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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ihrer eigenen Stadt.«
    »Dieser Mann lügt wie gedruckt!« brüllte Kyaga. Sein Ausbruch wurde mit eisigem Schweigen aufgenommen.
    Muschelring drehte sich zu Nistur um. »So hat er den Wahrheitssucher getäuscht! ›Schattensprecher hat Yalmuk nicht getötet‹, hat er gesagt. Es ist wahr! Es gab niemals einen Schattensprecher!«
    Nistur nickte. »Laß dir das eine Lehre sein. Trau niemals einem Mann, der von sich selbst in der dritten Person redet.«
    »Wir hätten uns von einem solchen Schuft doch niemals so leicht irreführen lassen!« protestierte ein Häuptling.
    »Ich glaube, das könnte ich näher erläutern«, sagte Stunbog. »Oh, da kommt ja einer meiner Kollegen mit dem Beweisstück.«
    Ein verschrumpelter kleiner Zauberer tauchte aus dem rückwärtigen Teil des Zelts auf. »Ich habe es«, verkündete er und hielt eine messingbeschlagene Schatulle hoch, die er Stunbog aushändigte.
    Die füllige Frau in der umfangreichen Robe erschien ebenfalls hinten im Zelt. »Eine Harfe war nicht da«, gab sie bekannt, »aber ich habe das hier gefunden.« Sie hielt eine Laute mit langem Hals hoch, an der eindeutig eine Saite fehlte.
    »Ich vermute, eine Harfe wäre unterwegs zu umständlich gewesen«, sagte Eisenholz.
    »Vor ein paar Jahren«, erklärte Stunbog, »hatten diese beiden Männer, Eisenholz und Boreas, eine schicksalhafte Begegnung mit einem jungen Schwarzen Drachen. Eisenholz hat ihn getötet, wurde aber schrecklich verwundet. Boreas, der sich während des Kampfes zurückgehalten haben muß, nahm das Herz des Drachen an sich und floh. Seinen Kameraden ließ er dem Tode nahe zurück. Seht her, das Herz des Drachen!«
    Er klappte den Deckel auf und hielt die Schatulle hoch. Selbst die rauhen Nomaden und die Intriganten aus Tarsis hielten den Atem an. Darin lag, gebettet auf Satin, ein gräulich-rotes Herz, größer als das eines ausgewachsenen Stiers. Obwohl sein Körper längst tot war, pulsierte das Organ mit unheimlicher Lebenskraft, ja, es pochte hörbar.
    »Das Herz eines Schwarzen Drachen«, fuhr Stunbog fort. »Wenn es auf die richtige Weise von jemandem aktiviert wird, der in den Künsten beschlagen ist, wirft es einen Zauber des Ansehens über seinen Besitzer. Es verleiht ihm großes Charisma und läßt den, der eigentlich durchschnittlich ist, vortrefflich erscheinen. Warum nur ein großer Schauspieler sein, dachte Boreas, wenn er mit diesem Talisman die Bühne der Welt betreten konnte?«
    »Ah!« rief Nistur. »Jetzt erkenne ich dich!« Er stellte sich neben Eisenholz, zog eine Börse aus seiner Tunika und warf sie Boreas vor die Füße. »Ich muß dir dein Blutgeld zurückgeben, denn ich habe bei meinem Auftrag versagt.« Er wandte sich an die Versammlung. »Dieser Mann hat mich – verkleidet als Edler von Tarsis – angeheuert, um meinen Freund hier zu töten, den ich damals noch nicht kannte. Der, der sich viele Namen gibt, hat eine Vorliebe für heimlichen Mord. Er hat sogar eine Bande von Schurken bestellt, die uns in der Altstadt auflauerten.«
    »Er hatte mehr als Mord im Sinn, als er diesen Angriff in Auftrag gab«, sagte Stunbog, »genau wie er mehr als nur eine Eroberung im Sinn hatte, als er gegen Tarsis zog.«
    »Was könnte wichtiger sein, als Tarsis zu erobern?« fragte der Fürst hochmütig. »Nicht, daß ich eine solche Dreistigkeit zugelassen hätte, natürlich nicht.«
    »Es sieht so aus, als hätte Boreas viel Zeit damit verbracht, die Legenden über Schwarze Drachen zu studieren. Sie sind viel komplexere Wesen, als ihr abscheulicher Ruf andeutet. Er hatte das Herz, aber Eisenholz nahm die Haut des Drachen. Zusammen mit einem Spruch aus einem sehr alten, geheimen Buch würden ihn diese zwei Dinge mächtiger machen als in seinen wildesten Träumen. Irgendwo unter den Ruinen der Altstadt von Tarsis liegt die große Bibliothek von Khrystann; das ist unter Gelehrten allgemein bekannt. Wenn dieses Zauberbuch irgendwo zu finden ist, dann in der alten Bibliothek.
    Böse Menschen unterstellen allen anderen böse Absichten. Als Boreas erfuhr, daß Eisenholz in Tarsis war, vermutete er, daß sein alter Freund ebenfalls auf der Suche nach dem Zauberbuch wäre und bald kommen würde, um das Herz des Drachen zu stehlen. Deshalb bezahlte Boreas Nistur dafür, Eisenholz zu töten, und als das nicht klappte, heuerte er die Straßenräuber an, um uns von der Altstadt fernzuhalten. Er wollte Eisenholz tot sehen, und er wollte die letzten Teile der Drachenhaut.«
    »Was soll das heißen, die

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