Mord au chocolat
Tiere auch liebe – dieses nicht.«
Das meine ich ernst. Insbesondere, als Owens Kater seine spitzen Zähne in mein Handgelenk gräbt. Autsch! Verflixtes Biest! War ich es nicht, die Pam hierhergeführt hat, damit er seine blöden Pillen bekommt? So was Undankbares! Wie der Herr, so’s Gescherr.
Schmerzlich verzieht sich Pams Gesicht, obwohl ich blute. »Garfield!«, schreit sie entsetzt. »Nein! Lassen Sie ihn los, elende Hexe!«
Hexe? Nicht Bestie? Unbezahlbar.
Weil mein Gehör immer noch geschädigt ist, bin ich mir nicht sicher. Aber ich glaube, Stimmen im Flur zu hören. Plötzlich hämmert jemand gegen die Tür des Apartments.
»Legen Sie die Waffe weg, Pam«, sage ich, um Zeit zu gewinnen. »Dann wird niemand verletzt – inklusive Garfield. Sie können sich stellen. Dazu ist es noch nicht zu spät.«
»Oh, wie gemein Sie sind!« In Pams Augen glänzen Tränen. »Ich wollte doch nur, was ich verdient habe! Einen neuen Anfang! Lassen Sie den Kater los, und wir sind quitt. Ich gehe und nehme Garfield mit. Lassen Sie mir nur einen kleinen Vorsprung.«
»Das kann ich nicht, Pam. Sie haben die Cops gerufen. Erinnern Sie sich nicht? Übrigens – ich glaube, sie sind schon da.«
Verwirrt fährt sie herum, als ein neuer Krach durch die Wohnung hallt. Eine Sekunde später stürmen vier oder fünf blau uniformierte Gestalten mit gezückten Waffen ins Wohnzimmer. Nie zuvor im Leben war ich so froh, jemanden zu sehen. Am liebsten würde ich zu den Bullen laufen und alle küssen. Aber ich muss mich auf meine Hände konzentrieren, die sollen nicht abgenagt werden.
»Ma’am!«, schreit der erste Officer und zielt mit seiner Pistole auf Pams Brust. »Lassen Sie die Waffe fallen, legen Sie sich auf den Boden, und heben Sie die Hände über Ihren Kopf. Oder ich muss schießen.«
Alles vorbei, denke ich. Okay, sie wird die Waffe hinlegen,
und ich kann den blöden Kater fallen lassen und nach Hause gehen, zurück in mein langweiliges kleines Leben, für das ich nie wieder undankbar sein werde. Ich liebe mein langweiliges kleines Leben. So sehr liebe ich es. Dem Himmel sei Dank, es ist endlich vorbei.
Leider irre ich mich.
»Das verstehen Sie nicht«, wimmert Pam und schwenkt ihre Pistole in meine Richtung. »Sie hat Garfield! Und sie will Garfield nicht loslassen!«
O Gott. Nein. Bitte, nein.
»Madam«, mahnt der Officer, »ich fordere Sie noch einmal auf, die Waffe fallen zu lassen. Oder ich bin gezwungen zu schießen.«
Bitte, Pam, ich flehe dich an, lass das Schießeisen fallen!
»Aber ich habe Sie angerufen«, betont sie und richtet die Pistole immer noch auf meinen Kopf. »Sie hat mich bedroht!«
Plötzlich kracht noch ein Schuss. Keine Ahnung, aus welcher Mündung oder ob irgendjemand getroffen wurde, denn ich bin zu Boden gefallen, drücke Garfield an mich und rolle mich zusammen, so klein wie möglich, um eine winzig kleine Schießscheibe abzugeben.
Der Kater versucht nicht mehr, mich zu beißen. Stattdessen presst er sich so fest an mich wie ich mich an ihn. Obwohl seine Ohren genauso dröhnen müssen wie meine, begreift er sicher nicht, was da passiert. Ebenso wenig wie ich.
Nur eins weiß ich – auf dieser Welt gibt es nur Garfield und mich. Wir haben nur noch einander. Niemals werde ich ihn loslassen. Und ich wette, er lässt mich auch nicht los.
Irgendwann berührt jemand meine Schulter und ruft: »Miss!«, brüllt er. »Jetzt können Sie aufstehen!« Offenbar muss er schreien, damit ich ihn höre, weil ich wegen der Knallerei fast taub bin. Zögernd richte ich mich auf und stelle fest, dass Pam nicht mehr bewaffnet ist, weil ein exzellenter Scharfschütze die Pistole aus ihren Fingern geschossen hat.
Jetzt umfasst sie mit ihrer unverletzten Hand die blutenden Finger und stottert ein Geständnis, dem mein alter Freund Detective Canavan lauscht. Müde schaut er mich an, über den Kopf der hysterischen Frau hinweg.
Hochzeitsporzellan?, formen seine Lippen.
Da ich unter Schock stehe, kann ich nicht einmal die Achseln zucken. Offen gestanden, ich verstehe es auch nicht. Da gibt es eine ganze Menge, was ich nicht checke. Zum Beispiel, warum ich mich noch immer nicht von Garfield losreißen kann, obwohl ein Officer und ein Sanitäter ihn aus meinen Armen zerren wollen. Natürlich, um ihn zu verteidigen – er will mich auch nicht loslassen. Irgendwie gewinne ich den Eindruck, wir beide wären die einzigen stabilen Existenzen in einer chaotischen Welt.
Eine halbe Stunde später humple ich in
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