Mord fuer Mord
nicht.«
Unschlüssig stehen wir beide herum, da ergreift er wieder die Initiative.
»Wollen wir dann vielleicht?«
»Warum nicht? Wo haben Sie Ihr Auto?«
»Nun, ich persönlich besitze keines. Ein Streifenbeamter war so freundlich, mich mitzunehmen, und ich hatte eigentlich gehofft, auf dem Rückweg von Ihnen...«
Ich sperre mein Auto auf der Beifahrerseite auf und öffne ihm galant die Tür.
»Steigen Sie ein.«
So erfahre ich bei der Fahrt die ersten Ermittlungsergebnisse, sofern man das alles als Ergebnis ansehen kann. Ein Herr Herbert Strohmer, ein Frührentner mit 58 Jahren und reichlich Zeit, seine Mitmenschen zu beobachten, hatte sich ungefragt zu dieser Angelegenheit geäußert. Er wusste genau, wer wann aus dieser Straße anwesend oder nicht anwesend und in welche Richtung er entschwunden war. Auch die Besucher der Anwesen hatte er vorsorglich notiert.
Zu dieser Zeit, also am Wochenende, hatte vor der Villa des Getöteten ein roter VW Golf ziemlich lange geparkt.
Am morgigen Dienstag wollte er mitsamt seinen Aufzeichnungen bei uns in der Dienststelle erscheinen und seine Aussage protokollieren lassen.
Der Fall steht anscheinend schon gleich am Anfang kurz vor der Aufklärung.
Auch sonst lässt sich die Sache ganz gut an, ein netter neuer Kollege, überaus diensteifrig, der überdies noch gut erzählen kann. Von unterwegs hat er uns gleich in der Agentur angemeldet, damit wir nicht vor geschlossenen Türen stehen.
Wir haben Glück, die Sekretärin, eine Elisabeth Strätz, ist noch vor Ort und öffnet uns nach mehrmaligem Klopfen mit verweinten Augen.
»Sind Sie…?«
»Wir haben telefoniert. Ich bin Kommissar Karl und dies ist meine Kollegin Hauptkommissarin Hetzel.«
Ich grüße sie mit einem Kopfnicken und beschließe, Kommissar Karl die Befragung durchführen zu lassen.
»Kommen Sie doch herein.« Sie öffnet die Tür ganz und geht uns voraus, während ich die Tür schließe und als letzte in das Büro folge. Im Gegensatz zu der Villa ist hier alles eher billig eingerichtet, die Möbel sehen aus wie aus dem Sparmarkt um die Ecke und würden ohne Zweifel einem leichten Windzug nicht standhalten.
Durch eine Handbewegung bietet sie uns eine Sitzgelegenheit an, die ich wegen der Möbel vorsichtig wahrnehme, sie selbst bleibt vor dem großen Fenster stehen und zündet sich eine Zigarette an.
»Als er heute Morgen nicht zur Arbeit erschien, war mir klar, dass etwas passiert sein musste. Er war sonst nie unpünktlich. Deswegen bin ich auch gleich zu seiner Villa gefahren und habe mich nach ihm umgesehen.«
»Sie haben einen Schlüssel?«
»Ich? Äh ja.«
Man muss auch zwischen den Zeilen lesen, muss nicht jede Frage stellen, die ohnehin schon beantwortet ist. Es war also mehr als nur ein Angestelltenverhältnis, das die beiden verband. Kommissar Karl versteht sofort und nickt mir verständnisvoll zu.
»Hatte er Feinde?«
Sie setzt sich langsam auf den Bürostuhl hinter dem Schreibtisch und schlägt die Beine übereinander.
»Genügend! Aber fragen Sie mich nicht, wer von denen zu einem Mord fähig wäre.«
»Wir brauchen Namen.«
Sie hat sich einen noblen Kugelschreiber gegriffen, den sie nun nervös zwischen ihren Fingern kreisen lässt.
»Ich lasse Ihnen eine Liste per Fax zukommen. War‘s das dann?«
Sie schaut wie abwesend aus dem Fenster. Die beste Gelegenheit, sich aus dem Staub zu machen.
»Hatte er irgendwelche Verwandte?«
»Was?«
Sie schaut uns beide an, als wäre sie aus einem bösen Traum erwacht. Kommissar Karl wiederholt die Frage nochmals.
»Ob er Verwandte hatte?«
»Ich.... ich weiß nicht.«
»Auch wegen der Identifizierung.«
»Ich weiß wirklich nicht.«
In diesem Zustand ist wohl nichts mehr aus ihr herauszubringen. Wir wechseln einen kurzen Blick und entscheiden, dass es nun endgültig Zeit ist, sich zu verabschieden.
»Das wäre vorerst alles von unserer Seite.«
Wir reichen ihr beide die Hand.
»Falls wir noch Fragen haben, melden wir uns bei Ihnen.«
»Tun Sie das.«
Wir verlassen das Büro und schließen die Tür hinter uns. Als wir wieder am Auto sind, richte ich mich an Kommissar Karl.
»Ziemlich durch den Wind, die Frau Strätz.«
»Tja, wo die Liebe hinfällt. Und was nun?«
Er schaut mich fragend an. Eine Frage unnötig wie ein Kropf. Muss ich ihm ernsthaft erst noch erklären, wie das ganze abläuft? Wie immer geht es zurück zur Dienststelle, und dann fängt der ganze Schreibkram an, das Langweiligste und Nervendste an diesem
Weitere Kostenlose Bücher