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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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unschlüssig, was er mitnehmen sollte. Die Soldaten waren bereits untergebracht. Wer nicht ernsthaft verwundet war, hockte in der beheizten Stube, die anderen lagen in den oberen Kammern.
    Sophie, die mit Franz Karrer gekommen war, wollte nach oben zu den Verwundeten, aber ein Pflock von Mann stand am Fuße der Treppe und bewachte den Treppenaufgang. Sophie baute sich vor ihm auf, in der Erwartung, er würde sie bemerken und Platz machen. Als er keine Anstalten machte, riss ihr der Geduldsfaden.
    „Lasst mich vorbei oder sollen sich eure Verwundeten selbst pflegen?“, schnauzte sie ihn an.
    Der Soldat blickte überrascht zu ihr hinunter und machte einen Schritt zur Seite. „Hab dich nicht gesehen …“
    Sophie stieg trotzig die steilen Stufen zum Söller hinauf. „Dummer Hund“, schimpfte sie leise. Oben lugte sie in die erste Kammer: Zwei Soldaten lagen ermattet im Bett, der eine hatte seinen rechten Arm und den rechten Oberschenkel straff bandagiert, dem anderen war der halbe Kopf eingewickelt worden, der Verband über der linken Schläfe war dunkelrot verkrustet.
    Sophie ging in die nächste Kammer, wo ein Soldat am Boden saß und sich gerade stöhnend seine zerfledderten Stiefel von den wunden Füßen schälte. Das Fleisch seiner Zehen war pechschwarz, Sophie wusste, dass man ihm den Fuß absägen müsse. Der Kamerad des Soldaten lag neben ihm, bleich und völlig verschwitzt, er hatte wahrscheinlich hohes Fieber, vielleicht sogar Wundbrand.
    In der letzten Kammer riss sich ein Soldat gerade die letzten schmutzigen Stofffetzen von seinem Armstumpf und betrachtete entgeistert die Stelle, an der bis vor kurzem seine linke Hand gewesen war. Das Fleisch an den Rändern der Wunde war schwarz verfärbt, der Gesichtsausdruck des Soldaten machte deutlich, dass er nur zu genau wusste, was ihm blühte: Man würde ihm das tote Gewebe stückweise abschneiden, bevor es sich ausbreiten und den gesamten Körper vergiften konnte.
    Sophie überlegte kurz, ob sie die richtige Entscheidunggetroffen hatte, besann sich dann aber darauf, dass Barmherzigkeit und Nächstenliebe vor niemandem Halt machen dürfen, auch nicht vor den Bayern. Sie wusste, was sie zu tun hatte, fasste sich ein Herz und überschlug im Kopf, was sie benötigte. Dann eilte sie zur Treppe.
    Ein Schrei aus der ersten Kammer ließ sie über die oberste Stufe stolpern. Sie stürzte die halbe Treppe hinunter, versuchte vergeblich, das Geländer zu fassen. Da fing sie jemand auf. Verdattert sah Sophie, dass es der Soldat war, den sie vorhin angeschnauzt hatte. Er lächelte sie an.
    „Du bist mir ja eine ganz Stürmische, was?“
    Sie blickte ihn ungläubig an.
    „Gefällt mir! Ich bin der Gottfried!“, sagte er mit tiefer Stimme und stellte sie wieder auf die Füße.
    Sophie richtete sich schnell ihre Haare und sah ihn immer noch trotzig an. „Sophie.“
    „Was brauchst denn?“, wollte er wissen.
    Ihr Trotz wich einem Lächeln. „Einen Kübel mit heißem Wasser, viele Fetzen, am besten eine Tuchent, ein Messer und – eine Säge. Und ein paar kräftige Burschen.“
    „Ich allein reich dir wohl nicht, was?“
    „Werden wir noch sehen, Gottfried, werden wir noch sehen“, gab sie keck zurück.
    Gottfried nickte und ging weg, um die Dinge zu organisieren, nach denen Sophie verlangt hatte.
    Kein schlechter Kerl, schmunzelte Sophie, gar kein so schlechter Kerl.
    In der Stube verströmte der glühend heiße Ofen behagliche Wärme. Durch die kleinen Fenster fiel das letzte Licht des Tages. Albin und Johann lehnten an der geschlossenen Tür, Elisabeth legte geräuchertes Fleisch, Würste und Brotlaibe in einen groben Leinensack.
    Jakob Karrer beobachtete den Vorgang widerwillig. „Diese verdammten Soldaten haben uns gerade noch gefehlt.“
    „Alles Plünderer und Mordgesellen!“, ereiferte sich Albin.
    Johann schwieg.
    „Albin, du bringst mir den Sack zu dem Gesindel. Fang aber keinen Streit an, hörst?“
    „Lass nur, ich mach das schon“, bot sich Johann an.
    „Meinetwegen“, stimmte Karrer zu, „aber für dich gilt das Gleiche! Und nachher ladet ihr den Schlitten ab und schlichtet die Blochen, verstanden?“
    Johann packte den Sack und verließ die Stube.
    Johann näherte sich dem Wachposten vor dem Haus. Franz Karrer kam ihm entgegen, gerahmte Heiligenbilder und eine kleine hölzerne Dose in den Händen. Sein Ohr hatte aufgehört zu bluten.
    „Das war alles, was ich hab mitnehmen können. Den Rest werden sie mir wohl hinmachen, die Hunde.“
    „Wo

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