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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wette, sie wirft ihn in ein paar Monaten wieder hinaus. Das war wirklich geschickt von dir, einfach wegzugehen.« Geistesabwesend glättete sie die Kissen. »Und was er alles verändert hat! Deine Bücher hat er auf den Abfallhaufen geworfen - schon gut, die Diener haben sie wieder gerettet. Und was du sonst noch zurückgelassen hattest, Kleidung, persönliche Sachen, kam ebenfalls zum Müll. Aber die Diener mögen dich und hassen ihn, deshalb ist nichts verlorengegangen.«
    Sulla ließ seine hellen Augen über die Wände und den wunderbaren Mosaikboden gleiten. »Erzähl weiter.«
    »Es geht Stichus nicht schlecht. Aber es hat ihm doch ein wenig die Freude verdorben, daß du nicht gesehen hast, was er mit deinen Sachen gemacht hat. Es war niemand da, mit dem er streiten konnte.«
    Das kleine Dienstmädchen Bithy kam lautlos herein. Sie stellte einen Teller mit Pasteten und Kuchen auf den Tisch und lächelte Sulla schüchtern zu. Dann sah sie die beiden Satteltaschen hinter der Kleidertruhe. Sie durchquerte das Zimmer und wollte die Taschen auspacken.
    Sulla bewegte sich so schnell, daß Nikopolis nicht einmal merkte, was vor sich ging. Eben noch hatte er sich bequem in seinem Stuhl zurückgelehnt, im nächsten Moment schob er das Mädchen sanft von der Kleidertruhe weg. Sulla lächelte Bithy zu, zwickte sie leicht in die Wange und schob sie zur Tür hinaus.
    Nikopolis starrte ihn überrascht an. »Meine Güte«, sagte sie, »du paßt aber gut auf deine Taschen auf! Was ist denn da drin? Du bewachst sie ja wie ein Hund seinen Knochen! «
    »Schenke mir Wein ein«, sagte er und ließ sich wieder auf dem Stuhl nieder. Er nahm ein Stück Fleischpastete aus der Schale.
    Nikopolis schenkte ihm Wein ein und schob ihm den Becher hin. Sie ließ sich aber nicht ablenken. »Komm schon, Lucius Cornelius, was ist so Geheimnisvolles in den Taschen drin?«
    Sulla zog die Mundwinkel herunter und hob die Arme in gespielter Verzweiflung. »Was glaubst du denn? Ich habe meine beiden Mädchen fast vier Monate nicht gesehen! Ich gebe zu, daß ich nicht immer an euch gedacht habe, aber manchmal habe ich doch an euch gedacht! «
    Nikopolis’ Gesicht wurde sanft. Sie konnte sich nicht daran erinnern, daß Sulla ihr oder Clitumna jemals auch nur ein einziges billiges Geschenk gemacht hatte.
    »Oh, Lucius Cornelius!« rief sie strahlend. »Wirklich? Wann kann ich es sehen?«
    »Wenn es mir paßt«, sagte er, drehte sich auf seinem Stuhl um und blickte aus dem Fenster. »Wie spät ist es?«
    »Ich weiß es nicht - es geht auf die achte Stunde zu, glaube ich. Jedenfalls gibt es noch nichts zu essen.«
    Sulla stand auf, holte die Satteltaschen hinter der Kleidertruhe hervor und warf sie sich über die Schulter. »Ich bin rechtzeitig zum Abendessen zurück.«
    Nikopolis sah ihm mit offenem Mund nach, als er zur Tür ging. »Sulla! Du bist das abscheulichste Geschöpf auf der Welt, so wahr ich lebe! Kaum bist du zurück, gehst du schon wieder.« Die Satteltaschen ließen ihr keine Ruhe. »Du hast also nicht einmal so viel Vertrauen zu mir, daß du die Taschen daläßt?«
    »Ich bin doch nicht verrückt«, sagte Sulla und ging.
    Weibliche Neugier. Ein Narr war er, daß er das vergessen hatte. Er ging zum Großen Markt und gab den Rest seiner tausend Denare aus. Weiber! Neugierige Schnüfflerinnen! Warum hatte er nicht daran gedacht?
    Als die Satteltaschen mit Schals und Armreifen, frivolen orientalischen Pantöffelchen und Haarspangen vollgestopft waren, kehrte er nach Hause zurück. Ein Diener sagte ihm, daß die Damen und der junge Stichus im Eßzimmer auf ihn warteten.
    »Sag ihnen, ich komme gleich«, antwortete Sulla und betrat Nikopolis’ Zimmer.

    Dort schloß er die Fensterläden und verriegelte die Tür. Die hastig eingekauften Geschenke häufte er auf den Tisch, ebenso ein paar neue Schriftrollen. Die linke Satteltasche beachtete er nicht, aus der rechten Tasche nahm er die obenauf liegenden Kleider und regte sie auf das Bett. Dann griff er tief in die Tasche und zog zwei Paar zusammengerollte Socken hervor, in die er zwei kleine Fläschchen mit dick versiegelten Korken eingewickelt hatte. Auch ein einfaches Holzkästchen kam zum Vorschein, so klein, daß es in seiner Hand Platz fand. Wie unter einem Zwang öffnete er den Deckel, der dicht abschloß. Der Inhalt bestand aus ein paar Unzen eines weißlichen Pulvers. Sulla drückte den Deckel wieder herunter und sah sich mit gerunzelter Stirn im Zimmer um: Wohin damit?
    Auf einem langen,

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