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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Hause wollte.
    »Petersen liegt im Delirium und wird sterben«, sagte Borg resigniert. »Wir können nichts mehr für ihn tun. Hoffentlich entdeckt bald ein Wissenschaftler ein Mittel gegen diese Bazillen, sie sind eine der größten Gefahren für die Menschheit überhaupt.«
    »Petersen hat da wohl etwas im amerikanischen Stil angefangen, dem er nicht gewachsen war.« So richtiges Mitleid konnte Asmus mit dem Sterbenden nicht empfinden. Offensichtlich hatte er eine Reihe Mitstreiter bei der Entenkoje betrogen, um ein noch größeres Geschäft zu machen.
    »Warum meinst du das?«
    »Er hat zahllose Flaschen Schnaps auf seinem Grundstück versteckt. Die stehen offensichtlich im Zusammenhang mit den Entendosen, die in größerem Umfang nach Amerika exportiert werden sollen, weil die ausgewanderten Friesen angeblich danach lechzen …«
    »Das ist ja interessant …«
    »Ja, durchaus. Aber was geht dir dabei durch den Kopf, Borg?«
    »Du weißt, dass gegenwärtig in den USA eine ganz scharfe Alkoholprohibition herrscht, oder?«
    Asmus saugte hörbar Luft ein. »Ja. Aber an einen konkreten Grund für den Export von Schnaps hatte ich bisher nicht gedacht. Das wäre aber allemal eine Erklärung für die Heimlichtuerei! Und für das Ausmaß der Fabrik. Verbotener Alkohol in Dosen mit Enten. Oder in Entendosen ohne Enten. Jedenfalls mit Entenbanderole. Würde sich das lohnen?«
    »Ganz offensichtlich!«, bestätigte Borg. »Ich habe jüngst einen Artikel in einer Ärztezeitschrift über die Auswirkungen der Prohibition in den Staaten gelesen. Überihre Erfahrungen und Statistiken. Der Gesundheit tut das Alkoholverbot gut. Aber Alkohol kommt trotzdem ins Land. Und zwar durch verbrecherische Banden.«
    Asmus hörte gespannt zu.
    »Entsprechend sind die Verbrechen stark angestiegen, vor allem durch eine Art von Kriminalität, die als organisiert bezeichnet wird. Ganze Banden sorgen für den heimlichen Transport des aus Mexiko eingeschmuggelten Alkohols in einem System, das sie pipeline nennen: Das beinhaltet präparierte Lastwagen, Tunnelsysteme, Schmuggelflotten und noch mehr. Verkauft wird der Alkohol in sogenannten speakeasys , illegalen Flüsterkneipen. Konkurrenz wird kurzerhand um die Ecke gebracht. Die Banden werden in ihrer Gesamtheit als mafia bezeichnet, und als ihr oberstes Gebot gilt die Schweigepflicht, die omertà .«
    »Die Verbrecher müssen dann ja horrende Preise für den Schnaps nehmen, damit sich der gewaltige Aufwand lohnt. Bei der Kampener Fabrik mit diesem Ausmaß kann ich nicht glauben, dass die Alkohol-Entendosen nur für die ausgewanderten Friesen bestimmt sind. Vermutlich sollen sie also in Amerika in diese Pipeline mit eingeschleust werden. Mit oder vielleicht sogar vorzugsweise ohne Enten. Das würde auch erklären, warum wir noch keinen Kojenmann gefunden haben. Hank und Petersen rechneten ursprünglich wahrscheinlich damit, dass Dres diese Arbeit übernehmen könnte. Was meinst du dazu?«
    »Das wäre die wahrscheinlichste Erklärung.«
    Jemand klopfte an die Tür und zog sie auf. »Eine Schwester in Rotkreuztracht blickte herein. »Herr Doktor Godbersen, Nickels Petersen ist soeben verstorben. Könnten Sie mit seiner Frau sprechen, bitte?«
    Der Chirurg erhob sich. »Nis, ich muss …«

    Auf dem Weg zur Wache überlegte sich Asmus, dass er schnellstens mit der Polizei in New York Verbindung aufnehmen sollte, sofern Sinkwitz und dessen Vorgesetzte diesen unüblichen Weg erlauben würden.
    Oder sollte er es lieber lassen und stattdessen Hank Christensen zum Verhör vorladen?
    Oder beides?
    Er entschloss sich, zuerst mit Hank zu reden.
    Es passte Asmus gut, dass Oberwachtmeister Jung in der Wache war. Er war allein, da Jep und Matthiesen ja auswärts zu tun hatten. »Moin, moin. Schon Erfolg gehabt bei der Suche nach dem Motorrad?«
    Jung schnaubte leise. »Es kann nicht mehr lange dauern. Und wenn ich sämtliche Scheunen auf Sylt durchsuchen muss.«
    »Ich würde mich an Ihrer Stelle im Keller des Seehotels umsehen«, schlug Asmus gedämpft vor. »Ein hilfsbereiter Page namens Jewe wird Ihnen den Weg zeigen. Der Portier muss das nicht unbedingt hören. Und wenn Sie schon dort sind, seien Sie so gut, dem Gast Hank Christensen eine Vorladung zu überbringen. Ich muss ihn dringend vernehmen. Wie Sie das im Tagesjournal formulieren, ist mir egal.«
    Jung kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum und fixierte Asmus. »Wenn Sie tagelang mit einer Information hinter dem Berg gehalten haben,

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