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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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dieser Geschöpfe ankündigt. Vielleicht sind sie gekommen, um diesen Gefangenen hier zurückzuholen! Sei’s drum. Wir werden ihnen zeigen, wie mächtig wir sind! Wir werden sie zurückdrängen! Wir …“
    Pimm sah fasziniert und entsetzt zu, wie sich im Himmel über der Bühne ein Spalt auftat, als sei die Abendluft ein Stück Stoff, das auseinandergerissen wurde. Der Raum jenseits des Risses erschien in einem grausigen Schwarz-Violett. Dann kroch aus dem Schlitz ein blassgrüner Tentakel und schlängelte sich herab wie eine Wurzel, die sich in die Erde vortastet. Oswald sah den Tentakel nicht, und die Menschen, die darauf zeigten und ihm Warnungen zuriefen, machten keinen Eindruck auf ihn. Vermutlich dachte er, dass sie noch immer auf die Bestie zeigten, die sich neben ihm in dem Behälter auf der Bühne befand und merkwürdig ruhig geworden war, als ob sie ihre Rettung erwartete.
    Der Tentakel, mittlerweile gute fünfzehn Meter lang und am Ansatz dick wie ein Baumstamm, während die Spitze sich etwa auf den Durchmesser eines Kinderarms verjüngte, streckte sich hinab und wickelte sich um Oswald, sodass er die Arme nicht mehr bewegen konnte. Der Wissenschaftler ließ das Gerät fallen, das seine Stimme verstärkt hatte. Als der Tentakel ihn in die Luft hob, war sein Schrei trotzdem so laut, dass ihn jeder hören konnte. Er strampelte und versuchte, sich zu befreien, doch natürlich war er der Kraft des Tentakels nicht gewachsen. Der entsetzliche Arm zog sich wieder in den Himmelsriss zurück und nahm Oswald mit. Seine Schreie brachen plötzlich ab.
    Ein roter Regen prasselte aus dem Loch im Himmel. Ein kleiner Blutregen, nur ein Schauer, wenn man so wollte. Er bespritzte die falsche Königin, die auf der Bühne saß und sich diese Ereignisse mit der Gelassenheit ansah, die man von einer Maschine erwartet hätte. Ihre Wachen versuchten, sie hochzuziehen, um sie eiligst in Sicherheit zu bringen, doch sie erwies sich als unbeweglich. Die Automaten hatten Knochen aus Metall und waren wahrscheinlich sehr viel st ärker und schwerer als Menschen, dachte Pimm. Die mechanische Königin machte keinerlei Anstalten , irgendetwas anderes zu tun als auf ihrem Thron zu sitzen und zuzuschauen, wie im Park der Wahnsinn um sich griff.
    Pimm hatte gehofft, dass Oswalds Tod dem Schrecken ein Ende setzen würde, doch natürlich hatte n die Geschöpfe nicht die Absicht, an einem weit geöffneten Tor vorbeizuziehen. Es spielte keine Rolle, ob das, was Carrington über die Ziele und Beweggründe dieser Geschöpfe erzählt hatte, die Wahrheit war. Sie waren zweifellos eine ernstzunehmende Bedrohung.
    Während Pimm zusah, fielen vor der Bühne drei der elefantengroßen Geschöpfe aus der Luft. Sie nahmen Gestalt an wie ein ganz besonders ekelhafter Nebel. Jedes von ihnen sah anders aus. Eines erschien als ein halbes Dutzend kugelförmiger Hautbeutel, die aussahen wie riesige Fischeier und mit Knochenspeichen verbunden waren. Entsetzt sah er zu, wie es eine verletzte Frau überrollte und sie irgendwie in eine der durchscheinenden Kugeln seines Körpers aufnahm. Pimm konnte die Frau sehen, wie sie in der Blase gefangen war und mit den Fäusten gegen den Hautbeutel schlug. Ihr Mund war zu einem Schrei geöffnet, aber er konnte nichts hören.
    Das andere Monster sah aus wie eine große Blutwurst, die nur aus Mündern bestand. Er hatte einmal gelesen, dass die Engel der Mohammedaner furchterregende Kreaturen seien, von denen jede siebzigtausend Gesichter hatte, und jedes dieser Gesichter siebzigtausend Münder, und jeder Mund siebzigtausend Zungen. Dieses Geschöpf war mit nicht ganz so vielen überzähligen Mündern gesegnet, doch es besaß gewiss mehrere hundert, die reihenweise winzige, dreieckige Zähne zeigten. Den Mündern entsprangen Dutzende lange, schmale, zungenartige Fleischlappen, die wild zuckten und sich um jeden wickelten, den sie finden konnten, um ihn in die gierigen, geifernden Schlünde zu ziehen.
    Die dritte Bestie ähnelte einer Schnecke, die ihr Haus verloren hatte, doch während Schnecken nur zwei Augenstiele hatten, hatte diese Dutzende. Nur einige der Stiele waren mit Augen besetzt, andere endeten in Scheren oder gezackten Mundwerkzeugen. Manche waren geformt wie fleischige Blumen oder wie nässende Körperöffnungen, die unbekannten Zwecken dienten. Beim Gleiten hinterließ die Bestie eine Spur aus dickflüssiger, klarer Schmiere, die das Gras schwarz verfärbte und zum Rauchen brachte.
    Ein Großteil der

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