MoR 04 - Caesars Frauen
verschafft. Aber er ist fast auf den Tag genau zwei Jahre älter als ich, das heißt, daß unsere Wege sich auf dem cursus honorum immer wieder kreuzen werden.«
»Du willst also Sullas Dekret in Anspruch nehmen, das es den Patriziern gestattet, sich zwei Jahre früher als die Plebejer — wie Bibulus einer ist — um ein kurulisches Amt zu bewerben.« Aurelia ließ die Frage wie eine Feststellung klingen.
»Ich wäre ein Dummkopf, wenn ich es nicht täte, und ich bin nicht dumm, Mutter«, antwortete ihr Sohn. »Wenn ich im siebenunddreißigsten Lebensjahr für das Amt des Prätors kandidiere, dann habe ich sechzehn Jahre davon dem Senat angehört, die Jahre als Hamen Dialis nicht mitgezählt. Mehr als genug Wartezeit für einen Mann.«
»Bis dahin sind es noch ganze sechs Jahre. Und in der Zwischenzeit?«
Er rutschte unruhig hin und her. »Ach, ich spüre doch schon jetzt, wie eng die Mauern von Rom sind, und dabei bin ich erst vor zwei Stunden durchs Tor geritten! Im Ausland lebt es sich leichter.«
»Es stehen jede Menge Gerichtsverfahren an. Du bist ein berühmter Advokat, stehst Cicero und Hortensius in nichts nach. Du wirst lukrative Angebote bekommen.«
»Aber in Rom, immer nur in Rom! Spanien war eine Offenbarung!« rief Caesar erregt. »Antistius Vetus war ein träger Statthalter. Er war heilfroh, mir soviel Arbeit wie möglich aufhalsen zu können, trotz meines niedrigen Status. Und so hab’ ich alle Gerichtstage in der Provinz abgehalten und mich obendrein um die Finanzen gekümmert.«
»Letzteres muß dir ein Graus gewesen sein«, bemerkte seine Mutter trocken. »Geld hat dich doch noch nie interessiert.«
»Es ist seltsam, sobald es sich um Roms Geld handelt, interessiert es mich sehr wohl. Ich habe in Gades bei einem höchst bemerkenswerten Mann etwas Nachhilfe in Buchhaltung genommen, einem Bankier punischer Abstammung. Er hieß Lucius Cornelius Balbus Major. Er hat einen Neffen, der beinahe so alt ist wie er selbst: Balbus Minor, sein Partner. Sie haben viel für Pompeius Magnus gearbeitet, als er in Spanien war; inzwischen gehört ihnen halb Gades. Was der ältere Balbus über Gelddinge nicht weiß, ist auch nicht wesentlich. Natürlich waren die öffentlichen Finanzen Chaos, keine Frage. Aber mit Hilfe von diesem Balbus Major habe ich sie in den Griff bekommen. Ich habe den Mann gemocht, Mater.« Caesar zuckte mit den Achseln und lächelte sarkastisch. »Er war mein einziger Freund dort drüben.«
»Zu einer Freundschaft gehören zwei«, sagte Aurelia. »Du kennst mehr Menschen als alle anderen Patrizier zusammen, aber du läßt keinen einzigen Römer deines Standes in deine Nähe. Deshalb sind deine wenigen Freunde immer nur Ausländer oder Römer niederer Herkunft.«
Caesar grinste. »Unsinn! Ich komme besser mit Ausländern aus, weil ich in einem Mietshaus aufgewachsen bin, wo ich von Juden, Syrern, Galliern, Griechen und ähnlichen Leuten umgeben war.«
»Meine Schuld«, sagte sie mit tonloser Stimme.
Er beschloß, die Bemerkung zu überhören. »Marcus Crassus ist mein Freund, und er ist Römer, von ebenso edler Geburt wie ich.«
Sie erwiderte darauf: »Hast du in Spanien Geld verdient?«
»Hier und da ein wenig, Balbus sei es gedankt. Leider war es in der Provinz zur Abwechslung einmal friedlich, keine kleinen Grenzkriege gegen die Lusitaner. Und wenn, dann hätte Antistius Vetus sie selber ausgefochten. Sei unbesorgt, Mutter. Mein Seeräuberschatz ist unangetastet. Ich habe genug auf die Seite gelegt, um mich für höhere Ämter bewerben zu können.«
»Auch für das eines kurulischen Ädils?« fragte sie in ahnungsvollem Ton.
»Ich bin Patrizier und kann mir meinen Ruhm nicht als Volkstribun erwerben. Da bleiben nicht viele Möglichkeiten«, sagte er und zog eine der Schreibfedern aus dem Tonbecher, um sie auf die Tischplatte zu legen; eigentlich spielte er nicht mit Gegenständen herum, aber manchmal mußte er den Augen seiner Mutter einfach ausweichen können. Seltsam. Er hatte ganz vergessen, wie nervtötend sie sein konnte.
»Selbst wenn man einen Seeräuberschatz in der Hinterhand hat, das Amt des curulis aedilis ist eine äußerst kostspielige Angelegenheit, Caesar. Ich kenne dich! Du gibst dich nicht mit bescheidenen Spielen zufrieden. Du willst die besten Spiele aller Zeiten veranstalten.«
»Möglich. Darüber mache ich mir in vier Jahren Gedanken, wenn es soweit ist«, erwiderte er seelenruhig. »Zunächst einmal beabsichtige ich, mich im nächsten Jahr für den
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