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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Rom, und ihr wäret alle tot.«
    Der Senatsvorsitzende Scaurus trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Das weiß ich, Gaius Marius«, sagte er, »das weiß ich!«
    »Sei’s drum«, sagte Marius fröhlich und drehte die schreckliche Seite seines Gesichtes weg. »Glücklicherweise bin ich nicht König Tarquinius - auch wenn die Familie meiner Mutter aus Tarquinia stammt! Mehr als eine Nacht zusammen mit dem großen Gott wird Saturninus nicht aushalten.«
    Die Aufrührer, die man auf der Flucht gefaßt hatte, wurden zusammengetrieben und unter schwerer Bewachung in die Zellen der Lautumiae gebracht. Dort sonderten Gehilfen der Zensoren rasch alle Männer aus, die keine römischen Bürger waren; sie wurden auf der Stelle hingerichtet. Die römischen Bürger sollten am nächsten Tag gemeinsam unter Anklage gestellt werden, anschließend würde man sie vom Tarpeischen Felsen am Südosthang des Kapitols in den Tod stürzen.
    Sulla kehrte zurück, als Marius und Scaurus gerade das Forum verlassen wollten.
    »Ich habe eine Nachricht von Lucius Valerius auf dem Quirinal erhalten«, sagte er. In Anbetracht der Ereignisse dieses Tages sah er ziemlich frisch aus. »Glaucia befindet sich in der Tat in Gaius Claudius’ Haus. Aber sie haben die Tore verriegelt und weigern sich herauszukommen.«
    Marius sah Scaurus an. »Nun, Senatsvorsitzender, wie sollen wir verfahren?«
    »Genau wie mit der Bande, die sich bei Jupiter Optimus Maximus verkrochen hat. Wir können doch eine Nacht verstreichen lassen. Lucius Valerius soll das Haus weiterhin bewachen. Wenn Saturninus aufgegeben hat, lassen wir die Nachricht über die Mauern von Gaius Claudius’ Haus ausrufen und warten dann ab, was passiert.«
    »Ein guter Plan, Marcus Aemilius.«
    Scaurus lachte. »Wie freundlich unser Umgangston geworden ist, Gaius Marius! Das wird meinem Ruf bei meinen Freunden, den boni , hoffentlich nicht schaden!« prustete er und ergriff Marius’ Arm. »Denn trotz allem bin ich sehr froh, daß wir dich guten Mann heute hier hatten! Was meinst du dazu, Publius Rutilius?«
    »Ich meine, du hättest es nicht treffender ausdrücken können.«

    Von den ungefähr fünfzig Männern, die sich im Tempel des Jupiter Optimus Maximus verschanzt hatten, gab Lucius Appuleius Saturninus als erster auf, Gaius Saufeius als letzter. Die fünfzehn römischen Bürger unter ihnen wurden in aller Öffentlichkeit auf der rostra in Ketten gelegt. Viele Zuschauer waren nicht gekommen, die große Menge war zu Hause geblieben. Dann wurden die Aufrührer wegen Hochverrat vor ein eigens zu diesem Zwecke einberufenes Gericht gestellt. Die Strafe lautete für alle gleich: Sie sollten vom Tarpeischen Felsen gestürzt werden.
    Der Tarpeische Felsen war nur knapp drei Meter hoch, ein Überhang aus Basalt über einem steilen Abgrund, aus dem nadelspitze Gesteinsbrocken emporragten. Der Verurteilte wurde regelrecht aufgespießt.
    Die Verräter wurden den Clivus Capitolinus hinaufgeführt, am Tempel des Jupiter Optimus Maximus vorbei zu einem Platz an der Servianischen Mauer vor dem Tempel der Ops. Der Überhang des Tarpeischen Felsens ragte über die Mauer und war vom unteren Forum aus gut sichtbar. Dort erschien plötzlich eine Menschenmenge, die zusehen wollte, wie die Kämpfer des Lucius Appuleius Saturninus in den Tod gingen. Menschen mit leeren Bäuchen - aber heute hatten sie keine Lust, ihren Unmut zu zeigen. Sie wollten nur sehen, wie die Männer vom Tarpeischen Felsen gestürzt wurden, denn so etwas war schon lange nicht mehr vorgekommen. Gerüchteweise hatte sich herumgesprochen, daß mehr als hundert Männer sterben sollten. Niemand in der Menge empfand Liebe oder Mitleid für Saturninus oder Equitius, obwohl jetzt genau dieselben Menschen da unten standen, die den beiden bei der Wahl der Volkstribunen so begeistert zugejubelt hatten. Man munkelte, daß eine Flotte mit Getreide an Bord aus Asien kommen solle - und daß man das Gaius Marius zu verdanken habe. So jubelten sie ein paarmal zu Gaius Marius hinüber; aber was sie wirklich interessierte an diesem römischen Festtag, war das Schauspiel, wie menschliche Körper vom Tarpeischen Felsen in den Abgrund stürzten. Tod in hinreichender Entfernung, eine akrobatische Vorstellung, ein neues Schauspiel.
     
    »Solange die Gefühle noch so hohe Wellen schlagen, können wir Saturninus und Equitius nicht vor Gericht stellen«, sagte der Senatsvorsitzende Scaurus zu Marius und Sulla. Sie standen zu dritt auf den Senatstreppen, weit

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