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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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die ihm, Atticus, Crassus oder Catulus (der inzwischen gründlich bekehrt war) suspekt erschienen. Was Catilina im Augenblick im Schilde führte, wußte niemand, auch wenn Manlius einen Brief an den Triumphator Rex geschrieben hatte, der noch im Umbria im Felde stand; es war überraschend, daß Manlius solch einen Brief schrieb, aber ändern würde das nichts.
    In diesem Augenblick, als Rom bereit war, einen Angriff aus dem Norden abzuwehren, als Pompeius Rufus in Capua und Metellus das Zicklein in Apulia in Stellung gegangen waren, um dort unten im Süden alles — von einem Sklavenaufstand bis zu einer Gladiatorenarmee — niederzuschlagen, hielt Cato es für geraten, Ciceros Strategien über den Haufen zu werfen und die Verteidigungsbereitschaft der Stadt für die Zeit nach dem kommenden Amtswechsel der Konsuln aufs Spiel zu setzen. Der November näherte sich seinem Ende, als Cato sich im Senat erhob und verkündete, er beabsichtige ein Verfahren gegen den designierten Zweiten Konsul Lucius Licinius Murena anzustrengen, weil er sich sein Amt durch Bestechung beschafft habe. Als designierter Volkstribun, rief Cato, könne er es sich zeitlich nicht leisten, persönlich ein Strafverfahren zu führen; deshalb werde der bei den Konsulatswahlen unterlegene Gegenkandidat Servius Sulpicius Rufus die Anklage führen, und zwar zusammen mit seinem Sohn (der gerade erst das Mannesalter erreicht hatte) als zweitem und dem Patrizier Gaius Postumius als drittem Ankläger. Das Verfahren werde vor dem Bestechungsgerichtshof stattfinden, da die Ankläger ausnahmslos Patrizier seien und deshalb Cato und die Volksversammlung nicht in Anspruch nehmen dürften.
    »Marcus Porcius Cato, das kannst du nicht tun!« rief Cicero entsetzt und sprang auf. »Die Schuld oder Unschuld des Lucius Murena ist völlig unerheblich! Wir müssen uns eines Aufstands erwehren! Wir können es uns nicht erlauben, ohne einen der beiden neuen Konsuln ins neue Jahr zu gehen! Wenn du diese Anklage ohnehin im Sinn gehabt hast, warum jetzt, warum so spät im Jahr?«
    »Ein Mann muß seine Pflicht tun«, erwiderte Cato ungerührt. »Die Beweise sind jetzt erst ans Licht gekommen, und ich habe es diesem Hause vor Monaten geschworen, persönlich dafür Sorge zu tragen, daß jede versuchte oder vollendete Bestechung zur Anklage kommt. Da ist es mir völlig gleichgültig, in welcher Lage Rom sich im neuen Jahr befinden wird! Bestechung ist Bestechung. Sie muß ausgemerzt werden, um jeden Preis.«
    »Und wenn der Untergang Roms der Preis ist? Schieb deine Anklage auf!«
    »Niemals!« rief Cato. »Ich bin weder deine noch sonst jemandes Marionette. Ich kenne meine Pflicht, und ich werde sie tun!«
    »Du tust auch dann noch deine Pflicht und zerrst arme Teufel vor Gericht, wenn Rom bereits im Tyrrhenischen Meer versinkt!«
    »Bis das Tyrrhenische Meer auch mich verschlungen hat!«
    »Mögen die Götter uns in Zukunft von Männern wie dir verschonen, Cato!«
    »Wenn es mehr Männer wie mich geben würde, wäre Rom ein besserer Ort!«
    »Noch ein einziger von deiner Sorte, und Rom wäre lahmgelegt!« schrie Cicero und reckte die Hände flehend gen Himmel. »Wenn Räder so sauber sind, daß sie quietschen, Marcus Porcius Cato, dann klemmen sie irgendwann einmal! Mit ein bißchen schmutzigem Schmierfett läuft alles viel besser!«
    »Hat er da nicht recht?« rief Caesar und grinste.
    »Verschieb die Sache, Cato«, bemerkte Crassus müde.
    »Das habe ich längst nicht mehr in der Hand«, erwiderte Cato selbstgefällig. »Servius Sulpicius ist fest entschlossen.«
    »Wenn man bedenkt, was für eine hohe Meinung ich einst von Servius Sulpicius hatte!« sagte Cicero am selben Abend zu Terentia.
    »Cato hat ihn angestiftet, Mann, das steht fest.«
    »Was will Cato eigentlich? Daß Rom untergeht, nur damit die Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt? Sieht er denn nicht, wie gefährlich es ist, wenn nur ein Konsul am Neujahrstag sein Amt übernimmt — noch dazu einer, der so krank ist wie Silanus?« Cicero schlug besorgt die Hände zusammen. »Ich glaube langsam, daß hundert Catilinas Rom nicht so gefährlich werden können wie ein einziger Cato!«
    »Gut, dann mußt du eben dafür sorgen, daß Murena freigesprochen wird«, sagte Terentia in ihrer praktischen Art. »Verteidige ihn selber, Cicero, und hol dir Crassus und Hortensius als Unterstützung.«
    »Es ist nicht üblich, daß ein amtierender Konsul einen designierten Konsul verteidigt.«
    »Dann schaffst du eben einen

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