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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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hielt –
    Er wusste, dass er Albins Gewicht nicht lange halten konnte, spürte, wie ihm Albins Handgelenk unaufhaltsam durch die Finger glitt.
    Es gab nur eine Möglichkeit.
    „Albin, versuch an meinem Mantel hochzuklettern!“
    „Ich kann nicht –“
    Johann sah Albin fest in die Augen. „Reiß dich zusammen! Los jetzt!“
    Albin zögerte, dann packte er mit letzter Kraft Johanns Mantel und kletterte langsam höher, Zoll um Zoll. Johann riss es fast den Arm aus, aber er hielt sich krampfhaft an seinem Messer fest.
    Als Albin schließlich oben war, stieß Johann sich ab und rollte auf den Waldweg zurück. Er löste das Messer und ließ sich außer Atem neben Albin fallen, der keuchend auf dem Rücken lag.
    Eine Weile sagte keiner der beiden Männer etwas, sie versuchten wieder zu Atem zu kommen. Dann drehte Albin seinen Kopf zu Johann.
    „Johann?“
    „Ja?“
    „Dank dir, dass du –“
    „Schon recht.“
    Albin blickte in den Himmel. „War aber eine rasante Fahrt, nicht?“
    „Ein bisschen schneller könnte es das nächste Mal schon gehen“, erwiderte Johann trocken.
    Ohne einander anzusehen, begannen die beiden zu lachen.
    Johann schob das Messer in die lederne Scheide und steckte es ein. In diesem Moment kamen Ignaz und Anton angelaufen.
    „Ihr kommt grad recht“, ätzte Albin.
    „Dann hat’s dich wohl nicht so schlimm erwischt, oder?“, stieß Ignaz keuchend hervor.
    „Dem Johann sei Dank, nicht.“
    Ignaz klopfte Johann anerkennend auf die Schulter. Dann sah er unruhig in die Wälder oberhalb des Weges. „Kommt, machen wir, dass wir hier wegkommen.“
    Die Männer bargen den umgestürzten Schlitten und beluden ihn mit Blochen für die weitere Abfahrt. Dann setzten sie einer nach dem anderen ihre Schlitten wieder in Fahrt.
    Keiner von ihnen hatte die vermummte Gestalt bemerkt, die sie die ganze Zeit beobachtete. Als die Männer außer Sicht waren, verschwand die Gestalt zwischen den Bäumen.

XIX
    Als Johann und Albin auf das Dorf zusteuerten, ging die Sonne bereits unter und hüllte die kleine Dorfkirche in warmes Orange. Die Schatten der Grabsteine reichten bis an den Waldrand und verbanden sich mit der Finsternis dahinter.
    Es war kälter geworden. Johann und Albin ließen den Schlitten auslaufen, solange es ging, die letzten Meter zu dem kleinen Sammelplatz südlich des Dorfplatzes mussten sie ihn jedoch ziehen.
    Als sie näher kamen, beschlich Johann das Gefühl, dass etwas nicht stimmte: die anderen Langschlitten standen voll beladen auf dem kleinen Platz, weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Dafür drangen Stimmen vom Dorfplatz. Johann und Albin ließen den Schlitten stehen und gingen schnell dorthin.
    Die Stimmen wurdenlauter. „Das klingt ja bayerisch –“, sagte Johann abschätzig.
    „Herr im Himmel, hoffentlich nicht!“, stieß Albin hervor und lief voraus. Johann hetzte hinterher, kurz vor der Ecke des letzten Hauses packte er Albin am Kragen und riss ihn zurück.
    „Verflucht, halt dich zurück, du weißt ja nicht, was da los ist!“
    Albin nickte, er wirkte wie ein Kind, das man bei etwas Dummem ertappt hatte. „Hast Recht, tut mir leid.“
    Johann lugte um die Ecke. Das ganze Dorf hatte sich im Kreis versammelt, aus der Mitte schallte der Disput. Was genau vor sich ging, war nicht zu erkennen. Johann drehte sich zu Albin um. „Komm, wir haben eh keine andere Wahl.“
    Johann ging langsam auf den Kreis zu, Albin folgte ihm.
    Die Dorfbewohner beachteten sie nicht. Johann zwängte sich durch die Menge hindurch, als plötzlich eine Hand hervorstieß und ihn am Arm packte. Es war Elisabeth, sichtlich erleichtert, ihn zu sehen. Sophie stand neben ihr und beobachtete das Geschehen neugierig.
    „Wo wart ihr denn so lang?“, zischte Elisabeth.
    „Was ist denn hier los?“, wollte Johann wissen, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    „Bayerische Soldaten. Die sind plötzlich aufgetaucht.“
    Johann nickte, dann drängte er sich nach vorne. Schließlich hatte er den inneren Kreis erreicht und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen:
    In der Kreismitte stand Benedikt Riegler einem Mann gegenüber, der offenbar der Kommandant eines Trupps von gut fünfzehn Soldaten war. Die Männer machten einen abgekämpften und müden Eindruck. Einem fehlte sogar ein Arm, andere saßen bandagiert neben ihren Kameraden, ihre Verbände waren schmutzig und durchgeblutet. Unter ihren abgetragenen Umhängen trugen sie zerschlissene blaue Waffenröcke und breite Gürtel mit Pulverbeuteln

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