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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Kriminalromane, Griselda», bemerkte ich nachsichtig.
    «Und du? Neulich habe ich überall Der Fleck auf der Treppe gesucht, als du hier eine Predigt schriebst. Und wie ich hereinkomme und dich fragen will, ob du das Buch irgendwo gesehen hast, was stelle ich da fest?»
    Anstandshalber wurde ich rot. «Ich habe es ganz in Gedanken in die Hand genommen. Zufällig fiel mein Blick auf einen Satz, und…»
    «Das kenne ich.» Eindrucksvoll deklamierte Griselda: «Und dann geschah etwas sehr Merkwürdiges – Griselda erhob sich, durchquerte das Zimmer und küsste liebevoll ihren ältlichen Ehemann.» Sie setzte ihre Worte in die Tat um.
    «Ist das etwas sehr Merkwürdiges?», fragte ich.
    «Natürlich. Ist dir klar, Len, wen ich alles hätte heiraten können? Einen Staatsminister, einen Baronet, einen reichen Unternehmer, drei Offiziere der niederen Dienstgrade und einen Tunichtgut mit hinreißenden Manieren. Und statt ihrer habe ich dich gewählt. Hat dich das nicht sehr gewundert?»
    «Damals schon. Ich habe mich oft gefragt, warum du das getan hast», antwortete ich.
    Griselda lachte. «Es hat mir ein solches Gefühl der Macht gegeben», murmelte sie. «Die anderen fanden mich einfach wunderbar, und natürlich wäre es für sie sehr schön gewesen, mich zu kriegen. Aber ich bin alles das, was du am meisten verabscheust und missbilligst, und trotzdem konntest du mir nicht widerstehen! Das war zu viel für meine Eitelkeit. Es ist wesentlich schöner, eine geheime und köstliche Sünde für jemanden zu sein, als eine Feder an seinem Hut. Ich mache dich grässlich verlegen und gehe dir gegen den Strich, und trotzdem liebst du mich wahnsinnig. Du liebst mich wahnsinnig, stimmts?»
    «Natürlich habe ich dich sehr gern, meine Liebe.»
    «Oh! Len, du liebst mich. Weißt du noch, wie ich in der Stadt blieb und dir ein Telegramm schickte, das du nie erhieltest, weil die Schwester der Postmeisterin Zwillinge bekam und sie vergaß, es herzuschicken? Du warst außer dir und hast Scotland Yard angerufen und das tollste Theater aufgeführt.»
    Es gibt Dinge, an die man nicht gern erinnert wird. Damals hatte ich mich wirklich unvorstellbar albern benommen. Ich sagte: «Wenn du nichts dagegen hast, Liebes, möchte ich jetzt mit dem M. V. A. K. weitermachen.»
    Griselda seufzte höchst irritiert, zerzauste mir die Haare, glättete sie wieder und sagte: «Du verdienst mich nicht. Wirklich nicht. Ich werde eine Affäre mit dem Maler anfangen. Das werde ich – wirklich und wahrhaftig. Und dann stell dir den Skandal in der Pfarrgemeinde vor.»
    «Davon gibt es schon genug», entgegnete ich mild.
    Griselda lachte, warf mir eine Kusshand zu und ging durch die Glastür hinaus.

Zweites Kapitel
     
    G riselda ist eine sehr irritierende Frau. Als ich vom Mittagstisch aufstand, war ich in der richtigen Stimmung, einen wirklich zündenden Vortrag für den Männerverband der Anglikanischen Kirchen zu schreiben. Jetzt war ich nervös und verstört.
    Gerade als ich mich wieder auf die Arbeit konzentrierte, wehte Lettice Protheroe herein.
    Ich benutze das Wort «wehte» mit Bedacht. Ich habe Romane gelesen, in denen junge Leute vor Energie bersten – joie de vivre, die herrliche Vitalität der Jugend… Aber alle jungen Leute, denen ich persönlich begegne, haben etwas Geisterhaftes an sich.
    Lettice war an diesem Nachmittag besonders gespenstisch. Sie ist ein hübsches Mädchen, sehr groß und blond und völlig geistesabwesend. Sie glitt durch die Glastür, zog gedankenverloren die gelbe Baskenmütze vom Kopf und murmelte vage mit einer Art unbeteiligter Überraschung: «Ach! Sie sind es.»
    Von Old Hall führt ein Weg durch den Wald, der an unserem Gartentor endet, so dass die meisten Leute von dort durch den Garten zum Arbeitszimmer kommen, statt außen herum über die Straße zu gehen und die Haustür zu nehmen. Ich war nicht überrascht, dass Lettice so das Haus betrat, aber ich ärgerte mich etwas über ihre Bemerkung.
    Wenn man zum Pfarrhaus geht, sollte man sich darauf einstellen, einem Pfarrer zu begegnen.
    Sie kam herein und ließ sich in einen meiner großen Sessel fallen. Dort saß sie zusammengesunken, zupfte sinnlos an ihrem Haar und starrte an die Decke.
    «Ist Dennis hier irgendwo?»
    «Seit dem Mittagessen habe ich ihn nicht gesehen. Ich glaube, er wollte zu Ihnen und Tennis spielen.»
    «Oh!», sagte Lettice. «Hoffentlich nicht. Er wird niemanden antreffen.»
    «Er sagte, Sie hätten ihn eingeladen.»
    «Ich glaube, das stimmt.

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