Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
seine Frage, während seine Tochter es sich in seiner Armbeuge bequem machte. Jetzt ruhte sein Blick auf Servilia, und das Lächeln war sogar aus den Augen gewichen; ein Blick, der ihr Geschlecht registrierte, ihm aber keine Bedeutung beimaß.
    »Caesar, das ist Servilia, die Gattin des Decimus Junius Silanus«, sagte Aurelia, die anscheinend nicht gekränkt darüber war, daß ihr Sohn sie noch nicht begrüßt hatte.
    »Servilia...« Er nickte, als er ihren Namen aussprach.
    Ihre Stimme klang kühl und ruhig, sie wog die Worte wie der Juwelier das Gold. »Es gibt keinen einsichtigen Grund für ein solches Gerücht. Was hättest du davon, im italischen Gallien einen Aufstand zu schüren? Wenn du vor diejenigen treten würdest, die noch keine Staatsbürgerschaft haben, und ihnen versprächest, dich für ihr Wahlrecht einzusetzen, dann wäre das nur recht und billig für einen römischen Edelmann, der nach dem Amt des Konsuls strebt. Du würdest dir damit eine Gefolgschaft von Klienten zulegen — eine kluge Handlungsweise für einen Mann, der auf der politischen Leiter nach oben klettern will. Ich war mit einem Mann verheiratet, der im italischen Gallien eine Rebellion angezettelt hat, deshalb kann ich beurteilen, was für ein unüberlegtes Vorgehen das ist. Lepidus und meinem Gatten Brutus erschien es unerträglich, in Sullas Rom zu leben. Ihre Karrieren neigten sich bereits dem Ende zu, während deine gerade erst begonnen hat. Was solltest du dir davon versprechen, einen Aufstand zu schüren?«
    »Sehr richtig«, sagte er, und jetzt funkelte sogar etwas Humor in seinen Augen, die ihr bis dahin ein wenig kalt vorgekommen waren.
    »Und ob das richtig ist«, bestätigte sie. »Was ich von deiner Karriere weiß, läßt mich nicht einen Moment daran zweifeln, daß du lediglich auf Klienten aus warst, wenn du diesen Abstecher zur nichtrömischen Bevölkerung im italischen Gallien tatsächlich gemacht hast.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte; er sah phantastisch aus, und er wußte es nur zu gut. Dieser Mann tat nichts, ohne die Wirkung auf sein Publikum zu berechnen, davon war sie überzeugt. Doch sie spürte instinktiv, daß auch er es instinktiv tat; nicht eine Sekunde lang ließ er sich die Berechnung anmerken. »Es ist wahr, ich habe Klienten gesammelt.«
    »Siehst du?« sagte Servilia. Um ihre Lippen spielte ein geheimnisvolles Lächeln. »Wer sollte dir einen Vorwurf daraus machen, Caesar?« Und mit einer Spur von Herablassung fügte sie hinzu: »Keine Angst, ich sorge schon dafür, daß die richtige Version der Geschichte die Runde macht.«
    Doch damit war sie zu weit gegangen. Caesar hatte es nicht nötig, sich von einer Servilierin gönnerhaft behandeln zu lassen, mochte sie aus dem adligen Zweig der Familie stammen oder nicht. Mit verächtlichem Augenaufschlag wandte er sich von ihr ab und suchte sich unter den Frauen, die diesem Wortwechsel gespannt gelauscht hatten, Mucia Tertia aus. Die kleine Julia setzte er ab, um Mucia Tertias beide Hände ergreifen zu können.
    »Wie geht es dir, Weib des Pompeius?« fragte er sie liebenswürdig.
    Sie wirkte verlegen, murmelte Unverständliches. Doch er hatte sich bereits Cornelia Sulla zugewandt, Sullas Tochter und seiner Cousine ersten Grades. Und so ging er sie eine nach der anderen durch, die ganze Gruppe; bis auf Servilia kannte er sie alle. Und Servilia sah ihm dabei zu, voller Bewunderung, nachdem sie den ersten Schock wegen seiner schroffen Behandlung überwunden hatte. Auch Perpennia erlag seinem Charme, und selbst eine ehrfurchtgebietende Matrone wie Terentia schmolz einfach dahin. Zuletzt stand er vor seiner Mutter.
    »Mutter, du siehst gut aus.«
    »Mir geht es auch gut. Und du«, fügte sie auf ihre trockene, prosaische Weise hinzu, »siehst aus, als wärst du geheilt.«
    Die Bemerkung schien ihn verletzt zu haben. Aha! dachte Servilia. Da gibt es Zwischentöne.
    »Ich bin vollständig geheilt«, erwiderte er ruhig und nahm neben ihr auf dem Sofa Platz — weit weg von Servilia. »Gibt es einen Anlaß für euer Zusammensein?« fragte er.
    »Wir haben einen Verein. Einmal in der Woche kommen wir bei einer von uns zusammen. Heute war ich an der Reihe.«
    Er stand auf und sagte, er müsse sich den Schmutz von der Reise abwaschen, auch wenn Servilia sich nicht erinnern konnte, schon einmal einen makelloseren Reisenden gesehen zu haben. Doch bevor er den Raum verließ, trat Julia ihm mit Brutus an der Hand in den Weg.
    »Tata, das ist mein Freund Marcus

Weitere Kostenlose Bücher