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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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vernachlässigte.
    Alle drei Söhne des Antonius Creticus kümmerten sich mit einer Geduld und Freundlichkeit um ihre Mutter, die Caesar erstaunte — was Julia Antonia jedoch nicht daran hinderte, aufzuspringen, und sich Caesar an die Brust zu werfen.
    »Oh, Vetter!« stammelte sie. »Was soll ich bloß tun? Wo soll ich hingehen? Sie werden Suras gesamtes Vermögen konfiszieren. Dann habe ich nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf.«
    »Laß den Mann los, Mama«, sagte Marcus Antonius, ihr Ältester, nahm sie an beiden Händen und führte sie an ihren Platz zurück. »Setz dich und hör auf, dein Unglück zu beklagen. Das hilft uns auch nicht weiter.«
    Vielleicht war sie vom vielen Jammern schon erschöpft, jedenfalls gehorchte Julia Antonia ihrem Sohn. Lucius, ihr Jüngster, ein ziemlich feister, plumper Bursche, setzte sich in den Sessel neben ihr, nahm ihre Hand und fing an, tröstende Laute von sich zu geben.
    »Er ist an der Reihe«, sagte Antonius und zog seinen Vetter hinaus in das Peristylium. Gaius, der mittlere Sohn, folgte ihnen.
    »Es ist ein Unglück, daß die Cornelii Lentuli inzwischen die Mehrheit der Cornelier im Senat stellen«, sagte Caesar.
    »Und keiner von ihnen wird glücklich darüber sein, einen Verräter im Schoß der Familie zu wissen«, fügte Marcus Antonius grimmig hinzu. »Ist er denn ein Verräter?«
    »Ohne jeden Zweifel, Antonius.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Das sagte ich doch eben! Was ist los? Hast du Angst, es könnte herauskommen, daß du auch mit drinsteckst?« fragte Caesar plötzlich besorgt.
    Antonius wurde rot, sagte aber nichts; statt dessen antwortete Gaius, nachdem er kräftig mit dem Fuß aufgestampft hatte: »Wir stecken nicht mit drin! Wieso nehmen alle immer nur das Schlimmste von uns an, sogar du?«
    »Man nennt so etwas: sich einen Ruf erwerben«, erwiderte Caesar geduldig. »Ihr habt alle drei einen verheerenden Ruf — Glücksspiel, Wein, Huren.« Er sah Marcus Antonius ein wenig belustigt an. »Und hin und wieder auch einen kleinen Freund.«
    »Das mit mir und Curio stimmt doch gar nicht«, antwortete Antonius beschämt. »Wir tun nur so, als wären wir Liebhaber, um Curios Vater zu ärgern.«
    »Eben, und so erwirbt man sich einen Ruf, Antonius. Aber ihr werdet es schon noch begreifen. Jeder Köter im Senat wird euch am Hintern herumschnüffeln. Wenn ihr doch beteiligt seid, dann solltet ihr es mir jetzt sagen.«
    Die drei Söhne des Creticus waren sich schon lange darüber einig, daß Caesar von allen Männern, die sie kannten, den beunruhigendsten Blick hatte — kalt, durchdringend, allwissend. Und deshalb mochten sie ihn nicht; dieser Blick zwang sie in die Defensive, gab ihnen das Gefühl, weniger wert zu sein, als sie insgeheim von sich glaubten. Dabei machte er sich nicht einmal die Mühe, sie wegen kleinerer Missetaten zu kritisieren; er ließ sich nur blicken, wenn wirklich etwas schiefgegangen war, so wie jetzt. Und so hatten seine Besuche etwas von bösen Vorzeichen, die ihnen jede Möglichkeit nahmen, zurückzuschlagen, sich zu verteidigen.
    Also antwortete Marcus Antonius schmollend: »Wir haben nicht das geringste damit zu tun. Clodius hat uns gewarnt; Catilina ist ein Verlierer, hat er gesagt.«
    »Und was Clodius sagt, das stimmt, was?«
    »Meistens.«
    »Ihr habt recht«, stimmte ihm Caesar überraschend zu. »Er ist mit allen Wassern gewaschen.«
    »Und was passiert jetzt?« fragte Gaius Antonius.
    »Euer Stiefvater wird wegen Hochverrats angeklagt und verurteilt«, antwortete Caesar. »Er hat gestanden, ihm blieb nichts anderes übrig. Ciceros Prätoren haben bei den Allobrogern zwei belastende Briefe von ihm gefunden, und ich kann euch versichern, daß es keine Fälschungen sind.«
    »Dann hat Mama recht. Sie wird alles verlieren.«
    »Ich will versuchen, das zu verhindern, und dabei stehe ich sicher nicht allein. Es wird höchste Zeit, daß Rom damit aufhört, die ganze Familie für das Verbrechen eines Mannes zu bestrafen. Wenn ich Konsul bin, werde ich versuchen, ein entsprechendes Gesetz durchzubringen.« Er schlenderte zurück ins Atrium. »Persönlich kann ich nichts für eure Mutter tun, Antonius. Sie braucht weibliche Gesellschaft. Sobald meine Mutter von der Bona Dea zurück ist, schicke ich sie zu euch.« Im Atrium sah er sich um. »Schade, daß Sura keine Kunst gesammelt hat, sonst hättet ihr etwas zum Verkaufen, bevor der Staat alles beschlagnahmt. Aber ihr dürft mich beim Wort nehmen; ich werde versuchen, dafür zu

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