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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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deine Geschäfte.
    Bernardus meinte –
    Bernardus ist tot.
    Die Kerze flackerte stärker. Der Bürgermeister beschloss, noch ein wenig hier zu bleiben und zu warten. Bald würde alles vorbei sein, und man konnte wieder zum Tagesgeschäft übergehen.
    Die Kerze erlosch. Die Kapelle und mit ihr die Gestalt auf der hölzernen Bank versanken in der Finsternis.
    XC
    Wie ein Lauffeuer hatte es sich verbreitet, binnen kürzester Zeit wusste es die ganze Stadt: Das Viertel war geräumt worden. Atemlos erzählte man sich, dass westlich der Stadt, in den Wäldern hinter der Rossau, gemeine Gefangene riesige Gruben aushoben.
    Jeder wusste, was das bedeutete.
    Vor allem, als die Stadtguardia begann, den Kohln Markt bis zum Burgtor, das Richtung Westen aus der Stadt führte, zu sperren.
    Schon bildeten sich Gruppen, die nicht hinnehmen wollten, dass man ihre Angehörigen, krank oder einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort, wie Vieh zur Schlachtbank führte. Es kam zu Auseinandersetzungen mit Soldaten, aber auch mit Bürgern, die der Ansicht waren, dass man die Kranken gar nicht schnell genug aus der Stadt bringen konnte. Doch nachdem die ersten Schüsse gefallen waren, zerstob die Menge, die Soldaten hatten die Situation schnell wieder unter Kontrolle.
    Bald war der Kohln Markt vollständig gesperrt. Wer hier wohnte, musste im Haus bleiben. Wer sich blicken ließ, hatte noch Glück, wenn er nur verhaftet wurde.
    Johann, Elisabeth und der Preuße bewegten sich vorsichtig durch die entvölkert wirkende Stadt. Sie mieden die großen Straßen, in denen fortwährend die Stadtguardia patrouillierte, hetzten durch stinkende Gassen von Hinterhof zu Hinterhof.
    Johann erkannte, dass Elisabeth am Ende ihrer Kräfte war. Er blieb stehen, zog sie zu sich. Sie war totenbleich, die Augen schwarz umrundet, ihre Brust hob und senkte sich krampfhaft.
    „Elisabeth –“
    „Lass nur“, keuchte sie, „es wird schon –“
    „Nein, wird es nicht. Wir brauchen eine Rast.“ Er sah den Preußen an.
    „Hör zu“, sagte dieser, „wenn wir ganz vorsichtig sind, können wir in einer knappen Stunde beim Arsenal sein. Dort gibt es ein paar Schuppen, wo wir uns verstecken können. Wir warten bis nach Mitternacht, danach schleichen wir uns auf die Mauer und weiter auf die Wasserschantzbastei. Von dort seilen wir uns zur Lände ab und laufen zu von Bindens Zille.“
    Johann sah seinen Kameraden an, als hätte er gerade vorgeschlagen, mit einem Stück Fleisch in der Hand durch ein Gehege hungriger Wölfe zu laufen. „Mauer. Schantz. Abseilen. Auf bewachtem Gebiet. Das wird dann ja ein Kinderspiel.“
    „Wenn du eine bessere Idee hast ...“ Der Preuße sah ihn herausfordernd an.
    Johann schüttelte den Kopf. „Ich find deinen Plan einfach wunderbar. So machen wir’s.“
    XCI
    Der Kohln Markt war leer, bis auf die Stadtguardia, die aufmerksam Häuser und Eingänge kontrollierte. Dunkle Wolken hingen über der Stadt, kalter Wind rüttelte an den verlassenen Marktständen und an einigen umgestürzten Wagen.
    Hans und Karl sperrten eine Gasse ab. Hans warf einen Blick auf die gegenüberliegenden Häuserfassaden, dann spuckte er auf den Boden. „Ich hab kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache.“
    „Was willst denn machen?“ Karl fröstelte, er holte seine Feldflasche aus dem Mantel und nahm einen großen Schluck. Ohne herzusehen winkte Hans mit der Hand, bekam die Flasche und nahm ebenfalls einen kräftigen Schluck. Er hustete und gab sie Karl zurück.
    „Hast eh recht. Aber alle einfach rausschleifen und –“
    „Mir passt das auch nicht. Aber bevor sich die ganze Stadt ansteckt – ich mein vielleicht ist das die einzige Wahl.“
    „Ich find trotzdem, dass es nicht recht ist. Ich bin nicht zur Rumorwache gegangen, um dabei zu helfen, Kranke umzubringen.“
    Plötzlich hörten sie von rechts Geräusche näherkommen. Stiefel dröhnten auf der Straße, Wagenräder ächzten.
    „Es geht los“, sagte Hans mit gepresster Stimme. Beide nahmen ihre Gewehre fester in die Hände und blickten die Straße hinauf. Bis auf die sich nähernden Schritte war es unglaublich ruhig. Es schien, als hielte die Stadt den Atem an.
    Dann tauchten sie auf – in Ketten, zu Fuß, in Wägen gepfercht, bewacht von der Stadtguardia, die sie unbarmherzig vorwärts stieß, wenn sie langsamer wurden. Schreie gellten, kleine Kinder weinten in den Armen ihrer Mütter, alte Männer und Frauen stöhnten unter den schweren Ketten. Aus den Wagen reckten sich blutige Hände

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