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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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des Arztes, der mir gesagt hatte, Hilda müsse nach Davos. Erst lange Zeit danach erinnerte ich mich daran, und da war es zu spät.
    Ich stand noch immer wie erstarrt in Hildas Schlafzimmer. Und dann kam mir die erlösende Idee. Sie erfüllte mich mit Genugtuung, mit einer wilden Freude: Hilda selbst sollte den Fehlbetrag in meiner Kasse zahlen.
    Einen Tag vor unserer Ehe hatte ich eine Lebensversicherung abgeschlossen, für uns beide. Für jeden zehntausend Mark. Und fast neun Jahre hatte ich die Prämien regelmäßig bezahlt. Hildas Tod würde mir das Geld zurückgeben, das sie mir gestohlen hatte.
    Entschlossen ging ich in die Küche.
    »Jetzt habe ich dich in der Hand«, sagte ich. Du hast selbst zugegeben, daß du mich mit einem anderen Mann betrogen hast; Jetzt kann ich mich scheiden lassen. Und zwar schuldlos. Und keinen Pfennig Unterhalt werde ich dir bezahlen.«
    Ich weiß nicht genau, warum ich das sagte. Mein Plan, sie umzubringen, stand ja schon fest. Vielleicht war es einfach die Freude daran, auch ihr einmal einen Knüppel zwischen die Beine werfen zu können;
    Aber es war gar keiner.
    »Damit wirst du kaum Erfolg haben«, sagte sie leichthin. »Erstens hat’s niemand gehört, und zweitens müßtest du es ja beweisen können.«
    Was immer ich auch tat, ich kam nicht gegen sie auf. Es gab nur eine einzige Tat, gegen die sie nichts mehr würde unternehmen können. Und diese Tat mußte ich vollbringen.
    Ich ging auf die Straße hinunter. Die kühle Nachtluft tat mir wohl. In wenigen Minuten war ich im Park.
    Wie konnte ich es tun?
    Da hatte ein Mann in Essen seiner Frau ein Pflanzengift in den Tee geschüttet. Sie war sofort gestorben. Die Polizei hatte die Wohnung durchsucht und die leere Giftampulle in der Nachttisch-Schublade des Mannes gefunden. Er war ein Stümper gewesen.
    Und da hatte eine Frau ihrem Mann Rattengift ins Essen gemischt, in kleinen Mengen, Tag für Tag, bis er tot war. Natürlich wurde die Leiche untersucht. Die Frau hatte das Gift in der nächsten Drogerie gekauft, der Drogist kannte sie, und man sperrte sie lebenslänglich ein. Eine Stümperin.
    Ich mußte einen anderen Weg finden. Ich mußte einen vollendeten Mord begehen.
    Am sichersten schien es mir zu sein, den Anschein eines Unfalls zu erwecken. Überfahren? Wie sollte ich das machen? Die Treppe hinabstürzen? Das war höchst unsicher. Schlaftabletten? Meine Frau nahm keine Medikamente, die ich hätte austauschen können. Alles, was ich mir ausdachte, war Unsinn.
    Ich lenkte meine Schritte heimwärts und tröstete mich mit dem Gedanken, daß ich es zwar bald tun mußte, aber nicht heute nacht oder morgen.
    Als ich heimkam, hörte ich Hilda noch immer in der Küche. Ich ging in mein Zimmer, stellte mein Tonbandgerät an und suchte das Band mit Schuberts h-Moll-Sinfonie heraus, der >Unvollendeten<. Ich hatte diese Aufnahme vor einiger Zeit aus dem Radio gemacht. Es war eine Übertragung aus Amsterdam gewesen, mit dem Concertgebouw-Orchester.
    Ich spannte das Band ein, und gerade, als ich es laufen lassen wollte, kam mir ein Gedanke. Ich sprang auf und ging in die Küche.
    Hilda stand am Grill und bereitete sich ein Steak, ohne Fett, besorgt um ihre schlanke Linie. Sie schaute mich nur flüchtig an, dann trank sie aus einem Glas Rotwein, das auf dem Küchentisch stand.
    Ich blieb an der Tür stehen und sah sie an. Fast neun Jahre waren wir verheiratet, seit vielen Jahren keine Eheleute mehr. Und sie war immer noch schön. Ihr blondes Haar schimmerte duftig. Sie gab viel Geld für ihren Friseur aus. Und ihre Augen waren noch genauso groß und blau wie damals, als ich sie kennenlernte. Nur, so schien es mir jetzt, nur ihr Mund hatte sich verändert. Der war damals groß und sinnlich gewesen, jetzt erschien er mir ordinär.
    »Du hast dich vorhin geirrt«, sagte ich ruhig.
    »So?«
    »Ja. Du wolltest doch, daß ich dir Unterhalt zahle, wenn ich schuldig geschieden bin.«
    »Ja. Und darauf bestehe ich.«
    »Das werde ich aber nicht können, wenn ich meine Stellung verliere oder gar im Gefängnis sitze.«
    Sie stellte ihr Glas ab und saugte an ihrer Unterlippe.
    »Da hast du recht«, sagte sie endlich. »Aber was macht’s schon aus? Solche Verpflichtungen laufen ein Leben lang. Und einmal wirst du ja auch wieder Geld verdienen. Bis dahin werde ich schon keine Not leiden. Es gibt Männer genug, die froh sind, wenn sie mir aus der Patsche helfen dürfen.«
    Und wenn ich sie jetzt einfach erwürgte? Wenn ich meine Händ hebe, sie um

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