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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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um ihren Bruder in dem leeren, eleganten Haus ihres verstorbenen Onkels an der Porta Capena zu trösten. Ich machte mir nicht die Mühe, sie zu begleiten, da ich bezweifelte, dass sie Justinus dort finden würde. Er besaß genug Grips, sich nicht in eine Verliererposition zu manövrieren wie ein zum Untergang verdammter Spielstein auf einem Spielbrett, direkt vor der Nase wütender weiblicher Verwandter.
    Mein geliebtes Weib und die Mutter meiner Kinder war eine hochgewachsene, ernste, manchmal eigensinnige junge Frau. Sie bezeichnete sich selbst als »ruhiges Mädchen«, worüber ich nur laut lachen konnte. Allerdings hatte ich gehört, wie sie mich Fremden als talentiert und von gutem Charakter beschrieb, also besaß Helena ein beachtliches Urteilsvermögen. Empfindsamer, als ihr kühles Äußeres verriet, war sie wegen ihres Bruders so beunruhigt, dass ihr der für mich bestimmte Bote des kaiserlichen Palastes entging. Wenn sie ihn bemerkt hätte, wäre sie noch nervöser geworden.
     
    Bei dem Boten handelte es sich um den üblichen faden Sklaven. Er war zurückgeblieben und rachitisch, sah aus, als hätte sein Wachstum mit zehn Jahren aufgehört, obwohl er älter war – älter sein musste, um vertrauenswürdig genug zu sein, allein mit Botschaften auf die Straße geschickt zu werden. Er trug eine zerknitterte, locker gewebte Tunika, kaute an seinen dreckigen Fingernägeln, ließ seinen verlausten Kopf hängen und behauptete auf die herkömmliche Manier, nichts über seinen Auftrag zu wissen.
    Ich spielte mit. »Was will Laeta denn?«
    »Darf ich nicht sagen.«
    »Dann gibst du also zu, dass Claudius Laeta dich zu mir geschickt hat?«
    In die Enge getrieben, verfluchte er sich selbst. »Nicht übel, Falco … Er hat Arbeit für dich.«
    »Wird sie mir gefallen? Spar dir die Antwort.« Mir gefiel nie etwas, was aus dem Palast kam. »Ich hole meinen Mantel.«
    Rempelnd bahnten wir uns den Weg über das Forum, vollgestopft mit misslaunigen Haushaltsvorständen, die grüne Zweige zur Dekoration heimschleppten, niedergeschlagen wegen der inflationären Saturnalienpreise und dem Wissen, eine Woche vor sich zu haben, in der sie Groll und Streitigkeiten zu vergessen hätten. Viermal erteilte ich Frauen mit harten Gesichtszügen, die Wachskerzen von Tabletts verkauften, eine Abfuhr. Betrunkene lungerten bereits auf den Tempelstufen herum und feierten im Voraus. Bis zu den Festtagen mussten wir noch fast zwei Wochen hinter uns bringen.
    Ich hatte schon früher kaiserliche Missionen durchgeführt, für gewöhnlich im Ausland. Diese Aufträge waren immer schrecklich und wurden durch das rücksichtslose Intrigieren unter den kaiserlichen Bürokraten noch verzwickter. Die Hälfte der Zeit drohten ihre internen Machtkämpfe meine Bemühungen zu vernichten und mir den Tod zu bringen.
    Zwar offiziell als Schriftrollensekretär bezeichnet, hatte Claudius Laeta einen höheren Rang; er hatte eine Art undefinierte Aufsichtsfunktion über die Innere Sicherheit und den Auslandsgeheimdienst. Das einzig Gute an ihm war in meinen Augen sein endloser Kampf, seinen unerbittlichen Rivalen Anacrites, den Oberspion, zu überlisten, auszutricksen, zu überdauern und niederzumachen. Der Spion arbeitete mit der Prätorianergarde zusammen. Er sollte seine Nase aus der Außenpolitik heraushalten, mischte sich aber ständig ein. Er besaß mindestens eine äußerst gefährliche Außenagentin, eine Tänzerin namens Perella, doch für gewöhnlich taugten seine Hilfskräfte nichts. Bisher hatte das Laeta die Oberhand verschafft.
    Anacrites und ich hatten gelegentlich zusammengearbeitet. Lassen Sie mich nicht den Eindruck vermitteln, ich würde ihn verabscheuen. Er war eine schwärende Fistel mit pestilenzialischem Eiter. Etwas so Bösartiges behandle ich nur mit Respekt. Unsere Beziehung basierte auf der reinsten aller Emotionen: Hass.
    Verglichen mit Anacrites war Claudius Laeta zivilisiert. Nun ja, er sah harmlos aus, als er sich von der Liege erhob, um mich in seinem feinst ausgemalten Büro zu begrüßen, aber er war ein redegewandter Schleimer, dem ich noch nie getraut hatte. Mich betrachtete er als schmierigen Gauner, allerdings einen, der Intelligenz besaß und noch über andere nützliche Talente verfügte. Wenn wir dazu gezwungen waren, gingen wir höflich miteinander um. Ihm war bewusst, dass zwei seiner drei Herren – der Kaiser selbst und Vespasians älterer Sohn Titus Cäsar – große Achtung vor meinen Fähigkeiten hatten. Laeta war

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