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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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was er tun wollte, wenn die neuen Konsuln im Amt waren. Aber er weihte Scaurus lieber nicht in seine Pläne ein.
    »Sind das deine Truppen in Marius’ Eskorte?«
    »Ja. Die anderen fünfzehn Kohorten habe ich direkt in die Campania geschickt. Den Rest führe ich morgen selbst zurück.«
    »Mir wäre es lieb, wenn du für das Konsulat kandidieren würdest! Das ist die erbärmlichste Kriegsführung seit einer halben Generation!«
    »Ich kandidiere mit Quintus Pompeius Rufus am Ende des nächsten Jahres.« Sulla klang entschlossen.
    »Ich habe es gehört. Schade.«
    »Dieses Jahr würde ich keine Wahl gewinnen, Marcus Aemilius.«
    »Doch — wenn ich meine Autorität für dich in die Waagschale werfe.«
    Sulla grinste säuerlich. »Das Angebot kommt zu spät. Ich werde zuviel in der Campania zu tun haben, als daß ich mir die toga candida der Amtsbewerber umhängen könnte. Außerdem müßte ich meinen Amtskollegen nehmen wie die Katze im Sack, während ich bei Quintus Pompeius weiß, daß wir sehr gut zusammenwirken. Meine Tochter heiratet seinen Sohn.«
    »Dann ziehe ich das Angebot zurück. Du hast recht. Rom wird das kommende Jahr eben irgendwie überstehen müssen. Und es ist ein großes Vergnügen, wenn man im folgenden Jahr Verwandte als Konsuln hat. Harmonie auf den Amtsstühlen ist eine wunderbare Sache. Quintus Pompeius wird in deinem Schatten stehen, und ihm wird das recht sein.«
    »Das meine ich auch, Princeps Senatus. Lucius Julius kann wirklich nur während der Wahlen auf mich verzichten. Er will die Feindseligkeiten entschärfen, damit er selbst nach Rom zurückkehren kann. Ich werde meine Tochter wohl im Dezember mit Quintus Pompeius’ Sohn verheiraten, obwohl sie bis dahin noch keine achtzehn ist. Sie freut sich sehr darauf.« Das war gelogen. Sulla wußte genau, daß das Kind sich noch sträubte. Aber er vertraute auf Fortuna.
    Daß er die Haltung seiner Tochter richtig eingeschätzt hatte, erfuhr er zwei Stunden später zu Hause. Aelia begrüßte ihn mit der Nachricht, daß Cornelia Sulla versucht habe, von zu Hause fortzulaufen.
    »Zum Glück hatte ihr Mädchen zuviel Angst und hat nicht gewagt, mir den Plan zu verschweigen«, schloß Aelia bekümmert. Sie mochte ihre Stieftochter sehr und wünschte ihr eine Liebesheirat — zum Beispiel mit dem Sohn von Gaius Marius.
    »Wie hat sie sich das eigentlich vorgestellt? Daß sie durch ein vom Krieg zerrissenes Land zieht?« fragte Sulla.
    »Ich habe keine Ahnung, Lucius Cornelius. Sie wußte es bestimmt auch nicht. Es war wohl ein plötzlicher Einfall.«
    »Je eher sie Quintus Pompeius heiratet, desto besser«, sagte Sulla grimmig. »Ich will sie jetzt sprechen.«
    »Hier? In deinem Arbeitszimmer?«
    »Hier, Aelia. In meinem Arbeitszimmer.«
    Aelia wußte, daß er sie nicht mochte — und ebensowenig ihre Sympathie für Cornelia Sulla. Sie starrte ihren Ehemann mit einer Mischung aus Furcht und Mitleid für die Stieftochter an: »Bitte, Lucius Cornelius, sei nicht zu streng mit ihr!«
    Sulla zeigte ihr, was er von der Bitte hielt, indem er ihr den Rücken zudrehte.
    Cornelia Sulla wurde wie eine Gefangene von zwei Haussklaven zu ihm hereingeführt.
    »Ihr könnt gehen«, sagte er kurz zu ihren Bewachern und blickte lange frostig in das ausdruckslose Gesicht der Tochter, eine wundervolle Mischung aus der Hautfarbe des Vaters und den schönen Zügen der Mutter. Ihr eigen waren nur die sehr großen, veilchenblauen Augen.
    »Was hast du mir zu sagen, Mädchen?«
    »Diesmal bin ich entschlossen, Vater. Du kannst mich zu Tode prügeln, das ist mir egal! Ich werde Quintus Pompeius nicht heiraten, und du kannst mich nicht dazu zwingen!«
    »Und wenn ich dich fesseln und unter Drogen setzen muß, mein Kind, du heiratest Quintus Pompeius«, sagte Sulla in dem milden Tonfall, der seinen besonders heftigen Wutausbrüchen meist voranging.
    Auch wenn sie weinte und tobte, schlug sie doch viel eher Sulla nach als Julilla. Sie stand demonstrativ auf, als wappne sie sich gegen einen gefährlichen Schlag, und blickte Sulla aus glänzenden saphirblauen Augen an. »Ich heirate Quintus Pompeius nicht!«
    »Bei allen Göttern, Cornelia! Du heiratest ihn!«
    »Ich heirate ihn nicht!«
    Normalerweise hätte Sulla angesichts einer derartigen Herausforderung die Beherrschung verloren, aber diesmal konnte er einfach nicht richtig böse werden, vielleicht weil etwas in ihrem Gesicht ihn an den toten Sohn erinnerte. Er schnaubte drohend. »Tochter, weißt du, wer Pietas ist?«

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