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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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ausgeschlossen.
    Doch nun war jemand da, der es ihr beibringen wollte.
    Johann ließ Elisabeth heimlich weitere Blätter zukommen, die immer einen Groß- und einen Kleinbuchstaben sowie ein Bild aufwiesen. Später gab er ihr ein Andachtsbüchlein und Kalendersprüche, mit denen sie üben konnte.
    Elisabeth las jeden Abend in ihrer Kammer, und letzen Endes fiel es ihr erstaunlich leicht. Es schien, als hätte sie nur auf eine Gelegenheit gewartet, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Auch Johann, der ihr, wann immer sie allein waren, bei allem half, bemerkte ihr Talent.
    Und doch gab es nicht wenige Situationen, in denen Elisabeth sich fast verraten hätte. Einmal stand sie in der Küche und zeichnete gedankenverloren einen Buchstaben in den Teig, als plötzlich ihr Vater die Küche betrat. Im letzten Moment hatte sie die Buchstaben verwischen können.
    Aber was waren schon einige gefährliche Momente? Elisabeth freute sich schon jetzt darauf, wenn sie die Zeilen, die Johann ihr damals in der Küche zugesteckt hatte, würde lesen können.
    Das würde ein besonderer Tag werden.

XVII
    „List, lass uns leben!“
    Eine kalte Vollmondnacht, Fresken an dicken Steinwänden, die den Sensenmann zeigten, den grimmigen Schnitter, im Totentanz mit seinen Opfern
.
    Und darunter: ein blasses Antlitz, das vergebliche Betteln um Gnade, Blut, das an die Wände spritzte und sich über die Fresken ergoss, schwarz im bleichen Licht des Mondes
.
    Als die Blutfäden hinabrannen, schien es, als hätten die Wände pulsierende Adern …
    Johann wachte keuchend auf, sah sich verwirrt um. Alb in schlief ruhig im Bett neben ihm.
    Nur ein Alptraum. Es war immer der gleiche, der ihn verfolgte, seit –
    Du sie alle umgebracht hast
.
    Johann presste die Hände gegen die Schläfen.
    Manchmal hat man keine Wahl
.
    Aber er wusste, dass er sich selbst etwas vormachte. Es gab immer eine Wahl, das hatten er und der Preuße genau gewusst. Nicht aber, ob sie die richtige getroffen hatten.
    Plötzlich polterte es an die Tür.
    „Albin! Johann! Raus mit euch faulem Gesindel!“ Elisabeth versuchte, die tiefe Stimme ihres Vaters zu imitieren, was ihr nur bedingt gelang. Sie konnte sich dann ein Kichern nicht verkneifen.
    Johann stieg aus dem Bett und zog seine Hosen an, während Albin sich noch schlaftrunken herumwälzte. Johann rüttelte ihn unsanft, Albin machte eine abwehrende Handbewegung.
    „Willst, dass dich der Karrer höchstpersönlich wachküsst?“, fragte Johann ungeduldig.
    Albin setzte sich schnell auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    Johann stieg die Treppe hinunter, lehnte sich an die Kuchltür. Drinnen bereitete Elisabeth die Jause vor. Sophie stand schlaftrunken an der Feuerstelle und schürte die spärlichen Flammen.
    Jetzt kam auch Albin die Treppe heruntergewankt. „Zwei Uhr morgens ist eindeutig drei Stunden zu früh zum Aufstehen“, murrte er.
    „Glaubst, dass
ich
mich wieder hinlegen kann?“, entgegnete Elisabeth patzig.
    „Na, können schon …“ murmelte Albin, setzte sich seinen Filzhut auf und ging zur Tür.
    „Das wird mir dann schon der Herr Vater sagen, du!“ Sie lächelte, dann gab sie Johann das Bündel mit der Jause. „Lasst es euch schmecken. “
    Johann nahm das Bündel und schnürte sich seinen Ledermantel zu. Dann verharrte er.
    Sag es ihr
.
    „Elisabeth –“
    „Johann, gehen wir!“ Albin hielt die Haustür auf. Ein eisiger Windstoß fegte durch den Hausgang.
    Johann wandte sich von Elisabeth ab.
    „Johann?“ Elisabeth hatte sehr leise gesprochen.
    „Ja?“
    „Passt auf euch auf. Es ist gefährlich da oben.“
    Johann nickte wortlos, dann verließ er mit Albin das Haus.
    Ein klarer Sternenhimmel umspannte das Dorf. Albin und Johann stapften zuerst zur Scheune, wo sie Ketten und Schlepphaken auf den Langschlitten luden. Dann zogen sie den Schlitten zum Dorfplatz, wo die anderen Knechte und nur wenige Bauern bereits warteten. Alle hatten sich warm angezogen, manche hatten Steigeisen dabei.
    „Hätt mich ja gewundert, wenn der Albin mal als Erster hier gewesen wär“, feixte Ignaz.
    „Hab halt so gut von deiner Schwester geträumt“, entgegnete Albin trocken.
    „Und mehr wirst du auch nie machen, du Lump.“ Ignaz grinste Albin an.
    „Na dann, auf geht’s.“ Mit diesen Worten stellte sich Josias Welter, einer der Bauern, an die Spitze. Der Zug setzte sich in Bewegung, zog durch das Dorf und dann am Friedhof vorbei, von wo ein bereits geebneter Weg den Berghochführte …
    Die

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