Mord fuer Mord
gelaunt.«
Sie gibt den Eingang frei, nicht ohne mir noch etwas mit auf den Weg zu geben.
»Vielleicht ist es doch besser, ich lasse dich allein, du bist anscheinend unausstehlich.«
»Ich hatte einen harten Tag.«
Ich beginne schon wieder, alles abzumildern. Warum sage ich nicht einfach, was ich denke? Dass mir ihre aufdringliche Art auf die Nerven geht, dass ich ihre Gesellschaft und die ihres Konrads absolut nicht gebrauchen kann und dass ich vor allen Dingen nicht jeden Tag Kaffee für die beiden kochen möchte.
Doch ich sage nichts, obwohl es in mir gärt, obwohl sich mein Bauch vor lauter Unverständnis und Wut zusammenzieht.
»Komm Jonny! Die Frau Hetzel ist heute unleidlich. Wir gehen besser.«
Unleidlich?
Ist es denn ein Wunder?
Sie macht sich auf den Weg und ist nach kurzer Zeit hinter der Häuserecke verschwunden.
Als ich die Tür aufsperre, fällt mir allerdings ein, dass ich meinen Briefkasten noch nicht geleert habe. Eine Rechnung, eine Werbebotschaft und ein DIN-A 5-Umschlag fallen mir entgegen.
Der Umschlag hat keinen Absender.
Ich schaue mich reflexartig um, kann aber natürlich nichts Verdächtiges entdecken, verschwinde schnell in meiner Wohnung und bin froh, die Tür hinter mir schließen zu können.
Meine Tasche und meine Schuhe bleiben achtlos im Eingangsbereich liegen.
Ich lege die Post auf meinem Wohnzimmertisch ab. Der Umschlag verheißt nichts Gutes. Meine Hände zittern ein wenig, als ich den Verschluss der Whiskeyflasche öffne und sich die Flüssigkeit bernsteinfarben in das Glas ergießt. Ein warmes Gefühl breitet sich im Gaumen aus, kitzelt meine Geschmacksnerven.
Nervös umrunde ich den Tisch, um abwechselnd dem Whisky und dem Umschlag meine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich ahne, was auf mich zu kommt und will es dennoch nicht wahrhaben.
Hat er es tatsächlich geschafft?
Oder ist in dem Umschlag nur harmloses Zeug?
Im Sofa sitzend nehme ich ihn in die Hand und bin mir doch unsicher, ob ich ihn öffnen soll. Unangetastet kommt er wieder neben der Werbebotschaft zu liegen.
Mein Blick schweift ab und ich entdecke die vielen Hundehaare auf meinem Teppich und in der gesamten Wohnung. Durch das Sitzen auf dem Sofa haben sie sich sogar auf meiner Kleidung ausgebreitet.
Kurzerhand ergreife ich den Staubsauger und bearbeite die ganze Umgebung, bis ich den Eindruck habe, meine Wohnung wäre wieder sauber genug. Dann begebe ich mich unter die Dusche. Ein schöner Moment, wenn das warme Wasser an einem herunterperlt und einen scheinbar erneuert. Einem das Gefühl gibt, etwas neu beginnen zu können. Eine kurze Frist nur, bis man angekleidet auf dem Sofa sitzt, mit dem gleichen Problem wie vormals vor sich.
Ungeschickt reiße ich den Umschlag auf und leere den Inhalt auf dem Tisch aus. Kein Brief! Keine Nachricht! Nur Bilder..... Bilder aus einer anderen Zeit. Bilder nur von mir... Alle Vorahnungen sind zur Gewissheit geworden.
7.
Gegen Abend
Die Dame in dem lindgrünen Kostüm wirkte etwas deplatziert vor dem Anwesen des wichtigsten Zeugen, dessen Garten ungepflegt und wild war, an dessen Haus langsam aber sicher der Putz abblätterte.
Bevor sie klingelte, zog sie ihren Hut in die Stirn und rückte ihre übergroße Sonnenbrille zurecht. Dem Summen der Klingel folgte eine bedrückende Stille.
Ob er wohl gar nicht zu Hause war?
Obwohl doch kaum mehr als ein paar Minuten verstrichen waren, drückte sie erneut den Klingelknopf.
»Ja doch!«, war aus der Ferne zu vernehmen, dazu ein Geräusch, wie wenn sich eine Person schwerfällig erhob, und das schlurfende Geräusch von Hausschuhen auf Parkettboden.
Die Tür öffnete sich einen Spalt.
»Ja, bitte?«
»Herr Strohmer? Könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?«
Die Tür öffnete sich zur Gänze und gab den Blick auf einen kleinen, dicklichen Herrn frei, der mit einer alten, schlabbernden Jeans und einem etwas zu kurzen T-Shirt, welches zudem noch einen nicht unerheblichen Teil seines Bauches sehen ließ, bekleidet war.
Ein unrasiertes, erstauntes Gesicht fixierte sie von oben bis unten.
»Ich kann natürlich etwas später wieder kommen.«
»Nein, nein. Kommen Sie doch erst einmal herein.«
Herbert Strohmer führte die Person in sein Wohnzimmer, das auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Überall standen Tüten und Behälter mit und ohne Inhalt herum. Er konnte sich wohl schwerlich von etwas trennen.
Auch, so schien es, hatte schon seit Längerem keine Frau mehr diese Räumlichkeiten betreten.
Deswegen war er auch
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