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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Geborgenheit seines Harems, doch sein Verstand verlangte nach der rücksichtslosen Logik numidischen Handelns.
    Ruhelos schritt er den Säulengang auf und ab, der den riesigen Garten umgab. Dann winkte er Bomilkar zu sich und trat mit ihm zu dem laut plätschernden Brunnen in der Mitte des Gartens.
    »Hier kann uns nicht einmal ein Vogel hören«, sagte er.
    Bomilkar erstarrte und wappnete sich innerlich.
    »Massiva muß verschwinden«, sagte der König.
    »Hier? Mitten in Rom?«
    »Ja, und zwar innerhalb von sieben Tagen. Wenn Massiva tot ist, kann es keine Abstimmung geben. Wir würden Zeit gewinnen.«
    »Ich selbst werde ihn töten«, sagte Bomilkar.
    Jugurtha schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein! Der Attentäter muß ein Römer sein. Deine Aufgabe ist es, einen Römer zu finden, der die Sache für uns erledigt.«
    Bomilkar starrte den König entsetzt an. »Mein Herr und König, wir sind in einem fremden Land! Wir wissen nicht, wo und wie so etwas zu tun ist, und schon gar nicht, wer es tun könnte! «
    »Frage einen unserer Agenten. Einem können wir doch wohl vertrauen.«
    Bomilkar dachte nach. »Agelastus«, sagte er schließlich. »Marcus Servilius Agelastus, der Mann, der nie lächelt. Sein Vater ist Römer. Marcus ist hier geboren und aufgewachsen, aber mit dem Herzen hängt er an seiner numidischen Mutter, da bin ich ganz sicher.«
    »Ich überlasse alles dir. Handle!« Der König entfernte sich über den Gartenpfad.

    Agelastus war entsetzt. »Hier? In Rom?«
    »Nicht nur hier, sondern auch innerhalb der nächsten sieben Tage«, sagte Bomilkar. »Wenn der Senat zugunsten von Massiva abstimmt - und das wird er sicherlich -, bricht in Numidien der Bürgerkrieg aus.«
    »Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wo ich einen Attentäter finden kann!«
    »Dann mach es selbst.«
    »Das kann ich nicht!« jammerte Agelastus.
    »Es muß sein! « beharrte Bomilkar. »In einer so großen Stadt wie Rom gibt es doch sicher eine Menge Leute, die für gute Bezahlung morden würden! «
    »Natürlich gibt es sie! Die Hälfte des Mobs wäre bereit dazu. Aber ich habe keine Verbindungen zu diesen Kreisen, ich kenne keine Plebejer! Ich kann mich schließlich nicht an den erstbesten Mann heranmachen, ihm einen Beutel Gold unter die Nase halten und ihn bitten, dafür einen numidischen Prinzen zu töten!« Agelastus stöhnte.
    »Warum nicht?« fragte Bomilkar.
    »Er könnte mich beim Stadtprätor anzeigen, deshalb!«
    »Wenn du ihm zuerst das Gold zeigst, tut er das nicht, das verspreche ich dir! In dieser Stadt hat jeder seinen Preis.«
    »Das kann schon sein, Herr«, erwiderte Agelastus. »Aber ich habe keine Lust, deine Theorie zu überprüfen.«
    Und Agelastus blieb bei seiner Weigerung.

    Die Subura war der Sumpf von Rom, deshalb machte sich Bomilkar dorthin auf den Weg, unauffällig gekleidet und ohne die Begleitung eines Sklaven. Er war wie jeder andere Besucher Roms gewarnt worden, sich in das Tal nordöstlich des Forum Romanum zu begeben, und jetzt verstand er, warum. Die Straßen der Subura waren nicht enger als die auf dem Palatin, und die Gebäude waren auch nicht so bedrückend hoch wie auf dem Viminal und dem oberen Esquilin. Nein, was dem Neukömmling in der Subura auffiel, waren die Menschen, mehr Menschen, als Bomilkar jemals gesehen hatte. Sie lehnten aus tausend Fenstern und schrieen einander zu, sie schoben sich in einer so dichten Masse von Körpern durch die Gassen, daß man nur noch im Schneckentempo vorankam, sie spuckten und pißten und begannen Streit mit jedem, der sie nur schräg ansah.
    Der zweite Eindruck war ein alles beherrschender Geruch, ein entsetzlicher Gestank. Schmutz und Gestank bedrängten Bomilkar auf seinem Weg vom zivilisierten Argiletum zu den Fauces Suburae, dem ersten Abschnitt der Hauptstraße. Warum hatte man letztes Jahr nicht den ganzen Bezirk einfach abbrennen lassen, statt so sehr um seine Rettung zu kämpfen? Nichts und niemand in der Subura war es wert, gerettet zu werden! Immer tiefer drang er in das Gewirr der Gassen ein. Seine Abscheu wurde immer mehr zu Staunen, denn nun erkannte er die Vitalität der Einwohner und begegnete einer Fröhlichkeit, die sein Begriffsvermögen überstieg.
    Die Sprache, die er vernahm, war ein bizarres Kauderwelsch aus Latein, Griechisch und einigen Wörtern Aramäisch, ein Jargon, den wahrscheinlich niemand verstand, der nicht in der Subura lebte. Bomilkar jedenfalls, der das übrige Rom ausgiebig durchstreift hatte, konnte sich an

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