MoR 04 - Caesars Frauen
nicht mein Aufstand«, erwiderte Catilina.
»Wenn das so ist, erkläre ich die Versammlung für geschlossen«, sagte Cicero. »Rom ist geschützt, so gut es uns möglich ist. Jetzt können wir nur abwarten, was als nächstes geschieht. Früher oder später wirst du dich verraten, Catilina.« »Ich wünschte«, sagte er später zu Terentia, »mein vergnügungssüchtiger Kollege Hybrida würde nach Rom zurückkehren! Hier ist ganz offen der Notstand ausgerufen, und er aalt sich an seinem Privatstrand unten in Cumae in der Sonne!«
»Kannst du ihn mit Hilfe des Senatus Consultum Ultimum nicht zur Rückkehr zwingen?« fragte Terentia.
»Das nehme ich an.«
»Dann tu’s, Cicero! Du wirst ihn brauchen.«
»Ihn plagt die Gicht.«
»Die Gicht hat er im Kopf«, lautete Terentias Urteil.
Ungefähr fünf Stunden vor Sonnenaufgang des siebten November wurden Cicero und Terentia erneut von Tiro aus tiefem Schlaf geweckt.
»Du hast Besuch, domina«, sagte der allseits beliebte Sklave.
Die Frau des Ersten Konsuls zeigte keinerlei Anzeichen ihres sonst so beklagten Rheumatismus, als sie behende aus dem Bett sprang (natürlich züchtig mit einem Nachthemd bekleidet — in Ciceros Haus wurde nicht nackt geschlafen).
»Es ist Fulvia Nobilioris«, sagte sie zu Cicero und rüttelte ihn an der Schulter. »Los, Mann, wach endlich auf!« Oh, welche Freude! Endlich gehörte auch sie dem Kriegsrat an!
»Quintus Curius schickt mich«, verkündete Fulvia Nobilioris. Ihr Gesicht wirkte nackt und alt, sie hatte keine Zeit mehr gehabt, Schminke aufzutragen.
»Ist er vernünftig geworden?« fragte Cicero scharf.
»Ja.« Die Besucherin nahm den Becher unverdünnten Wein, den Terentia ihr gegeben hatte, trank einen Schluck und schüttelte sich. »Sie haben sich um Mitternacht im Haus von Marcus Porcius Laeca getroffen.«
»Wer?«
»Catilina, Lucius Cassius, mein Quintus Curius, Gaius Cethegus, die beiden Sulla-Brüder, Gabinius Capito, Lucius Statilius, Lucius Vargunteius und Gaius Cornelius.«
»Und Lentulus Sura?«
»War nicht dabei.«
»Dann scheine ich mich in ihm getäuscht zu haben.« Cicero beugte sich vor. »Los, erzähl weiter! Was ist passiert?«
»Sie haben sich getroffen, um den Fall Roms zu planen und die Rebellion voranzutreiben«, sagte Fulvia Nobilioris. Ihre Wangen röteten sich ein wenig, der Wein tat seine Wirkung, »Gaius Cethegus wollte Rom sofort einnehmen, aber Catilina will lieber abwarten, bis die Aufstände in Apulia, Umbria und Bruttium ausgebrochen sind. Er hat die Nacht der Saturnalien vorgeschlagen, weil es die Nacht ist, in der ganz Rom feiert, die Sklaven das Regiment führen und alle betrunken sind. Er meint, so lange werden sie noch brauchen, um die Revolte richtig anzuheizen.«
Cicero nickte. Da war etwas dran: Die Saturnalien fanden am siebzehnten Tag des Dezember statt, bis dahin waren es noch sechs Marktperioden. Inzwischen würde ganz Italien in Flammen stehen. »Und wer hat gewonnen, Fulvia?« wollte er wissen.
»Catilina, aber bei einer Sache hat Cethegus sich durchgesetzt.«
»Bei welcher?« fragte der Erste Konsul freundlich nach, als sie stockte und zu zittern anfing.
»Sie haben beschlossen, dich sofort zu ermorden.«
Seit der Lektüre der Briefe wußte er, daß man ihn umbringen wollte, aber als er es jetzt aus dem Mund dieser armen, furchtsamen Frau hörte, überkam ihn eine Angst, wie er sie bisher noch nicht gekannt hatte. Er sollte sofort ermordet werden! Sofort! »Wie und wann?« fragte er. »Los, Fulvia, sag es mir! Ich stelle dich nicht vor Gericht. Du verdienst Belohnung, nicht Strafe! Sag es mir!«
»Lucius Vargunteius und Gaius Cornelius werden sich morgen bei Sonnenaufgang zusammen mit deinen Klienten hier in deinem Haus einfinden«, sagte sie.
»Aber sie sind nicht meine Klienten«, erwiderte Cicero verdutzt.
»Ich weiß. Aber sie wollen dich bitten, sie als Klienten aufzunehmen, um ihnen die Rückkehr ins öffentliche Leben zu erleichtern. Und wenn sie erst einmal drinnen sind, werden sie dich um ein privates Gespräch in deinem Arbeitszimmer bitten, um ihre Bitte vorzutragen. Dort wollen sie dich erdolchen und die Flucht ergreifen, bevor deine Klienten begriffen haben, was geschehen ist«, sagte Fulvia.
»Dann ist es einfach.« Cicero seufzte erleichtert. »Ich werde die Türen verriegeln, einen Wachposten im Peristylium aufstellen und meine Klienten nicht empfangen, weil ich krank bin. Und schon gar nicht werde ich den ganzen Tag draußen herumlaufen. Es ist
Weitere Kostenlose Bücher