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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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betrachtete eine Fliege, die am Fenster krabbelte. »Nee«, sagte er dabei, »sie ist clever, und es macht ihr nichts aus, daß man sie für eine dumme Tussi hält. Wahrscheinlich profitiert sie davon. Ich bin nicht sicher, ob ... «
    Er sprach den Satz nicht aus. Ruckartig stand er auf und blickte auf die Uhr. »Hm«, machte er, »gleich zwölf. Kann ich mal telefonieren?«
    Er wählte eine mir unbekannte, relativ kurze Nummer und ließ sich mit Hauptkommissar Ziegler verbinden.
    »Herr Ziegler?« sagte er. »Matzbach. Haben Sie ein paar Minuten Zeit? – Ja, es ist wichtig. Ich habe die nächsten beiden Leichen für Sie. – Wie? Nein, ich spinne nicht mehr als Sie. – Was? Oh, das ist sehr interessant. Es könnte natürlich sein, aber bisher hat Grossek mit meinen Leichen nichts zu tun. – Ja, natürlich, Millionenhügel. Okay. Bis gleich, Wiederhören.«
    Er strahlte mich an. »So«, sagte er fröhlich, »das große Finale kann losgehen.«
    »Was«, sagte ich, »ist mit Grossek los?«
    »Ha, ha«, machte Baltasar, »das wüßtest du gern, wie? Also, Ziegler ist gar nicht so doof. Der hat sich doch gestern Dossiers bestellt, das hast du ja mitgekriegt, nicht wahr? Dabei hat er alle möglichen Dinge angefordert und wohl ziemlich schnell bekommen, einschließlich Zoll- und Steuersachen. Alle einzelnen Unterlagen ergeben keinen Sinn, aber zusammen wird ein Strick draus. Sie verhaften ihn gerade.«
    »Grossek?«
    »Ja.« Er schüttelte den Kopf. »Und das ein paar Tage, nee, einen Tag, nachdem er vom Tod seiner Tochter erfahren hat! Die arme Frau. – Offenbar hat Grossek erstens gestohlene Pelze angenommen, umgearbeitet und verkauft, und zweitens unter der Hand aus dunklen Quellen seltene Tierfelle bezogen und weiterverarbeitet, deren Einfuhr und Verarbeitung verboten ist, weil die Tiere unter Schutz stehen, um sie vor der Ausrottung zu retten.«
    Er machte eine Pause.
    »Nett«, sagte er dann, »und alles mitten im friedlichen Bonn. – Ich darf noch mal, ja?«
    Diesmal rief er Ariane an. Ich wunderte mich, daß sie an einem Dienstag nicht im Büro war; hinterher erfuhr ich warum.
    »Ariane? Spinn deine Fäden, und grüß mir Evelyn. Aber seid vorsichtig! Wir sehen uns wie besprochen. Bye-bye.«
    »Was ist das nun wieder für eine Sache?« sagte ich. »Ich verstehe nur noch sehr wenig von dem, was sich ereignet.«
    »Das«, sagte Baltasar gönnerhaft, »ist ein allgemein metaphysischer Zustand.«
    Ohne weitere Bemerkungen telefonierte er abermals. Diesmal rief er in der Eifel an, bei unseren Freunden auf dem Bauernhof, und erkundigte sich nach Susanne Weber. Er sprach kurz mit ihr und bat sie, sich bereitzuhalten, ich würde sie gleich abholen.
    »Wozu«, sagte ich verzweifelt, »soll ich die Weber abholen?«
    Baltasar stemmte die Fäuste in seine speckigen Hüften. »Weil ich nicht warten werde, bis die nächste Leiche anfällt.«
    »Aha. Nun bin ich viel klüger. Wer ist denn die nächste Leiche?«
    »Och, entweder Frau Morken oder Frau Ahrenborn oder Frau Kleinsiepe. Letztere ist zwar eine unwahrscheinliche Leiche, aber man kann nie wissen.«
    »Das ist auch so ein weiser Satz, der mir bedeutende Erhellung bringt. Kannst du mir vielleicht sagen, worum es geht?«
    Baltasar packte seine Papiere zusammen. »Spute dich«, sagte er. »Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder funktioniert der Hauptkommissar, dann ist die ganze Affäre heute abend vorbei und wir werden ein Festessen veranstalten. Oder er spurt nicht, dann nehmen wir die Sache endgültig in die Hand. Ich werde ihm etwas über Pistorius, den Buchhalter, Herrn Pallenberg und einen Unfall in Böhmen berichten.« Er trat mir freundschaftlich in den Bauch. »Mach dir nichts draus. Es läuft schon ein Alternativplan. Wenn du dich beeilst, kannst du gegen halb drei mit der Weber hier sein. Beziehungsweise in Bonn. Wir treffen uns, sagen wir um drei, Ecke Poppelsdorfer und Meckenheimer Allee. Wenn ich nicht da bin, fahr um den Block, bis ich komme.«
    Er gab mir noch einige Anweisungen, die ich stumm entgegennahm. Schließlich sagte ich, nun wirklich verzweifelt:
    »Okay. Ich verstehe überhaupt nichts, aber es soll so sein, wie Ihr befehlt, Herr. Aber was mach ich, wenn du inzwischen verhaftet oder zufällig überfahren wirst, oder sonst was?«
    Er ging zur Tür und drehte sich kaum um, als er sagte: »Sorg dich nicht; du weißt, die Zufälle sind mit mir!«
    Zähneknirschend machte ich mich auf die Fahrt in die Eifel.

11. Kapitel
    Als wir an der vereinbarten

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