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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Geräusch, als wenn eine kleine Metallplatte über den felsigen Boden scheuern würde – eine Schlange oder ein großer Skorpion. Doch er achtete nicht darauf und sah nicht, wohin er trat.
    Nur als einmal eine Hyäne bellte, hielt er abrupt inne und blickte sich um. Doch er konnte weder das Tier erkennen, das zu einer so ungewöhnlichen Tageszeit Laut gab, noch konnte er erkennen, warum es das getan hatte.
    Jetzt führte der Weg bergab und der unsichtbare Ring, der sich um Rechmires Brust gelegt hatte, lockerte sich wieder etwas. Er atmete tief durch, als er endlich am Grund des Tals angekommen war. Irgendwo rieselte Sand von einem Felsen, feinster gelblicher Staub tanzte in der flirrenden Luft.
    Erst jetzt fiel Rechmire auf, dass er keine Waffe mitgenommen hatte.
    Er verfluchte seine eigene Dummheit, doch er rannte weiter, weil er keine Zeit zur Umkehr mehr hatte. Nach wenigen Augenblicken stand er vor dem schmalen Einschnitt, an dessen Ende Merenptahs Haus der Ewigkeit in den Felsen geschlagen worden war. Der Zugang war mit blauen Wasserlilienblüten, Lotos und Rosenranken festlich geschmückt, doch kein Mensch war zu sehen.
    Dafür hatte sich vor dem Zugang des Nebentals, genau dort, wo die weggeschabte Stelle im Plan es angezeigt hatte, ein kaum schulterbreiter rechteckiger Schacht in einer alten Geröllhalde geöffnet, der bis dahin unter einer großen, flachen Steinplatte verborgen gewesen war. Wer immer diese Steinplatte beiseite geräumt hatte, musste gewaltige Kräfte haben.
    Rechmire schloss für einen Moment die Augen und flehte zum ersten Mal in seinem Leben Meretseger um Beistand an. »Göttin, du bist die Herrin dieses Ortes. Gib mir die Kraft, in deinem Reich die Maat wieder herzustellen«, flüsterte er.
    Dann schlich er sich näher an den Schacht heran. Erschrocken duckte er sich, als er eine Stimme hörte. Wortfetzen drangen aus dem Grab, die er nicht verstehen konnte, seltsam klar und rhythmisch. Erst nach einiger Zeit ging ihm auf, dass jemand dort unten war und sang. Vorsichtig kroch er weiter.
    Am Ende des schmalen, fast lotrecht nach unten in den Felsen führenden Schachtes stand ein gemauerter Eingang aus sorgfältig zurechtgehauenen Sandsteinblöcken. Eine alte, hölzerne Tür, deren bronzene Beschläge grün geworden waren, hätte den Zugang versperren sollen. Doch Rechmire sah einen zerbrochenen Rest des Siegels von Set-Maat, des Schakals, der über die neun gefesselten Gefangenen wacht, an der steinernen Einfassung. Die Tür war erbrochen worden und stand einen Spalt breit offen.
    Er zwängte sich hindurch und gelangte so in einen schmalen, schmucklosen Gang. Die Wände waren sorgfältig verputzt, jedoch niemals mit Hieroglyphen und Götterbildern dekoriert worden. Hier war die Stimme jetzt klar zu vernehmen – es war die eines Mannes, der voller Inbrunst sang. Doch in dem Gang rollten die Echos, sodass die Worte noch immer unverständlich waren.
    Rechmire ging auf Zehenspitzen bis zum Ende des Ganges, wo ihm wiederum eine aufgebrochene, nur einen Spalt weit geöffnete Tür zunächst die Sicht versperrte. Als er dort angekommen war, hielt er die Luft an und blickte hindurch. Vor ihm lag ein überraschend kleiner, rechteckiger Raum. Zu seiner Rechten erblickte er eine unregelmäßig aus dem Felsen herausgehauene Nische – der Zugang zu weiteren geplanten, allerdings nie gebauten Grabkammern. Auch hier waren alle Wände und die Decke geweißt, aber unverziert.
    In der Nische standen vier Kanopenkrüge aus Alabaster, die mit fein gearbeiteten Reliefköpfen verschlossen, jedoch ohne Namenskartusche waren.
    In der Mitte des Raumes erhob sich ein hölzerner Schrein bis fast zur Decke. Er war mit goldenen Reliefs verziert, die Bilder zeigten, die Rechmire noch nie gesehen hatte: Die Gestalten – ob es Götter waren, Pharaonen oder normale Sterbliche, vermochte er nicht zu sagen, ja nicht einmal, ob es Männer oder Frauen seien – erschienen ihm seltsam deformiert. Ihre Hinterköpfe waren extrem lang, als wüchse ihnen eine kegelförmige Krone unter dem Haupt; die Gesichter schmal und ungewöhnlich in die Länge gezogen, die Oberkörper schwächlich dürr, der Unterleib dagegen aufgedunsen breit. Überall prunkten Sonnenscheiben, von denen Hunderte Strahlen ausliefen, die in kleinen segnenden Händen über den deformierten Gestalten endeten. Und überall war die Namenskartusche eines Pharaos mit groben Schlägen ausgelöscht worden.
    Neben dem Schrein stand ein riesiger, hölzerner Sarg in

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