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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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jeder Mann auf dem Dach einen Haufen Ziegel neben sich hatte, begannen sie, diese Wurfgeschosse durch die Löcher zu schleudern, direkt in die Gesichter. Saturninus ging sofort zu Boden, ebenso Lucius Equitius. Einige Gefangene suchten in den entlegensten Winkeln der Halle Schutz, aber die jungen Männer auf dem Dach hatten schnell zielen gelernt, und mit großer Genauigkeit warfen sie die Ziegel in alle Richtungen. In der Halle gab es keinerlei Mobiliar; die Senatoren brachten ihre eigenen Stühle mit, die Helfer holten ein oder zwei Tische aus den Büroräumen des Senats im angrenzenden Haus am Argiletum. So konnten sich die Gefangenen gegen die Wurfgeschosse nicht schützen, die viel wirksamere Waffen waren, als Sulla geglaubt hatte. Die Ziegel zerbrachen beim Aufprall, die Kanten der Bruchstücke waren messerscharf. Jeder Ziegel wog zehn Pfund.
    Als Marius und seine Getreuen - unter ihnen auch Sulla - eintrafen, war alles vorüber. Die Männer kletterten die Leitern hinunter. Dort standen sie ruhig, keiner versuchte zu fliehen.
    »Soll ich sie verhaften, Marius?« fragte Sulla.
    Marius zuckte zusammen, so tief war er in Gedanken versunken gewesen, als Sullas Frage zu ihm durchdrang. »Nein!« sagte er. »Sie werden nicht fliehen.« Er warf Sulla einen Blick zu, einen verstohlenen, fragenden Seitenblick. Ein Augenzwinkern war ihm Antwort genug.
    »Öffnet die Türen«, befahl Marius seinen Liktoren.
    Drinnen warf die Morgensonne ihre Strahlen durch aufgewirbelten Staub, der sich langsam setzte. Überall lagen Scherben von Dachziegeln herum, überzogen mit grünen Flechten, die Kanten leuchteten in einem kräftigen Rostrot, fast die Farbe von Blut. Fünfzehn Körper lagen eng zusammengekrümmt, manche mit völlig verrenkten Armen und Beinen, unter den Scherben.
    »Du und ich, Senatsvorsitzender«, sagte Marius, »sonst niemand.«
    Sie betraten gemeinsam die Halle, bahnten sich ihren Weg von Körper zu Körper und suchten nach Lebenszeichen. Saturninus war so schnell und so hart getroffen worden, daß er nicht einmal Zeit gehabt hatte, die Hände schützend vor das Gesicht zu schlagen. Sein Gesicht lag unter einem Berg von Ziegeln begraben, die blicklosen Augen starrten zum Himmel, die schwarzen Wimpern waren mit dem Staub der Ziegel verklebt. Scaurus beugte sich nieder, um ihm die Augen zu schließen, und zuckte erschreckt zurück. Auf den ausgetrockneten Augäpfeln lag so viel Staub, daß sich die Lider nicht schließen ließen. Lucius Equitius hatte es noch schlimmer getroffen. Kaum eine Stelle seines Körpers, die nicht von einem Dachziegel verletzt war, überall Schnitte und Beulen. Es dauerte lange, bis Marius und Scaurus ihn mit den Händen freigeschaufelt hatten. Saufeius, der in eine der Ecken gerannt war, war von einer Scherbe getötet worden. Offensichtlich war sie vom Boden abgesprungen und hatte sich wie eine große Speerspitze in seinen Hals gebohrt, sein Kopf war fast abgetrennt. Titus Labienus war von einem ganzen Ziegel in der Lendenwirbelsäule getroffen worden. Unterhalb der Stelle, wo seine Wirbelsäule gebrochen war, hatte er nichts mehr gespürt, als er zu Boden ging.
    Marius und Scaurus berieten sich.
    »Was soll ich mit diesen Dummköpfen dort draußen tun?« fragte Marius.
    »Was kannst du tun?«
    Marius zog die rechte Hälfte der Oberlippe hoch. »Ach, komm, Senatsvorsitzender! Nimm einen Teil der Last auf deine knochigen, alten Schultern! Du wirst mir nicht von hier verschwinden, das verspreche ich dir. Entweder du unterstützt mich - oder du kannst dich auf einen Kampf einstellen. Was hier geschehen ist, wird im Vergleich dazu dann wie das Bona-Dea-Fest der Frauen aussehen!«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Scaurus gereizt. »Ich wollte damit nicht sagen, daß ich nicht hinter dir stehe, wenn du schon alles so genau nimmst! Ich wollte doch nur fragen, was du in dieser Situation tun kannst.«
    »Das Senatus consultum ermächtigt mich zu tun, was ich für richtig halte. Ich kann jeden einzelnen der mutigen, kleinen Truppe dort draußen verhaften lassen oder sie nach Hause schicken, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Was hältst du für angebracht?«
    »Mir schiene es angebracht, sie alle nach Hause zu schicken. Korrekterweise müßte man sie allerdings verhaften und des Mordes an römischen Mitbürgern anklagen. Die Gefangenen waren noch nicht verurteilt und deshalb immer noch römische Bürger, als sie getötet wurden.«
    Marius zog die bewegliche Augenbraue nach oben. »Wie

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