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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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Aber hier war es anders, hier roch es nach – Sicherheit.
    Mittlerweile waren die Kopfschmerzen fast abgeklungen.
    Öffne die Augen
.
    Johann atmete tief ein und hielt die Luft an. Er konzentrierte sich ganz auf die kleine Bewegung, die nun folgen würde.
    Das Hochziehen der Lider.
    Grelles Weiß.
    Schmerz.
    Dann: Das Weiß verklang, verschwommene Formen wurden sichtbar, flossen zusammen, der Blick schärfte sich.
    Geschafft!
    Langsam nahm Johann die Umgebung in sich auf. Über ihm: dunkelbraunes, fast schwarzes Fichtenholz, schräg geneigt, die Decke einer Kammer. Verblasste Muster zeugten von einer einst farbenprächtigen Bauernmalerei, die den Raum geschmückt hatte. Nicht weit von ihm, auf der rechten Seite: eine alte Truhe, die an einer Wand aus rohen, geschwärzten Holzbohlen stand. Auf der Truhe lagen eine Hose und ein Hemd, ordentlich zusammengelegt. Über der Truhe: ein kleines Fenster mit einer dicken Scheibe aus Glasstücken, die von Zinnstreifen an ihrem Platz gehalten wurden und von Eisblumen überwachsen waren. Gedämpftes rötliches Licht fiel durch die Scheibe, offenbar die Abend- oder Morgendämmerung.
    Und in der Mitte der Kammer: das Bett, in dem er lag, einfach gezimmert, bequem.
    Alles vermittelte denselben Eindruck: karg, aber ordentlich. Rechtschaffen. In Johann stieg ein fast schon vergessenes Gefühl der Geborgenheit auf.
    Links neben dem Bett standen ein niederer grobkantiger Schemel, darauf ein Krug und ein gefüllter Becher aus Ton. Johann nahm ihn und roch vorsichtig daran. Der Kräuterduft des Gebräus war stark, aber nicht unangenehm, es musste sich um irgendeine Medizin handeln. Erst jetzt merkte Johann, wie durstig er war, das Fieber hatte ihn völlig ausgetrocknet. Gierig begann er zu trinken, es schmeckte bitter.
    In wenigen Augenblicken war der Becher leer.
    Johann stellte ihn auf den Schemel zurück und griff nach dem Krug, der offenbar mit Wasser gefüllt war. Köstliches kaltes Wasser! Johann setzte das Gefäß an seine rissigen Lippen und begann ihn mit großen Zügen zu leeren, als plötzlich ein reißender Schmerz durch seinen Magen tobte. Er hielt inne, ließ den Krug fallen und hielt sich den Bauch.
    Er hatte schnell getrunken, viel zu schnell, sein geschwächter Körper rebellierte dagegen.
    Ruhig. Kontrolliere deinen Körper
.
    Langsam atmete Johann ein und aus, bis der Schmerz abgeklungen war. Das Wasser blieb unten.
    Gut
.
    Johann fühlte sich zwar immer noch erschöpft, aber das Wasser hatte ihm gut getan. Nun wollte er versuchen aufzustehen. Er drehte sich auf die Seite, um sich aufzurichten, da durchfuhr ihn ein heftiger Stich. Vorsichtig betastete er seine linke Seite und spürte einen Verband über der Wunde.
    Johann zog die Decke weg und bemerkte erst jetzt, dass er splitternackt war. Der Verband war sauber und straff, er musste erst vor kurzem gewechselt worden sein. Johann zog ihn einen Spaltbreit auf. Es war keine Blutung mehr zu erkennen, keine Anzeichen einer Infektion. Aber wer hatte ihn gepflegt? Und ausgezogen?
    Erinnerungen blitzten auf: der schreckliche Sturm, der Schnee in seinen Stiefeln, im Mund, in den Augen, überall. Dann Lichter in der Dunkelheit, ein lächelndes, schönes Gesicht, das sich über ihn beugte, einem Engel gleich …
    Johann ließ den Kopf auf das dicke Kissen zurücksinken und starrte die Holzdecke an. Bevor er aufstand, würde er noch einen Moment ruhen.
    Während er die Decke betrachtete, fiel ihm zum ersten Mal die Stille auf. Kein Laut war zu hören, weder aus dem Haus noch von draußen. Keine Stimme, keine Geräusche, bis auf das knarrende Atmen des Hauses.
    Seltsam
.
    Irgendjemand musste doch hier sein.
    Das Licht der Dämmerung erzeugte an der hölzernen Decke einen Schatten, der sich mit der Zeit langsam veränderte. Johann folgte der Bahn, stutzte plötzlich, sah genauer hin: fremdartige Symbole waren auf die Decke gemalt, die Farben schon fast verblasst. So ähnliche Zeichen hatte er schon einmal gesehen, sie glichen dem Kruzifix beim Heustadl, in dem er übernachtet hatte.
    Plötzlich verschwammen die Symbole vor seinen Augen, begannen sich zu bewegen, zu tanzen. Die anfangs zufällig wirkenden Bewegungen ordneten sich einem Rhythmus unter, ein beunruhigender Reigen setzte ein. Langsam verschmolzen die Zeichen miteinander, formten sich zu einem höheren Ganzen. Ein neues Symbol entstand, groß und bedrohlich, mit diffusen Schattenmustern und einem monströsen Widderkopf im Zentrum. In Johann stieg das Gefühl einer

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