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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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für einen Augenblick taghell wurde, sah Johann das Messer in einer Pfütze liegen. Erleichtert griff er hin und hob es auf, als plötzlich ein schneidender Schmerz seine Seite durchfuhr.
    Der Bauer hatte ihm den Spieß einer Heugabel in die Seite gerammt.
    Johanns Füße gaben nach, er fiel zu Boden. Als der Bauer die Heugabel drehte und dann langsam herauszog, schien Johanns ganzer Körper nur noch aus glühendem Schmerz zu bestehen. Er konzentrierte sich mit aller Kraft, nicht das Bewusstsein zu verlieren, denn das hätte sein Ende bedeutet – noch einmal würde sich der Bauer nicht überraschen lassen.
    Johann presste sich die linke Hand auf die stark blutende Wunde und drehte sich auf den Rücken. Der Bauer tauchte über ihm auf, immer noch die Heugabel in der Hand. „Ich bin schon mit ganz anderen fertig geworden, Bursche!“, keifte er Johann mit schriller Stimme an, dann hob er die Gabel und setzte grinsend zum entscheidenden Stoß an.
    Diese Bewegung verschaffte Johann die Zeit, die er brauchte – er wirbelte herum, das Messer in der Hand, und durchtrennte seinem Gegner gezielt die Sehnen des linken Knies.
    Der Bauer erstarrte, einen fast komischen Ausdruck der Überraschung auf seinem Gesicht. Nichts, aber auch gar nichts war so gelaufen, wie er es geplant hatte. Er sah an sich hinab, sah entsetzt, wie sich der Stoff seines linken Hosenbeins dunkel verfärbte. Er begann zu schwanken, aber bevor ihm der Fuß wegknicken konnte, war Johann aufgesprungen und hatte ihn an der Gurgel gepackt. Dem Bauern blieb sein Schmerzensschrei im Hals stecken, dann trieb Johann ihn erbarmungslos zurück, quer über den ganzen Hof, bis der Bauer mit dem Rücken an die Wand seines Hauses knallte.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Johann an. Dieser hob das Messer, offenbar bereit, ihm den letzten Stoß zu versetzen.
    „Sei barmherzig!“, schluchzte der Bauer.
    Johann stieß zu.
    Der Bauer schloss reflexartig die Augen.
    Dann öffnete er sie wieder. Das Messer steckte nur um Haaresbreite neben seinem Kopf. Unsicher blickte er Johann an.
    „Was weißt du schon von Barmherzigkeit?“ Verächtlich zog Johann die Klinge mit einem heftigen Ruck aus dem geschwärzten Holz. Er ließ den Bauer los, der zusammensackte und wimmernd am Boden liegen blieb.
    Johann steckte sein Messer ein und griff das Bündel mit seinen Habseligkeiten, das neben dem Hauseingang im Schlamm lag. Er presste mit der Hand die Wunde an seiner Seite zu und machte sich auf in Richtung Wald, ohne den Bauern noch eines Blickes zu würdigen.
    Der Sturm wiegte die Baumwipfel bedrohlich hin und her. Der Wald bot nur wenig Schutz vor dem herunterprasselnden Regen und dem heulenden Wind.
    Johann stakste mühsam bergauf durch das morsche Unterholz. Er war völlig durchnässt und durchgefroren, sein Hemd und die Lederhose klebten ihm auf der Haut. Zudem begann die Wunde an seiner Seite wieder stark zu bluten. Als Johann das bemerkte, kniete er sich schutzsuchend unter eine knorrige Föhre, zog das Hemd auf der Seite hoch und versuchte trotz der Dunkelheit die Schwere der Verletzung zu erkennen.
    Der Einstich war tief, schien aber nur ins Fleisch gegangen zu sein und keine Organe verletzt zu haben. Johann atmete auf, er wusste, dass er vor einem Wundbrand sicher war, solange er die Blutung stoppen konnte und die Wunde halbwegs sauber hielt. Er hatte Männer mit schlimmeren Verletzungen überleben sehen.
    Johann öffnete das Bündel und nahm sein anderes Hemd heraus. Mit einem festen Ruck riss er die Ärmel ab, knotete sie zusammen und band sie sich um die Hüfte. Der Schmerz war grauenhaft, aber Johann biss die Zähne zusammen und zog den Knoten, so eng er konnte.
    Als er sein Bündel danach wieder zuschnürte, überkam ihn plötzlich ein schrecklicher Verdacht. Hastig durchsuchte er seine wenigen Habseligkeiten, aber sie war verschwunden.
    Der Bauer hatte ihm seine Geldkatze geraubt.
    Der gesamte Sold der letzten Zeit, alles, was er sich vom Munde abgespart hatte, war fort. Wut stieg in Johann hoch, er umfasste unwillkürlich sein Messer.
    Zeig Barmherzigkeit, auch denen, die ihrer nicht würdig sind
.
    Diese verlogenen Gebote, wenn er jetzt nur –
    Ein heftiger Schmerz in der Seite brachte ihn wieder zur Besinnung. In seiner jetzigen Verfassung war er kein Gegner für den Bauer. Aber er würde zurückkommen, und dann Gnade ihm Gott …
    Johann atmete tief durch. Es fröstelte ihn, und er spürte erst jetzt, wie müde er war. Er blickte sich um, suchte nach

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