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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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wird der Schnaps abgefüllt, und die wird neben den Entenschlegeln in der großen Dose deponiert. Man fragt sich natürlich auch: Wie viele kleine Dosen passen in die größere, wenn man die Schlegel weglässt? Drei, vier?«
    »Mit solchen Märchen können Sie mich nicht hereinlegen, Asmus. Erzählen Sie es Petersens Witwe. Und bevor Sie noch anfangen, mich wegen des Todes vom Entenwärter Dücke zu beschuldigen: Petersen hat ihn entweder umgebracht oder ist zumindest schuld an seinem Tod! Aber das müssen Sie seiner Witwe ja nicht sagen. Aus Barmherzigkeit ihr gegenüber.«
    Beinahe hätte Asmus über die plumpe Ablenkung vom Thema Alkohol gelächelt. Er hatte es geschafft, Christensens Gleichmut zu brechen. Aber mehr über die Hintergründe von Dückes Tod zu erfahren war ihm durchaus recht. »Hat Petersen Dücke mit einer Latte erschlagen? Warum?«
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls ist Petersen Dücke in die Dünen gefolgt, das hat er mir selber erzählt. Dücke hatte mit ihm einen erbitterten Streit über die Entenzahlen angefangen, und er wollte ihm noch mal ins Gewissen reden. Es war alles abgewickelt und nicht mehr rückgängig zu machen, aber Dücke drohte, es dem Lister Kapitän zu erzählen, der auch ein Hauptinteressent gewesen war. Der soll gerne Streit anfangen, heißt es.«
    »Kapitän Hendriksen ist tatsächlich beherzt genug, um die Diskussion über einen Betrug aufzunehmen, da hatte Dücke recht.«
    »Ich betrachte es als Erpressung, und Petersen hat sich möglicherweise dagegen gewehrt«, schnaubte Christensen und machte Anstalten, sich zu erheben, aber Asmus bekam seine Hand zu fassen und drückte sie wieder auf den Tisch hinunter. »Sie können erst gehen, wenn ich das Verhör für beendet erkläre.«
    »Es ist beendet.«
    »Noch nicht ganz«, sagte Asmus hart. »Erst erteile ich Ihnen die Auflage, bis auf weiteres auf Sylt für ein nochmaliges Verhör erreichbar zu sein. Wir werden Ihnen mitteilen, wann Sie abreisen dürfen.«
    »Von mir aus. Ich hatte sowieso nicht die Absicht, abzureisen. Mir gefällt es hier«, murrte Christensen und stolzierte in den Flur hinaus.

    Die beiden Bauarbeiter verlegten Ziegelsteine vor den drei Türen der Fabrikhalle. Das Steinpflaster vor dem Hauptund Verwaltungsgebäude war bereits fertig ; es bestand aus schwarzen Basaltsteinen. Lars war nicht zu sehen, vielleicht schnitt er hinter dem Haus wieder Reetbunde zurecht, oder er stach an diesem regnerischen Tag außerhalb des Grundstückes Grassoden für den First der Halle ab.
    Schon von weitem sahen Asmus und Matthiesen, dass die Arbeit der Männer mehr aus Unterbrechungen zum Schwatzen als aus Tätigkeit bestand. Man musste ihnen allerdings zugutehalten, dass sie von Petersens Tod gehört haben konnten und darüber diskutierten, wie es nun auf der Baustelle weitergehen sollte.
    Der eine Arbeiter lud die Steine ab, während der andere auf Knien lag und die ihm zugeworfenen zu einem Turmaufschichtete. Asmus glaubte zu bemerken, dass die Frequenz des Werfens von Ziegelsteinen sich erhöhte, je näher er kam. »Moin, moin, die Herren«, grüßte er.
    »Moin, Herr Schupo.«
    »Da jetzt Dres und Nickels Petersen tot sind – wer teilt nun Ihre Arbeit ein?«
    »Das wissen wir auch nicht«, knurrte der eine schlechtgelaunt.
    »Hank Christensen wahrscheinlich.«
    Beide Arbeiter sahen ihn erstaunt an. »Wer ist das?«
    »Der Amerikaner, der hier bauen lässt.«
    »Nickels Petersen hat immer von einer Gesellschaft gesprochen.«
    »Möglich, aber bezahlt wurdet ihr von Hank. Er ist ein Amerikaner, der mit den amerikanischen Verbrecherbanden auf gutem Fuß steht. Könnt ihr euch denken, was das bedeutet?«
    »Nein.«
    »Er fackelt nicht lange, wenn er glaubt, dass man ihn betrügt.«
    »Hat Dres ihn betrogen?«, erkundigte sich der eine Mann vorsichtig.
    »Mmm«, gab Asmus vage von sich.
    Der zweite Arbeiter zuckte die Schultern. »Und wenn schon! Wir haben mit ihm nichts zu tun.«
    »Das glaube ich aber doch«, sagte Asmus und lächelte freundlich, während er sie nacheinander musterte. »Das Geld! Erst habt ihr mit Dres gemeinsame Sache gemacht, um Franken und Rentenmark an euch zu bringen, was Dres natürlich einen Teil der Beute gekostet hat. Die Rentenmark, die ihr gegen Papiergeld eingetauscht habt, stammte von Hank.«
    »Verflucht«, murmelte der eine zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    »Noch bessere Beute habt ihr allerdings gemacht, als ihr die Schweizer Franken aus der Kassette in Dres’ Ofen gestohlen habt.

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