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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Steuereintreibern gezogen. In dieser Zeit war seine Verachtung der streitenden, misstrauischen, störrischen Bauern gewachsen, die nicht einmal wussten, wie alt sie waren und die seine simplen Steuerlisten für böse magische Zeichen hielten.
    Dann war Rechmire als Sesch-Sehui, als einfacher Listenschreiber, in die Halle der Schreiber aufgenommen worden. Hier musste er Briefe für den Tschati verfassen und die Listen der Steuereinnehmer aus vielen Landesteilen zusammenstellen, damit sein Herr einen genauen Überblick über alle Einnahmen hatte. Es war ein unscheinbarer Posten, doch Rechmire wusste, dass sein Tun irgendwo oben von einem Vorgesetzten mit Wohlwollen betrachtet wurde. Denn seine Arbeit brachte es mit sich, dass er erfuhr, wie viele Steuern dem Pharao jedes Jahr dargebracht – und wie viele davon tatsächlich nach Piramesse in seinen Palast geschickt wurden. Viele Getreidesäcke, Rinder, Sklaven, ja selbst viele Deben Gold und Silber wurden zwar in Theben gesammelt, doch fanden sie nie den Weg stromab zur Residenz des Pharaos, sondern landeten in den Speichern und auf den Ländern der Priester, des Tschati oder anderer hoher Beamter. Irgendwer – vielleicht gar Mentuhotep selbst - musste Rechmire für verschwiegen genug halten, um die Geheimnisse der Steuerlisten für sich zu behalten. Das könnte die Pforte sein, die sich ihm zum Aufstieg aus seiner niedrigen Position öffnete.
    Rechmire versank in Tagträumen von Baketamun.
    Er hatte, abgesehen von einigen verschwitzten Stunden, die er mit den Dirnen des Hafens verbracht hatte, keine Erfahrung mit Frauen gehabt. Wie würde es sein, an ihrer Seite in einem Palast zu leben? Ihren Duft jeden Tag einzuatmen, ihre Stimme immer zu hören, jede Nacht an ihrer Seite zu liegen? Selbst der Pharao in seinem Harem würde nicht glücklicher sein können als er! Doch der Hohepriester würde ihm die Nase abschneiden lassen und ihn in die Goldminen Nubiens schicken, wenn er ihn jetzt offiziell um die Hand seiner Tochter bäte. Andererseits: Sollte ihn Userhet irgendwann doch für würdig befinden, sein Schwiegersohn zu werden, dann würde Rechmires Verbindung zu Baketamun automatisch dazu führen, dass ihm zumindest in Theben, wo die Macht des Hohepriesters am größten war, alle Türen offen standen. Vielleicht könnte er gar, irgendwann, Nachfolger Userhets werden? Rechmire – Hohepriester des Amun?
    Er zwang sich, den Brief zu vollenden. Es war ein Bericht über alle Steuern, die in den letzten Jahren im Dorf Nebsit bei Theben eingetrieben worden waren – beklagenswert wenig nämlich, wie der Tschati gegenüber einigen hohen Schreibern beiläufig geäußert hatte. Der Vorsteher der Aufträge hatte daraufhin eilfertig versprochen, Vorschläge einzureichen, wie mehr Getreide aus dem Dorf zu pressen sei – Vorschläge, die sich nicht er, sondern Rechmire und einige andere junge Schreiber ausdenken sollten und die er später als seine eigenen ausgeben würde.
    Rechmire zuckte die Achseln. Das war das Schicksal der niederen Schreiber, dass ihr Wert oft nicht erkannt wurde. Andererseits stand der Vorsteher der Aufträge jetzt bei ihm gewissermaßen in der Pflicht. Niemand konnte wissen, ob das nicht einmal sehr hilfreich sein mochte. Er rollte den Papyrus zusammen, stand auf und verstaute ihn in einem großen, mit der Namenshieroglyphe des Vorstehers versehenen Tonkrug. Sein Vorgesetzter würde später diesen und viele andere Berichte lesen und daraus Brauchbares für seinen eigenen Brief verwenden. Dann würde er die Papyri seiner Schreiber ins Feuer werfen, damit keine verräterischen Spuren davon zurückblieben, wie er sich hatte inspirieren lassen.
    Rechmire war gerade noch rechtzeitig fertig geworden. Ein Sklave schlug mit einem großen, leinenumwickelten Schlägel gegen einen Bronzegong – das Zeichen zur Mittagspause. Manche Schreiber blieben auf ihren Matten und kritzelten eifrig weiter. Sie taten, als würden sie den Spott der anderen nicht hören, die lärmend aus dem Saal auf einen großen, säulenumstandenen Innenhof strömten. Ein Teich kühlte die Luft, zwei uralte Akazien spendeten Schatten.
    Rechmire holte aus einem Leinensäckchen einen Laib Brot und mehrere Zwiebeln hervor. Während er aß, machte ein großer Tonkrug mit Bier die Runde, in den jeder Schreiber nacheinander seinen Trinkhalm steckte, um die saure Flüssigkeit zu trinken, ohne dabei die vielen Rückstände, die stets im Bier schwebten, in den eigenen Hals zu bekommen. Nur ein

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