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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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den schmalen Tisch zwischen seiner Liege und Julias Stuhl; Julia umfing sie liebevoll mit ihrer eigenen Hand und versuchte, sich von seinem verzerrten Lächeln nicht noch mehr bekümmern zu lassen. Es war doch schon so lange her! Aber noch immer waren in seinem Gesicht die Spuren jenes heimtückischen Schlaganfalls zu lesen. Und was die ergebene und liebende Ehefrau nicht einmal sich selbst eingestand: Der Schlaganfall hatte auch in Gaius Marius’ Geist seine Spuren hinterlassen. Sein Temperament ging nun zu leicht mit ihm durch, kleine Kränkungen, die zudem weitgehend eingebildet waren, machten ihm mehr zu schaffen, und er begegnete seinen Feinden unversöhnlicher als vorher.
    Julia stand auf, löste mit einem ganz besonderen Lächeln, das nur für ihren Mann bestimmt war, ihre Hand aus der seinen und legte sie auf Aelias Schulter. »Komm, meine Liebe«, sagte sie, »wir gehen ins Kinderzimmer hinunter.«
    Aelia und Aurelia standen auf. Die drei Männer blieben liegen, unterbrachen ihr Gespräch allerdings, bis die Frauen und die Sklaven das Zimmer verlassen hatten.
    »Schweinebacke kommt also endlich nach Hause«, sagte Lucius Cornelius Sulla, als er sicher war, daß seine verabscheute zweite Frau außer Hörweite war.
    Marius rutschte ruhelos auf seinem Ende der mittleren Liege hin und her. Er runzelte die Stirn, aber sein Stirnrunzeln wirkte nicht mehr so unheilvoll wie früher, da die linke Gesichtshälfte infolge der anhaltenden Lähmung traurig herabhing.
    »Was für eine Antwort erwartest du von mir, Lucius Cornelius?« fragte er schließlich.
    Sulla lachte kurz. »Eine ehrliche Antwort natürlich, was sonst? Allerdings war meine Bemerkung ja gar nicht als Frage formuliert, Gaius Marius.«
    »Ich weiß. Aber sie verlangt trotzdem nach einer Antwort.«
    »Stimmt«, sagte Sulla. »Schön, ich formuliere sie um. Was sagst du dazu, daß Schweinebacke aus dem Exil zurückgerufen wird?«
    »Nun, in bin nicht gerade entzückt vor Freude.« Marius warf Sulla einen schnellen und durchdringenden Blick zu. »Du vielleicht?«
    Sie haben sich einander unmerklich entfremdet, dachte Publius Rutilius Rufus, der allein auf der zweiten Liege ruhte. Vor drei Jahren — oder sogar noch vor zwei Jahren — wäre ein so angespanntes, argwöhnisches Gespräch zwischen den beiden undenkbar gewesen. Was war geschehen? Und wessen Schuld war es?
    »Ja und nein, Gaius Marius«, sagte Sulla und starrte in seinen Weinbecher. »Ich langweile mich!« knurrte er dann mit zusammengebissenen Zähnen. »Wenn Schweinebacke in den Senat zurückkehrt, wird es vielleicht wieder interessanter. Mir fehlen die Schlachten, die ihr zwei immer ausgetragen habt.«
    »In diesem Fall wirst du enttäuscht werden, Lucius Cornelius. Ich werde nicht in Rom sein, wenn Schweinebacke zurückkehrt.«
    Sulla und Rutilius Rufus setzten sich auf.
    »Nicht in Rom?« sagte Rutilius Rufus schrill.
    »Nein, ich werde nicht in Rom sein«, wiederholte Marius und grinste mit säuerlicher Genugtuung. »Mir ist gerade ein Gelübde eingefallen, das ich vor meinem Sieg über die Germanen vor der Göttin Magna Mater abgelegt habe. Ich gelobte, im Fall eines Sieges eine Pilgerfahrt zu ihrem Heiligtum in Pessinus zu unternehmen.«
    »Gaius Marius, das kannst du nicht tun!« sagte Rutilius Rufus.
    »Das kann ich sehr wohl, Publius Rutilius! Und das werde ich auch!«
    Sulla ließ sich auf den Rücken fallen und lachte. »Die Schatten des Lucius Gavius Stichus!« rief er.
    »Von wem sprichst du?« fragte Rutilius Rufus, der sich immer gerne ablenken ließ, wenn er Tratsch witterte.
    »Von dem verstorbenen Neffen meiner verstorbenen Stiefmutter.« Sulla grinste immer noch. »Vor vielen Jahren zog er in mein Haus ein — es gehörte damals meiner Stiefmutter. Er wollte mich loswerden, indem er mich bei Clitumna schlechtmachte, und er spekulierte darauf, mich bloßstellen zu können, wenn er mit mir in Clitumnas Haus wohnte. Also ging ich. Kehrte Rom den Rücken. Mit dem Ergebnis, daß er nur noch sich selbst bloßstellen konnte - was er sehr wirkungsvoll besorgte. Clitumna hatte in kürzester Zeit genug von ihm.« Sulla wälzte sich auf den Bauch. »Kurz darauf starb er«, fuhr er nachdenklich fort und unterbrach sein Lächeln durch einen theatralischen Seufzer. »Ich hatte seine Pläne durchkreuzt!«
    »Es besteht also die Aussicht, daß die Heimkehr von Quintus Caecilius Metellus Numidicus Schweinebacke nicht der erhoffte Triumph wird«, sagte Marius.
    »Darauf trinke ich«, sagte

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