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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Luft in diesem überfüllten Raum zu stören.
    Dann ergriff Catulus, zornig und entschieden, das Wort: »Lentulus Sura, du bist erledigt!« sagte er. »Ich spucke auf dich!«
    »Ich denke«, sagte Mamercus mit ernster Stimme, »daß du jetzt auch die Schriftrollen öffnen solltest, Marcus Tullius.«
    »Wie bitte? Damit Cato mich beschuldigen kann, offizielle Beweismittel manipuliert zu haben?« rief Cicero. »Nein, Mamercus, die bleiben versiegelt. Ich möchte doch unseren heißgeliebten Cato nicht verärgern, und wenn es noch so wichtig wäre, die Briefe jetzt zu öffnen!«
    Cicero stellte fest, daß der Prätor Gaius Sulpicius unter den Anwesenden war. Um so besser! Sollte der auch etwas tun, damit es nicht aussah, als würde er jemanden bevorzugen. Cato sollte nicht den geringsten Verfahrensfehler entdecken können.
    »Gaius Sulpicius, würdest du bitte die Häuser von Lentulus Sura, Cethegus, Gabinius und Statilius aufsuchen und nachsehen, ob es dort irgendwelche Waffen gibt? Nimm Pomptinus’ Milizionäre mit; sie sollen auch die Häuser von Porcius Laeca, Caeparius, Lucius Cassius, unserem Freund Volturcius und einem gewissen Lucius Tarquinius durchsuchen. Die Männer können die Suche allein fortsetzen, nachdem du persönlich die Häuser der beteiligten Senatoren inspiziert hast. Ich brauche dich so bald wie möglich im Senat. Dort kannst du mir berichten, was ihr gefunden habt.«
    Niemand wollte etwas essen oder trinken, also ließ Cicero Caeparius aus dem Schrank und die Allobroger aus dem Speisezimmer holen. Mochte Caeparius auch voller Tatendrang gesteckt haben, als man ihn einsperrte, jetzt war davon nichts mehr zu spüren; Ciceros Schrank war nahezu luftdicht, und Caeparius zitterte am ganzen Körper, als er herauskam.
    Ein amtierender Prätor und doch ein Verräter! Ein ehemaliger Konsul! Wie ließ sich das ausschlachten? Wie konnte Cicero es bewerkstelligen, daß er, der Emporkömmling, der Hungerleider aus den Bergen Arpiniums, am Ende in einem guten Licht dastand? Cicero ging quer durch den Raum hinüber zu Lentulus Sura und nahm mit festem Griff die schlaffe rechte Hand des Mannes.
    »Komm, Publius Cornelius«, sagte er ausgesprochen höflich, »es wird Zeit, daß wir zum Tempel der Concordia gehen.«
    »Sonderbar!« meinte Lucius Cotta. als die Männer wie die Schulkinder in Zweierreihen über das untere Forum und die Treppe der Vestalinnen zum Tempel der Concordia zogen, den nur die Gemonianische Treppe vom Tullianum, der Hinrichtungsstätte des Mamertinusgefängnisses, trennte.
    »Sonderbar? Was findest du sonderbar?« fragte Cicero, der immer noch den kraftlosen Lentulus Sura an der Hand hielt.
    »Genau in diesem Moment lassen die Baumeister die neue Statue des Jupiter Optimus Maximus auf ihren Sockel im Tempel stellen. Längst überfällig! Es ist fast drei Jahre her, daß Torquatus und ich es geschworen haben.« Lucius Cotta erschauerte. »Diese vielen Vorzeichen!«
    »Ausgerechnet in deinem Jahr«, sagte Cicero. »Ich war sehr traurig darüber, daß der Blitz der alten etruskischen Wölfin ihr säugendes Kind genommen hat. Ich mochte ihr hochnäsiges Gesicht. Sie gibt Romulus ihre Milch, ohne die geringste Sorge um ihn erkennen zu lassen.«
    »Ich habe nie verstanden, warum sie nicht zwei Kinder gesäugt hat«, sagte Cotta und zuckte die Achseln. »Vielleicht haben die Etrusker für ihre Legende nur ein Junges gebraucht. Die Statue stammt sicher noch aus der Zeit vor Romulus und Remus, und die Wölfin ist uns ja geblieben.«
    »Du hast recht«, meinte Cicero, während er Lentulus Sura dabei half, die drei Stufen zur Vorhalle des niedrigen Tempels zu bewältigen, »es ist ein Vorzeichen. Ich hoffe, es bedeutet Gutes, den Großen Gott nach Osten schauen zu lassen!« An der Tür blieb er abrupt stehen. »Bei Pollux, was für ein Andrang!«
    Die Sache hatte sich herumgesprochen. Der Concordia-Tempel wimmelte von Menschen. Alle römischen Senatoren waren erschienen, selbst die kranken und gebrechlichen. Nicht aus einem Aberglauben heraus hatte Cicero diesen Ort gewählt, auch wenn für ihn die Fähigkeit zur Eintracht unter den Eigenschaften des römischen Mannes einen besonderen Platz einnahm; eine Versammlung, die sich mit den Konsequenzen eines Hochverrats befassen sollte, gehörte nicht in die Curia Hostilia; und da dieser Verrat die ganze Palette der negativen Eigenschaften römischer Männer offenbarte, war der Tempel der Concordia genau der richtige Versammlungsort. Leider ließen sich hier

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