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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wahrscheinlich genau dorthin schleudern, stimmt’s? Nur - wir Römer sind klug. Die Könige haben gemerkt, daß wir uns an den Kreuzwegen ganz besonders schützen müssen. Deshalb wurden sie unter den Schutz der Laren gestellt. An jedem Kreuzweg hat man Schreine für sie gebaut, noch bevor es die Brunnen gab. Hast du den Schrein draußen an der Wand des Vereinshauses nicht gesehen? Das kleine, einfache Türmchen?«
    »Doch ich habe es gesehen.« Bomilkar war inzwischen ganz verwirrt. »Wer sind diese Laren? Wie viele gibt es denn davon?«
    »Oh, Laren gibt es überall - Hunderte, Tausende«, sagte Decumius vage. »Rom ist voll von Laren. Italien auch, sagen manche, aber ich war noch nie in Italien. Hier sind sie jedenfalls überall, wo man sie braucht, und wir, die Vereine an den Kreuzwegen, kümmern uns um sie. Wir halten den Schrein in Ordnung und sorgen für die Opfergaben, wir reinigen den Brunnen, wir schieben zerbrochene Wagen weg und beseitigen die Kadaver, meistens Tiere, und schaffen den Schutt weg, wenn ein Haus einstürzt. Und an Neujahr feiern wir ein großes Larenfest, die compitalia . Das letzte Fest war erst vor ein paar Tagen, deshalb haben wir jetzt kein Geld mehr für Wein. Wir haben alles ausgegeben. Es dauert eine Welle, bis wir wieder etwas zusammengespart haben.«
    »Jetzt wird mir vieles klar«, sagte Bomilkar, dem allerdings nichts klar wurde, denn die alten römischen Götter stellten für ihn ein unlösbares Rätsel dar. »Müßt ihr das Fest ganz allein bezahlen?«
    »Ja und nein«, sagte Lucius Decumius. »Der Stadtprätor gibt uns ein wenig Geld, genug für ein paar Spanferkel - je nachdem, wer gerade Stadtprätor ist. Manche sind sehr großzügig, andere sind so geizig, daß sie nicht mal ihre Scheiße umsonst stinken lassen wollen.«
    Dann wandte sich das Gespräch dem Leben in Karthago zu. Es war unmöglich, den neugierigen Fragern klarzumachen, daß es in Africa noch andere Orte außer Karthago gab. Ihr Wissen über Geschichte und Geographie schien sich auf das zu beschränken, was sie bei ihren gelegentlichen Besuchen auf dem Forum Romanum hörten, und das Forum Romanum suchten sie höchstens dann auf, wenn politische Unruhen eine Zirkusatmosphäre erwarten ließen.
    Ihr Bild von Roms politischem Leben war deshalb ziemlich einseitig. Der Höhepunkt schienen die Ereignisse gewesen zu sein, die Gaius Sempronius Gracchus das Leben gekostet hatten.
    Bomilkar hielt den richtigen Moment für gekommen. Die Mitglieder des Vereins hatten sich so an seine Gegenwart gewöhnt, daß sie ihn kaum mehr bemerkten, außerdem hatten sie zuviel Wein getrunken. Nur Lucius Decumius war noch immer nüchtern und hielt die wachen, neugierigen Augen ständig auf Bomilkar gerichtet. Sicher kein Zufall, daß sich dieser Juba hier mit dem Mob an einen Tisch setzte. Der führte etwas im Schilde.
    »Lucius Decumius«, sagte Bomilkar und beugte sich so nahe zu dem Römer, daß nur er ihn verstehen konnte. »Ich bin in Schwierigkeiten. Ich hoffe, du kannst mir sagen, wie ich sie lösen soll.«
    »Ja, mein Freund?«
    »Mein Herr, König Bocchus, ist sehr reich.«
    »Wenn er ein König ist, muß er ja wohl reich sein.«
    »Aber er weiß nicht, wie lange er noch König bleiben wird«, sagte Bomilkar langsam. »Das ist sein Problem.«
    »Und das ist auch dein Problem, Freund?«
    »Richtig.«
    »Und wie kann ich dir helfen?« Decumius fischte eine Zwiebel aus der Schale mit eingelegtem Gemüse, die auf dem Tisch stand, und begann nachdenklich zu kauen.
    »In Africa wäre die Lösung einfach. Der König gibt einen Befehl, und der Mann, der das Problem darstellt, wird beseitigt.« Bomilkar verstummte. Jetzt mußte Decumius doch endlich begreifen.
    »Aha! Das Problem hat also einen Namen?«
    »Richtig. Massiva.«
    »Hört sich jedenfalls mehr wie ein lateinischer Name an als Juba«, sagte Decumius.
    »Massiva ist Numider, nicht Mauretanier.« Bomilkar rührte mit einem Finger im Bodensatz seines Weins herum. »Die Schwierigkeit ist nur, daß Massiva hier in Rom lebt. Und uns Ärger macht.«
    »Ich verstehe, warum Rom die Sache schwierig macht«, sagte Decumius mehrdeutig.
    Bomilkar sah den kleinen Mann verblüfft an. Offenbar verfügte er über einen scharfen Verstand. Bomilkar holte tief Luft. »Für mich ist die Sache besonders gefährlich, weil ich in Rom fremd bin«, sagte er. »Aber ich muß einen Römer finden, der Prinz Massiva töten wird. Hier. In Rom.«
    Lucius Decumius zuckte mit keiner Wimper. »Das ist nicht

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