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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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bei sich hatte. Dennoch, wenn es ihnen nicht möglich war, die Türme zu zerstören, konnten sie das bevorstehende Blutbad nur verhindern, indem sie die Ausstellung unterbrachen, bevor Oswald die Bestien von der anderen Seite der Sterne entfesselte.
    Er begann, sich einen Weg zur Bühne zu bahnen, wo Oswald gerade über die Wunderwerke sprach, die er ausstellen wollte. „Ich behaupte nicht, dass meine Weltausstellung der Großen Ausstellung ebenbürtig ist, jenem fantastischen Ereignis, das der nun leider in Ungnade gefallene Prinz Albert veranstaltet hat. Dennoch, wenn ihr bedenkt, dass alle Schöpfungen, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, dem Geist eines einzigen Manns entsprungen sind, so hoffe ich, dass ihr angemessen beeindruckt sein werdet. Doch ich hätte diese Wunder nicht ohne die Unterstützung meiner in jeder Hinsicht teuersten Freundin erschaffen können, die diesem bescheidenen Untertan ihre Gunst gewährte. Gnädigerweise wird sie heute Abend unter uns weilen. Darf ich euch eure Königin vorstellen, Victoria Regina!“
    Das Publikum wusste, wann es zu klatschen hatte, und tat es auch mit donnerndem Applaus, als Königin Victoria – oder zumindest eine überzeugende Nachbildung – vorn auf die Bühne trat. Sie trug ein aufwendiges weißes Kleid und auf ihrem Kopf eine goldene Krone. Jetzt sah Pimm auch die Wachen, die zusammen mit der Königin erschienen waren und sich diskret im Hintergrund der Bühne hielten. Oswald riss ein Tuch von einem verhüllten Gegenstand und brachte einen Stuhl mit hoher Lehne zum Vorschein. Er war mit den gleichen astronomischen Symbolen verziert wie der Käfig, der die Maschine umgab, jedoch in Gold statt in schwarzem Eisen.
    Die Königin winkte in die Menge, nach Pimms Meinung nicht mechanischer, als sie das bei anderen öffentlichen Auftritten getan hatte, setzte sich dann auf den Thron und sah zu Oswald. Vermutlich trug ihr Gesicht einen Ausdruck verzückter Achtsamkeit und Erwartung, obwohl es aus der Entfernung nur ein verschwommener Fleck war. Die Gegenwart einer falschen Königin auf dem Thron vereitelte jedoch höchstwahrscheinlich seinen Plan, sich auf die Bühne zu drängen. Ihre Wachen würden ihn ergreifen, ehe er auch nur zu einer Anklage ansetzen konnte.
    „Wenn Ihre Majestät gestattet, werde ich fortfahren“, donnerte Oswald durch seinen Lautsprecher. „Ja, meine Freunde, ich habe Wunderwerke geschaffen, um euer Leben zu verbessern und eure Tage mit Freude zu erfüllen. Aber ich denke, dass ich die Gelegenheit nutzen und euch vor gewissen Gefahren warnen muss, die ich bei meinen jüngsten Studien des Himmels entdeckt habe. Seht hinauf, meine Freunde, und erblickt die seltsamen Lichter, die die Zeitungen die ‚Aurora Britannica‘ genannt haben.“ Ein Großteil der Menschenmenge legte gehorsam den Kopf in den Nacken, und Pimm tat es ihnen gleich. Die Abenddämmerung war hereingebrochen und der Himmel von den Streifen der Aurora erleuchtet, die in den Farben von Juwelen über ihnen waberten und schimmerten. „Diese Störungen der Atmosphäre kündigen möglicherweise eine größere Gefahr an“, meinte Oswald mit feierlichem Ernst. „Mit meinem großen Teleskop habe ich seltsame Bewegungen auf der Oberfläche des Planeten Mars beobachtet. Ich fürchte, dass die mysteriösen Bewohner dieses roten Planeten sich derzeit einem gigantischen Bauvorhaben widmen, ganz wie auch unsere eigene Nation in Kriegszeiten eine Flotte bauen würde. Könnten die Veränderungen, die wir an unserem Himmel sehen, Teil eines großen Plans sein, den diese fremden Wesen verfolgen? Sind diese Lichter ein fehlgeleiteter Versuch, mit uns zu kommunizieren? Oder dienen sie gar dazu, ihre Ankunft an unseren Ufern vorzubereiten?“
    Die Menge raunte erschrocken – und mancher auch mit gesundem Unglauben, wie Pimm bemerkte. Er selbst musste dem Drang widerstehen, laut „Humbug!“ zu rufen.
    Oswald nickte, während er auf der Bühne auf und ab lief wie ein Priester, der sich immer mehr für seine Predigt begeistert. „Oh ja. Jenseits des Himmels gibt es Leben, seltsames Leben. Es wird euch verstören, zu erfahren, dass diese Wesen uns schon einmal besucht haben. Sie kamen vereinzelt, nur eines oder zwei auf einmal, nicht unähnlich den Spähern einer anrückenden Streitmacht. Ich weiß es, denn ich habe sie gefangen.“ Er wies auf den hinteren Bereich der Bühne, und eine helle alchemistische Lampe schien auf ein Paar Männer herab, die einen riesigen Glasbehälter nach

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