatsgebäude grenzte, lagen die Amtsräume der Volkstribunen, und dort sollten sich im Morgengrauen die acht Tribunen versammeln, die nichts mit Saturninus’ Machenschaften zu tun hatten. Die konstituierende Sitzung der Volksversammlung sollte so schnell wie möglich über die Bühne gebracht werden, über die beiden fehlenden Mitglieder sollte kein Wort verloren werden.
    Doch noch bevor der Morgen graute - das Forum lag menschenleer da - führten der junge Caepio und Metellus, das fromme Ferkel, ihre Truppe durch das Argiletum auf die curia hostilia zu. Sie hatten den längeren Weg gewählt, weil sie sichergehen wollten, daß keine Wache sie überraschte. Als sie die Curia umstellten, war weit und breit niemand zu sehen.
    Sie hatten lange Leitern mitgebracht, die bis an die uralten, fächerartig geformten Ziegel des bröckeligen, mit Flechten überzogenen Dachvorsprungs heranreichten.
    »Denkt daran«, ermahnte der junge Caepio seine Truppe, »keiner zückt sein Schwert, hat Lucius Cornelius gesagt. Wir halten uns wortwörtlich an die Befehle von Gaius Marius.«
    Einer nach dem anderen kletterten sie die Leitern hinauf, bis sämtliche fünfzig Mann nebeneinander am Rand des Daches kauerten. Das Dach war ziemlich flach, so war es kein allzu unbequemer Platz. Dort hockten sie in der Dunkelheit wie die Hühner auf der Stange und warteten, bis das fahle Licht im Osten von Taubengrau in glänzendes Gold überging und die ersten Sonnenstrahlen vom Esquilin her auf das Dach des Senatsgebäudes krochen und es wärmten. Ein paar Menschen bewegten sich jetzt in den Straßen, aber Caepios Männer hatten die Leitern auf das Dach der Curia gezogen, und so bemerkte niemand etwas Besonderes, weil niemand nach oben schaute.
    Und dann gab der junge Caepio das Signal. »Los!« schrie er.
    Im Wettlauf mit der Zeit - Lucius Cornelius hatte ihnen eingeschärft, daß es schnell gehen müsse - rissen sie die Ziegel von den Latten aus Eichenholz, die sehr viel massivere Balken aus Zedernholz verbanden. Licht fiel in die Halle unter ihnen, fünfzehn weiße Gesichter starrten eher überrascht als erschreckt zu ihnen herauf. Sobald

Weitere Kostenlose Bücher