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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Präzedenzfall. Das kann keiner besser als du.«
    »Hortensius sitzt immer noch mit einem dicken Verband um den großen Zeh in Misenum.«
    »Dann hol ihn zurück. Und wenn du ihn entführen lassen mußt.«
    »Du hast recht, Terentia. Richter am Bestechungsgericht ist ein Patrizier namens Valerius Flaccus. Wir können nur hoffen, daß er genug Verstand besitzt, meine Seite zu sehen, und nicht die von Servius Sulpicius.«
    »Keine Angst, das wird er.« Terentia lächelte kämpferisch. »Er wird nicht Sulpicius die Schuld geben, sondern Cato, und für Cato hat kein Patrizier etwas übrig, es sei denn einer wie Servius Sulpicius, der meint, man habe ihn um sein Konsulat betrogen.«
    Ein hoffnungsfrohes und auch ein bißchen verschlagenes Leuchten trat in Ciceros Augen. »Ich frage mich, ob Murena mir seine Dankbarkeit nicht mit einem hübschen neuen Haus beweisen könnte, wenn ich ihn freibekomme.«
    »Mach dir da keine Hoffnungen, Cicero! Du brauchst Murena, nicht umgekehrt. Da mußt du schon auf verzweifeltere Kunden warten, bevor du an Honorare dieser Größenordnung denken darfst!«
    Also ließ es Cicero lieber bleiben, Murena darauf hinzuweisen, daß er ein neues Haus gebrauchen könnte, und verteidigte den designierten Konsul für keine größere Entschädigung als ein hübsches, kleines, höchstens zweihundert Jahre altes Gemälde irgendeines unbedeutenden Griechen. Grollend und nur sehr widerwillig ließ Hortensius sich aus Misenum abberufen, und Crassus eröffnete die Redeschlacht so gründlich und geduldig, wie es seine Art war. Dieses Triumvirat von Strafverteidigern war für den armen Servius Sulpicius eine Nummer zu groß. Sie erreichten für Murena einen Freispruch, ohne auch nur einen der Geschworenen bestechen zu müssen — was ohnehin nicht möglich gewesen wäre, denn Cato hatte sie keine Sekunde lang aus den Augen gelassen.
    Was wird wohl noch alles passieren? dachte Cicero, als er vom Forum nach Hause ging, um nachzusehen, ob Murena ihm das Gemälde schon geschickt hatte. Er hatte eine phantastische Rede gehalten, natürlich die letzte vor dem Spruch der Geschworenen. Eine von Ciceros größten Stärken war seine Fähigkeit, den Tenor seiner Ansprachen zu ändern, nachdem er die Stimmung unter den Geschworenen ausgelotet hatte — die er natürlich kannte. Zum Glück hatte er es im Fall Murena mit Männern zu tun gehabt, die einen Spaß verstehen konnten und gern lachten. Also hatte er eine humorige Rede gehalten und sich über Catos Festhalten an der (nicht übermäßig populären) stoischen Philosophie lustig gemacht, die von diesem schrecklichen griechischen Plagegeist Zenon gegründet worden war. Die Geschworenen waren begeistert von jeder kleinen Nuance — und ganz besonders von seinen sehr gekonnten Cato-Imitationen, in denen er die Stimme, die Haltung, ja sogar die gigantische Nase Catos nachgemacht hatte. Und als es ihm dann noch gelang, sich aus seiner Tunika zu schlängeln, hatten die Geschworenen vor Lachen unter den Bänken gelegen.
    »Was haben wir für einen Komiker als Ersten Konsul!« hatte Cato mit vernehmlicher Stimme gerufen, nachdem der Freispruch verkündet worden war. Die Geschworenen hatten nur noch lauter gelacht, und Cato hatte als schlechter Verlierer dagestanden.
    »Das erinnert mich an die Geschichte, die ich von Cato in Syrien hörte, nachdem sein Bruder Caepio gestorben war«, erzählte Atticus am Nachmittag beim Essen.
    »Was für eine Geschichte?« fragte Cicero pflichtschuldigst; er hatte eigentlich kein Interesse an Geschichten über Cato, aber er hatte guten Grund, Atticus — dem Obmann der Geschworenen — dankbar zu sein.
    »Nun, er ist damals wie ein Bettler über die Landstraße gezogen — in seiner Begleitung drei Sklaven sowie Munatius Rufus und Athenodorus Cordylion —, als in der Ferne die Tore von Antiochia aufragten. Und vor der Stadt hatte sich eine riesige, jubelnde Menschenmenge versammelt. > Siehst du, welcher Ruf mir vorauseilt?< fragte er Munatius Rufus und Athenodorus Cordylion. >Ganz Antiochia gibt mir die Ehre, weil ich die Verkörperung des idealen Römers bin — bescheiden und sparsam — und dem mos maiorum alle Ehre mache.< Munatius Rufus, der mir die Geschichte erzählte, als wir uns in Rom begegneten, hatte so seine Zweifel gehabt, aber der alte Athenodorus Cordylion hatte Cato jedes Wort geglaubt und sich vor ihm in den Staub geworfen. Dann war die Menge näher gekommen, mit Lorbeerkränzen in den Händen, und kleine Mädchen hatten

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