Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
nachweisen, aber es ist durchaus möglich, daß er Carl Weynert doch umgebracht hat.
    Aber ich war frei!
    Ich war aller Sorgen ledig. Was geschehen war, gehörte nun wirklich und unwiderruflich der Vergangenheit an, würde mir nie mehr zu schaffen machen.
    Die Reporter umdrängten mich, schossen ihre rücksichtslosen Blitzlichter auf mich ab, stellten Fragen, die ich nicht beantwortete.
    Endlich kam auch Dr. Herrmann. Er reichte mir lächelnd die Hand.
    »Meinen Glückwunsch, Herr Roeder.«
    »Vielen Dank. Ohne Ihre Hilfe wäre das Urteil sicherlich anders ausgefallen. Sie haben das wirklich großartig gemacht.«
    Er winkte ab und fragte, ob ich Revision einlegen wolle, er glaube aber nicht, daß wir einen Freispruch wegen erwiesener Unschuld erzielen könnten.
    »Keine Revision«, sagte ich. »Ich nehme das Urteil an. Es ist ja... nun gut, der einzige Mensch, auf den ich Wert lege, Fräulein Uhlmann, wird auch so zufrieden sein.«
    »Bestellen Sie Grüße von mir. Es freut mich, auch für sie, daß wir erfolgreich waren.«
    »Wird ausgerichtet, Herr Doktor. Wir werden wahrscheinlich schon bald heiraten.«
    Er schüttelte mir nochmals die Hand, wünschte mir und Karin viel Glück, und dann wurde ich noch einmal zum Gefängnis gebracht. Ohne ordnungsgemäße Entlassung ging es ja nicht.
    Als ich endlich auf der Straße stand, ein freier Mann, erschien mir alles neu. Ich hatte die Menschen in den Straßen noch nie gesehen, die Autos nicht, die Schaufenster und die Lichtreklamen.
    Mit einem Taxi fuhr ich zum Bahnhof. Konnte ich noch heute nach Stuttgart fahren?
    Ich hätte es gekonnt, aber ich überlegte es mir anders. Morgen wollte ich in meine Firma gehen und mit dem Chef sprechen.
    Er mußte mich wieder einstellen, ich wollte auf meinen Posten in Stuttgart nicht verzichten.
    In einem billigen Hotel nahm ich ein Zimmer und meldete ein Ferngespräch nach Stuttgart an. Über eine Stunde wartete ich, aber es hieß immer wieder, der Teilnehmer melde sich nicht. Natürlich, Karin war nicht mehr im Büro, das hätte ich mir ja denken können.
    Ich rief in unserem Hotel an, und dort sagte man mir, Fräulein Uhlmann sei vor etwa vierzehn Tagen umgezogen. Ja, richtig, nach Degerloch.
    In unsere neue Wohnung!
    Wahrscheinlich hatte sie alles schon eingerichtet, für sich und für mich. Sie wollte mich damit überraschen. Gut, morgen würde ich bei ihr sein.

    Meine Unterredung mit dem Chef am nächsten Morgen war kurz.
    »Ich bin freigesprochen, Herr Holsten.«
    »Ja, ich habe davon im Rundfunk gehört. Es steht auch in der Zeitung.«
    »Kann ich jetzt meinen Posten in Stuttgart wieder haben?«
    Er saß unbeweglich hinter seinem Schreibtisch, und seine farblosen Greisenaugen gingen in einer beleidigenden Art durch mich hindurch.
    »Nein«, sagte er. »Man konnte Ihnen nichts nachweisen, das ist alles. Ich habe in meiner Firma...«
    Ich unterbrach ihn und sprang auf.
    »Herr Holsten! Wollen Sie damit sagen, daß Sie mich trotzdem für einen Mörder halten?«
    »Ich will gar nichts sagen, was ich nicht gesagt habe. Der Posten ist anderweitig besetzt, ich bitte Sie, sich anderswo umzusehen.«
    »Gut«, sagte ich wütend. »Ich werde mir mein Brot auch in einer anderen Firma verdienen können.«
    Ich verließ sein Büro und prallte vor der Tür beinahe mit meinem früheren Kollegen Erwin Mack zusammen.
    Er strahlte, als er mich sah.
    »Mensch, Stefan!« Er klopfte mir erfreut auf die Schulter. »Prima hast du das gemacht.« Seine Stimme wurde leise. »An deiner Stelle hätte ich genauso gehandelt. Wir haben alle in der Firma einen Mordsrespekt vor dir bekommen. Ehrlich: kein Mensch hätte dir das vorher zugetraut.«
    Ich schob ihn überrascht von mir.
    »Sag mal, Erwin, — wovon sprichst du überhaupt?«
    Wieder versuchte er, mir kollegial auf die Schulter zu klopfen.
    »Na, wir haben doch deinen Prozeß verfolgt. Die ganze Firma hat alle verfügbaren Zeitungen gesammelt. Wir sind alle mit dir einig. Diesen Schmutzfinken hätten wir auch umgebracht.«
    »Ihr... ihr glaubt, ich hätte...«
    »Ja, ist doch klar, Mensch. Wir haben in jeder Mittagspause nur von dir und deinem Prozeß gesprochen. Also ich muß schon sagen, wenn ein solcher Dreckskerl meine Frau... also ich wäre ihm auch nachgefahren und hätte ihn erschlagen. Was ist eine solche Wanze schon wert. Wir waren ordentlich stolz auf dich. Ja, ja, die stillen Wasser... niemand hätte eine solche Energie und soviel Mut bei dir geahnt.«
    »Erwin, ihr seid verrückt. Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher