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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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Leere gewichen, alles war anders, heute war dieses Überleben nichts wert, wenn –
    Er setzte sich auf, blickte zu ihrem reglosen Körper hinüber. „Elisabeth!“ Sein Hals brannte wie Feuer, er brachte nur ein Flüstern hervor. „Elisabeth, hörst mich?“ Sie reagierte nicht. Johann stand mühsam auf und hastete zu ihr, er beugte sich hinab und rüttelte sie. „Elisabeth, es ist vorbei … Elisabeth, bitte … lass mich nicht im Stich … sonst ist alles umsonst gewesen!“
    Bitte Herr. Bitte lass sie leben!
    Ein leises Seufzen, dann öffnete Elisabeth stöhnend die Augen. Johann umarmte sie, küsste sie auf die Stirn. „Elisabeth. Gott sei Dank!“
    „Johann“, murmelte sie benommen, „was –“ Ihr Blick fiel auf Jakob Karrer. „Vater?“
    „Schau nicht hin … das war nicht mehr dein Vater.“
    „Oh doch“, flüsterte sie traurig. „Das war mein Vater. Bis zuletzt.“
    Dann sah sie ihren Großvater, wollte etwas sagen, aber Johann schüttelte den Kopf. „Wir können hier nichts mehr tun, Elisabeth. Wir müssen fliehen, sofort!“ Er half ihr auf und zog sie zur Tür, aber Elisabeth hielt ihn am Arm fest.
    „Wart, ich möchte mich noch vom Großvater verabschieden.“
    „Elisabeth, wir –“
    Tränen schossen ihr in die Augen, aber Elisabeth presste entschlossen den Mund zusammen. Johann ließ sie los. Was würde schon dieser eine Moment mehr ausmachen?
    Elisabeth ging zitternd zu der Gestalt in der Ecke, kniete sich hin. Liebevoll strich sie ihrem Großvater über die dünnen Haare, über das gütige, zerfurchte Gesicht, das jetzt ruhig, fast friedlich wirkte. Tränen rannen unaufhörlich über ihre Wangen, aber sie holte mehrmals tief Luft und riss sich zusammen. Dafür war jetzt keine Zeit.
    Dank dir, Großvater. Für alles
. Sie beugte sich hinab und küsste ihn auf die Stirn.
    Ein Stöhnen kam über die Lippen des alten Mannes.
    Elisabeth erstarrte. Dann hörte sie es wieder, leise zwar, aber unverkennbar: ein fast lautloses Atmen. „Johann, schnell! Der Großvater – er lebt!“ Elisabeth blickte ihn freudestrahlend an.
    Johann eilte hin, fasste den alten Mann am Hals, wie er es auf den Schlachtfeldern gelernt hatte. Er fühlte das Schlagen des Herzens. Elisabeth hatte Recht, Martin Karrer lebte!
    „Hilf mir, ihn aufzurichten, ich trag ihn.“ Gemeinsam hoben sie den Großvater auf, dann legte Johann ihn sich vorsichtig über die Schulter. Allzu weit würde er ihn nicht tragen können, aber es würde gehen.
    Sie verließen die Stube.
    Johann und Elisabeth lugten vorsichtig durch die Tür nach draußen. Dichter Rauch umfing die Häuser, herbstlichem Morgennebel gleich, der Schnee war übersät mit den Leichen der Dorfbewohner. Die Ausgestoßenen plünderten die Häuser, huschten schattenhaft durch die gespenstische Szenerie.
    Nichts war mehr zu hören außer dem Prasseln der alles verzehrenden Flammen.
    Der Kampf war vorbei, die Rache genommen.
    Elisabeth stöhnte unwillkürlich auf.
    Johann drückte ihre Hand. „Wir müssen zum Stall vom Riegler. Dort ist sicher ein Schlitten, den wir benutzen können.“
    Elisabeth nickte wortlos.
    Die beginnende Morgenröte tauchte die Bergspitzen in ein weiches Licht, geradezu grausam gegensätzlich zu den Ereignissen, die stattgefunden hatten.
    Johann und Elisabeth huschten durch das Dorf, tasteten sich vorsichtig von Hütte zu Hütte zum Stall von Benedikt Riegler. Johann atmete schwer unter seiner zusätzlichen Last, aber zum Glück war es nicht mehr weit.
    Dann hatten sie den Stall erreicht. Drinnen waren ein großer Holzschlitten und sogar noch ein Ochse, der sie verängstigt ansah. „Das ist mehr Glück, als uns zusteht“, sagte Johann und tätschelte dem Ochsen den Hals. „Du kannst den Schlitten ziehen.“
    Plötzlich hörten sie ein Knurren. Johann und Elisabeth erstarrten.
    Das Knurren wandelte sich in ein Winseln. Der Hund, der aus der Dunkelheit schlich, war zwar über und über mit Ruß und Schmutz bedeckt, aber doch unverkennbar.
    „Vitus!“, rief Elisabeth freudig aus. Der Hund verzog die Lefzen, schien fast zu grinsen. Er ließ sich genüsslich von Elisabeth hinter den Ohren kraulen. „Du kommst mit uns, du Dreckspatz!“ Vitus bellte einmal kurz und zustimmend.
    Johann legte den Großvater, der sich langsam wieder regte, auf den Schlitten. Dann holte er mehrere Hände voll Heu und bettete es über den alten Mann. Elisabeth nahm eine alte Pferdedecke, die über einem morschen Balken hing, und deckte ihren Großvater damit

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