MoR 04 - Caesars Frauen
nun endgültig eine Gegenreaktion aus; Männer, die Catilina für schuldig gehalten hatten, sahen plötzlich das Opfer in ihm.
Es hätte eine harte Zeit für Cicero werden können, wären nicht ein paar Tage später objektive Nachrichten aus Etruria eingetroffen. Catilina hatte sich nicht nach Massilia ins Exil begeben; statt dessen hatte er die toga praetexta und die Insignien eines Konsuls angelegt, hatte zwölf Männer in scharlachrote Tuniken gekleidet und ihnen die fasces mit der Axt in die Hand gedrückt. Er war in Arretium zusammen mit dem Sympathisanten Gaius Flaminius aus der gleichnamigen heruntergekommenen Patrizierfamilie gesehen worden. Inzwischen zeigte er überall einen silbernen Adler herum und erklärte, es sei das Original, das Gaius Marius seinerzeit seinen Legionen geschenkt habe. Etruria, das schon die Quelle von Marius’ Kraft gewesen sei, sammele sich unter diesem Adler.
Natürlich machte diese Nachricht dem Mißtrauen von Konsularen wie Catulus und Mamercus ein Ende (Hortensius schien die Gicht in Misenum den Kopfschmerzen in Rom vorzuziehen; Antonius Hybridas Gicht jedoch, die er in Cumae auskurierte, wurde eine immer fadenscheinigere Ausrede für sein Fernbleiben von Rom und seinen Aufgaben als Zweiter Konsul).
Trotzdem waren immer noch ein par Hinterbänkler im Senat der Meinung, die Ereignisse seien allein von Cicero forciert worden, und nur seine unerbittliche Verfolgung habe Catilina auf die falsche Bahn gebracht. Unter ihnen war der jüngere Bruder des Celer, Metellus Nepos, der bald sein Amt als Volkstribun antreten würde. Cato, ebenfalls designierter Volkstribun, lobte Cicero für sein Vorgehen — worauf Nepos nur noch lauter zeterte, denn er haßte Cato.
»Wann hat es jemals einen so undurchsichtigen und unsinnigen Aufstand wie diesen gegeben?« klagte Cicero Terentia sein Leid. »Wenigstens Lepidus hat sich erklärt! Patrizier! Die machen keine Fehler! Jetzt habe ich eine Bande von Schurken in der Hand und darf sie nicht einmal wegen groben Unfugs, geschweige denn wegen Hochverrats verurteilen.«
»Kopf hoch, Mann«, sagte Terentia, der es offensichtlich gefiel, daß Cicero inzwischen mißlauniger war als sie selbst für gewöhnlich. »Der Stein ist ins Rollen gekommen, und er wird weiterrollen, warte nur ab. Bald werden alle Zweifler von Metellus Nepos bis hin zu Caesar zugeben müssen, daß du recht gehabt hast.«
»Caesar hätte mir auch eine bessere Hilfe sein können«, erwiderte Cicero sichtlich verstimmt.
»Immerhin hat er Quintus Arrius losgeschickt«, sagte Terentia, die viel von Caesar hielt, seit ihre Halbschwester, die Vestalin Fabia, den neuen Pontifex Maximus in den höchsten Tönen lobte.
»Aber im Senat unterstützt er mich nicht. Er hackt ständig auf mir herum, weil ich seiner Meinung nach das Senatus Consultum Ultimum nicht richtig interpretiere. Er scheint immer noch zu meinen, daß Catilina Unrecht geschehen ist.«
»Das denkt Catulus auch, und Caesar und Catulus sind sich ganz bestimmt nicht wohlgesinnt«, meinte Terentia.
Zwei Tage später traf in Rom die Nachricht ein, daß Catilina und Manlius ihre Truppen schließlich vereinigt hatten; sie besaßen zwei Legionen gut ausgebildeter Soldaten und dazu ein paar tausend Mann, die noch gedrillt wurden. Faesulae war nicht gefallen, das Arsenal war unangetastet, und auch andere etrurische Städte hatten sich geweigert, Catilina ihre Waffenlager zur Verfügung zu stellen. Ein Hinweis darauf, daß große Teile Etrurias kein Vertrauen in ihn setzten.
Die Volksversammlung genehmigte einen Erlaß, in dem Catilina und Manlius zu Feinden des Volkes erklärt wurden; sie verloren ihre Bürgerrechte mit allen Vergünstigungen, und im Falle einer Festnahme mußten sie mit einem Prozeß wegen Hochverrats rechnen. Nachdem Gaius Antonius Hybrida endlich nach Rom zurückgekehrt war, gab ihm Cicero unverzüglich die Anweisung — Gicht hin oder her — sich der Truppen anzunehmen, die in Capua und Picenum rekrutiert wurden — sämtlich Veteranen früherer Kriege —, und mit ihnen nach Norden zu marschieren, um Catilina und Manlius vor den Toren Faesulaes zu stellen. Für den Fall, daß die Gicht sich als allzu großes Hindernis erweisen sollte, gab der Erste Konsul dem Zweiten Konsul einen sehr fähigen zweiten Kommandanten mit — den vir militaris Marcus Petreius. Cicero selbst übernahm die Verantwortung für die Verteidigung Roms und begann jetzt damit, die Waffen zu verteilen — allerdings nicht an Männer,
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