Mord fuer Mord
sein, die Befragungen durchzuführen, eventuell die Alibis der Personen zu überprüfen.
Ich mache mir so meine Gedanken. Dieter Hagel kommt von der Arbeit nach Hause, er legt seinen Kram hier ab, weil er das immer so tut, vielleicht weil er nach oben zum Duschen will, andere Kleidung anziehen und es vermeiden will, dass diese Sachen in der Wäsche landen. Aber er kommt nicht zum Duschen. Da keine Einbruchspuren vorliegen, muss er seinen Mörder hereingelassen haben, und er muss ihm persönlich bekannt gewesen sein. Warum sonst hätte er ihn in sein Arbeitszimmer geführt?
Ich widerstehe dem Drang das Notizbuch einzustecken und rufe stattdessen nach oben.
»Herr Karl?«
»Oh, Sie sind ja noch da.«
»Aber nicht mehr lange. Könnten Sie bitte veranlassen, dass dieses Notizbuch sowie die Papiere hier nach der Untersuchung sobald wie möglich auf meinem Schreibtisch landen?«
»Kein Problem.«
»Also dann, bis bald.«
»Bis bald.«
Ich verlasse das Anwesen durch die Eingangstür und setze mich in meinen Wagen.
Eigentlich müssten nun die Nachbarn befragt, die Firma aufgesucht und weiter nachgeforscht werden. Ob da Beziehungen, Verwandtschaften und sonstiges vorhanden wären.
Eigentlich hätte auch mein Assistent Oberkommissar Kaspar Dinkel auftauchen müssen. Diese Nervensäge auf zwei Beinen.
Auf meinen Anruf bei der Zentrale erklärt man mir, er hätte sich heute krankschreiben lassen. Hexenschuss. Man hätte versucht, mich auf dem Handy zu erreichen. Wütend unterbreche ich das Gespräch. Immer bleibt alles an mir hängen.
Ich hole mein Handy aus der Tasche, und es ist wirklich aus. Ich habe mal wieder vergessen, den Akku aufzuladen. Wie peinlich.
Um nicht gleich wieder in die Dienststelle zurück zu müssen, beschließe ich, noch einen kleinen Rundgang zu machen und ein paar Anwohner zu befragen. Als ich wieder aus dem Wagen steige, schaut gerade Kommissar Karl aus dem Fenster. Er grinst mich an.
»Na, Sie können sich wohl gar nicht von Ihrem Tatort trennen.«
»Glauben Sie ja nicht, dass das an Ihnen liegt«, fahre ich ihn an.
»Hätte ich nicht mal im Traum dran gedacht«, meint er entschuldigend, behält aber nach wie vor sein breites Grinsen bei.
Ich schließe mein Auto ab und mache mich auf den Weg zu dem benachbarten Anwesen.
Feine Gegend hier. Alle Grundstücke sind von einem Zaun oder einer Mauer umgeben, nicht so wie bei mir, wo sich die Hunde der Nachbarschaft »Grüß Gott« sagen.
Ich klingele.
Nichts.
Auch ein zweiter Versuch bringt mich nicht weiter.
Ich laufe zum anderen Ende des Hauses, um in die Einfahrt zu schauen, doch alles wirkt wie ausgestorben, die Garage verschlossen, sodass ich mich unverrichteter Dinge wieder auf den Rückzug machen muss.
Kommissar Karl ist inzwischen vor die Villa des Verstorbenen getreten.
»Die kommen erst gegen 16:00 Uhr nach Hause. Sind beide berufstätig. Und Kinder... Kinder haben sie auch keine.«
»Und das sagen Sie mir jetzt erst?«
»Woher sollte ich wissen, wohin Sie wollen? Ursprünglich wollten Sie doch zu dieser Leasing Firma?«
»Personalleasing!«, sage ich, während ich direkt auf ihn zu gehe. »Und woher wissen Sie das alles? Dass da niemand zu Hause ist und so?«
»Wenn die Polizei auftaucht, bleibt das zumeist nicht unbemerkt. Insbesondere ältere Menschen haben besonders viel Zeit und meist ein enormes Mitteilungsbedürfnis.«
»Und warum weiß ich davon nichts?«
»Bis morgen früh sind alle Berichte, soweit sie diesen Fall betreffen, auf Ihrem Schreibtisch.«
»Na, gut«, entgegne ich wenig überzeugt und bin schon wieder dabei, meiner Wege zu gehen.
»Dürfte ich nun bitte...« Er gab einfach nicht auf, dieser junge Schnösel.
»Was ist denn noch?«
»Nachdem Ihr Kollege, der Kommissar Dinkel...«
»Das wissen Sie also auch schon«, unterbreche ich ihn.
»Nachdem der Herr Dinkel sich also krank gemeldet hat, hat man Ihnen meine Wenigkeit zugeteilt. Wurden Sie denn nicht informiert?«
Ich zucke mit der Achsel: »Bis vor Kurzem wusste ich nicht einmal, dass er krank ist.«
»Ist nicht meine Schuld. Ich war im Begriff, Ihnen alles zu erklären, aber Sie waren etwas kurz angebunden.«
»Dann war Ihr Angebot, zusammen mit mir zu fahren....?« Ich bin perplex.
»Es war sozusagen das, was ein Untergebener seinem Vorgesetzten ohnehin schuldig ist.«
Jetzt musste auch ich lächeln. Ich hatte die ganze Situation falsch eingeschätzt.
»Dann möchte ich mich hiermit bei Ihnen entschuldigen.«
»Müssen Sie
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