MoR 04 - Caesars Frauen
ironisch?« wollte Silanus von Caesar wissen.
»Das weiß man bei Cato nie so genau.«
Cicero wurde bevollmächtigt, Haftbefehle für die nicht anwesenden Verschwörer zu erlassen, und danach war es Zeit, die fünf anwesenden Verschwörer fünf Senatoren in Gewahrsam zu geben.
»Ich nehme Lentulus Sura«, sagte Lucius Caesar traurig. »Er ist mein Schwager. Eigentlich sollte er zu einem anderen Lentulus gehen, aber rechtlich fällt er mir zu.«
»Ich nehme Gabinius Capito«, sagte Crassus.
»Und ich Statilius«, sagte Caesar.
»Gebt mir den jungen Cethegus«, rief Quintus Cornificius.
»Und mir Caeparius«, sagte der alte Gnaeus Terentius.
»Was machen wir mit einem verräterischen Prätor im Amt?« wollte Silanus wissen, der in dieser stickigen Luft besonders grau aussah.
»Er soll seine Insignien abgeben und die Liktoren entlassen«, antwortete Cicero.
»Ich glaube nicht, daß dies legal wäre«, meinte Caesar ein wenig müde. »Niemand hat das Recht, einen kurulischen Magistraten des Amtes zu entheben, bevor sein Jahr abgelaufen ist. Strenggenommen dürft ihr ihn nicht einmal festnehmen.«
»Doch, unter dem Senatus Consultum Ultimum dürfen wir das!« erwiderte Cicero gereizt. Warum suchte Caesar bloß ständig nach Unkorrektheiten? »Wenn es dir lieber ist, nennen wir es eben nicht Amtsenthebung. Wir entkleiden ihn lediglich seiner kurulischen Insignien.«
Crassus, der von dem Gedränge genug hatte und nur noch an die frische Luft wollte, sprang auf und unterbrach den gereizten Wortwechsel mit der Ankündigung, daß ein öffentliches Dankesfest für die rechtzeitige Aufdeckung der Verschwörung innerhalb der Stadtmauern stattfinden würde. Cicero erwähnte er in diesem Zusammenhang nicht.
»Wenn du schon mal dabei bist, Crassus, warum verleihst du unserem lieben Marcus Tullius Cicero nicht gleich die Bürgerkrone?« knurrte Poplicola.
»Aber das war nun wirklich die pure Ironie«, sagte Silanus zu Caesar.
»Den Göttern sei Dank, er löst die Versammlung auf«, lautete Caesars Antwort. »Hätte er nicht einen Grund finden können, die Sitzung im Jupiter Stator oder im Bellona anzuberaumen?«
»Morgen zur zweiten Tagesstunde wieder hier!« rief Cicero in das allgemeine Aufstöhnen hinein und stürzte zum Tempel hinaus, um die Rostra zu erklimmen und die große, ungeduldige Menschenmenge mit einer Rede zu besänftigen.
»Ich weiß nicht, warum er es so schrecklich eilig hat«, sagte Crassus zu Caesar, als sie wieder unter freiem Himmel standen, die Glieder streckten und tief einatmeten. »Nach Hause kann er nicht. Seine Frau bewirtet heute die Bona Dea.«
»Richtig«, sagte Caesar und seufzte, »meine Frau und meine Mutter sind auch dort, und alle meine Vestalinnen. Julia wohl ebenso. Sie wird langsam erwachsen.«
»Wenn man das nur von Cicero behaupten könnte.«
»Ach, laß nur, Crassus. Er ist endlich in seinem Element! Gönnen wir ihm doch seinen kleinen Sieg. Es war ja keine große Verschwörung, sie hätte kaum größere Chancen gehabt als Pan gegen Apollo. Ein Sturm im Wasserglas, weiter nichts.«
»Pan gegen Apollo? Aber der hat doch gewonnen, oder?«
»Nur weil Midas der Richter war, Marcus. Und dafür mußte der arme Kerl bis an sein Ende Eselsohren tragen.«
»Midas entscheidet immer mit, Caesar.«
»Die Macht des Goldes.«
»So ist es.«
Sie schlenderten über das Forum, nicht im geringsten versucht, stehenzubleiben und Ciceros Rede an das Volk zu hören.
»Du hast natürlich Verwandte, die mitgemacht haben«, sagte Crassus, als Caesar die Via Sacra links liegenließ und ebenfalls in Richtung Palatin ging.
»Allerdings. Eine äußerst törichte Base und ihre drei tölpelhaften Söhne.«
»Glaubst du, daß sie bei Lucius Caesar ist?«
»Bestimmt nicht. Lucius Caesar ist viel zu korrekt. Er hat den Mann seiner Schwester bei sich in Gewahrsam. Und da meine Mutter in Ciceros Haus die Bona Dea feiert, schau ich schnell bei Lucius vorbei und sage ihm, daß ich mit Julia Antonia reden werde.«
»Ich beneide dich nicht darum«, meinte Crassus und grinste.
»Ich mich auch nicht, das versichere ich dir!«
Noch bevor er an die Tür von Lentulus Suras hübschem Haus geklopft hatte, konnte er Julia Antonia hören und straffte die Schultern. Warum mußte ausgerechnet heute der Abend der Bona Dea sein? Julia Antonias ganzer Kreis würde sich in Ciceros Haus versammeln, und die Bona Dea war nicht gerade eine Gottheit, die man wegen einer in Not befindlichen Freundin
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